Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
WG-Kennzeichen führt zu Schlagabtausch im Netz
In verschiedenen Facebookgruppen des Landkreises diskutieren die Nutzer
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KREIS RAVENSBURG/WANGEN - Die Initiative für die Wiedereinführung des WG-Kennzeichens setzt bei der möglichen Durchsetzung ihres Ziels auch auf die Unterstütztung von Bürgern in anderen Städten und Gemeinden des Landkreises: „Es ist ganz wichtig, nicht nur an Wangen zu denken“, hatte Mitbegründer Gerold Fix bei der Gründungsversammlung Ende vergangener Woche gesagt. Die „Schwäbische Zeitung“hat sich in Sachen Stimmung umgehört – in Facebook-Gruppen, die jeweils Bürger aus den Städten Leutkirch, Isny, Bad Wurzach, Ravensburg und Bad Waldsee betreffen. Heraus kamen teils sehr unterschiedliche Meinungsbilder. Unterdessen hat sich auch das Landratsamt positioniert. Gleiches gilt für erste Kreisräte.
Leutkirch: Hier gehen die Meinungen stark auseinander. Viele sehnen sich ein WG-Kennzeichen herbei, andere zeigen Unverständnis für diese Forderung. Von „Kleinstaaterei“ist beispielsweise die Rede. „Warum dann nicht gleich ein LTKKennzeichen, denn ein Wangener bin ich definitiv nicht“, schreibt ein Nutzer. „Einfach unnötig“, findet ein anderer Nutzer: „Klebt euch einen großen Aufkleber auf das Auto und gut ist.“
Die Unterstützer argumentieren: „Schade, dass der Kreistag nicht vor etwa fünf Jahren nach Anregung aus dem Regierungsbezirk sofort entschieden hat: Wir geben alte Kennzeichen wieder frei.Warum nicht (...)?“Ähnlich argumentiert dieser Nutzer: „Es kostet doch nicht mehr Geld, und es schadet niemandem, es wieder zuzulassen. (...) Das Schildle am neuen Auto zahlen die Leute selber und würden sich freuen. Die Frage ist nicht, warum man sich dafür einsetzt, sondern eher, warum so
ein vehementer Druck dagegen veranstaltet wird.“
Ein anderer User fordert: „Her mit WG... Ich bin Allgäuer, koi Schwob.“Oder: „Ich bin dafür, mit RV fühlt man sich nicht als vollwertiger Allgäuer.“Diese Aussage kritisiert ein anderes Mitglied: „Ich finde es ganz schön traurig, wenn ich meine Identität als Allgäuer eine Auto-Nummerntafel definieren muss.“
Isny: Auch hier gibt es ein großes Für und Wider von WG-Kennzeichen. Ein Isnyer schreibt: „Ich finde die Wiedereinführung des Kennzeichens eine wunderschöne Gelegenheit für die Westallgäuer Identität. (...) Auch im Ostallgäu gibt es bereits FÜS, MOD und KS wieder als Kennzeichen. Wieso wir also nicht auch?“Viele Westallgäuer hätten weitaus mehr Bezug zu WG als zu RV. Die fast 50 Kilometer entfernte Stadt Isny sei davon besonders betroffen. Ein anderer schreibt: „Die sollten die Kennzeichen endlich komplett freigeben. Nachdem man das Kennzeichen auch nach dem Umzug nicht mehr wechseln muss, ist der eigentliche Sinn, nämlich Rücksicht auf einen Fahrer ohne Ortskenntnis zu nehmen, ausgehebelt.“
Bad Wurzach: „Dann sollten die Einwohner von Unterschwarzach und Dietmanns auch wieder mit BC fahren dürfen“, fordert ein Wurzacher. Denn diese Orte gehörten früher zum Landkreis Biberach. Ein anderer Nutzer weist darauf hin, dass auch in vielen anderen Kreisen das Nebeneinander von neueren und Altkreis-Kennzeichen problemlos funktioniere. Ein Gruppenmitglied behauptet: „Der Vorteil wäre zum Beispiel, dass die Kennzeichen mit RV langsam knapp werden, zumindest die kurzen Buchstabenkombinationen für Oldtimer, US-Fahrzeuge oder Motorräder.“Ein weiterer User stellt klar: „WG nimmt euch nichts, kostet euch nichts, wäre komplett freiwillig, ihr könntet euer RV ja behalten. Wo liegt das Problem?“
Ravensburg: Hier können nur wenige den Wunsch der Wangener nach einem eigenen Kennzeichen nachvollziehen. Einige reagieren genervt. „Vollkommener Unsinn. Kostet viel, bringt nichts und spaltet den Landkreis“, schreibt ein Gruppenmitglied. „Dieses zurück in die ,Kleinstaaterei’ ist der falsche Weg.“Ein anderer: „Gibt es denn nichts Wichtigeres als dieses beschi..ene WG-Kennzeichen. Wer soll den Mist wieder finanzieren.“Oder auch: „Jede Aktion dafür (und übrigens auch dagegen) ist für mich verschwendete Energie und rausgeschmissenes Geld. (...) Ob da jetzt RV steht oder TT oder WG ist doch egal. Lokalpatriotismus in allen Ehren, aber der Aufwand ist meines Erachtens nicht zu rechtfertigen.“
Weingarten: Neben Unverständnis kommen hier prompt auch (ironische) Forderungen nach weiteren Kennzeichen auf, etwa diese: „Ich will auch als Waigärtler ein eigenes Autokennzeichen... WGT-XX-XXX. Gründe jetzt dafür eine FacebookGruppe und eine Online-Petition. Wer macht mit?“Ein weiterer Nutzer setzt sich für ein Waldsee-Kennzeichen ein. „Das war auch mal ein eigenes Oberamt... beziehungsweise Altdorf ja auch, von 1805 bis 1810, also ALT.“
Bad Waldsee: Hier gab es innerhalb von 24 Stunden keine Reaktion auf den Diskussionsaufruf.
Wangen: Eine klare Richtung gibt es in der SZ-Facebookgruppe „Du weißt, dass du aus Wangen bist, wenn...“Am Samstagmorgen hatte der hiesige Architekt Michael Scheidler dort den Titel um folgende Worte ergänzt: „... wenn das WGKennzeichen einem noch etwas sagt und man die Initiative dafür unterstützt“. Der Eintrag erhielt bis zum Mittwochmittag die im Vergleich außergewöhnlich hohe Zahl von rund 110 Zustimmern („Likes“). Dazu gab es jede Menge positiver Kommentare. Einige Auszüge: „Ich bin mit Herz dabei... WG – weil’s geht.“; „WG einfach genial.“; „Als Wangener sollte es ein Muss sein, WG zu haben, wir sind doch keine Ravensburger RV.“„Würde es mir sofort holen.“; „Versteh nicht, dass das nicht einfach gemacht wird. Klappt doch woanders auch.“Nur vereinzelt meldeten sich Gegenstimmen. So hieß es auch: „Wenn es in Wangen keine größeren Probleme gibt als das RV Kennzeichen, ist ja alles gut.“
Landratsamt: Die Verwaltung des Landkreises Ravensburg sieht sich angesichts der jüngsten Debatte um das WG-Kennzeichen an den Beschluss des Kreistags von 2013 gebunden. Dies erklärte Sprecher Franz Hirth am Mittwoch auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Damals war das Gremium dem Beschlussvorschlag der Behörde gefolgt, das Altkennzeichen nicht wieder einzuführen. Laut Hirth geschieht dies aus Überzeugung: „Als Landratsamt sind wir für alles, was zur Integration und Stärkung des gesamten Landkreises beiträgt, und wir sehen alles skeptisch, was diese Einheit in Frage stellen kann.“Das treffe auf das Begehren der jüngst gegründeten Initiative zu: „Die Aktion macht niemanden stärker, auch nicht das Allgäu“, so Hirth. Stattdessen schwäche sie den Landkreis. Zudem seien deren Argumente „nicht sonderlich überzeugend“, da ein WGKennzeichen nicht das ganze dem Kreis zugehörigen Teil des Allgäu abbilde. Dies gelte zum Beispiel für Aichstetten und Isny. Außerdem beziehe man Orte im Westen des Kreisgebiets nicht ein.