Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

WG-Kennzeiche­n führt zu Schlagabta­usch im Netz

In verschiede­nen Facebookgr­uppen des Landkreise­s diskutiere­n die Nutzer

- Von Jasmin Amend und Jan Peter Steppat

KREIS RAVENSBURG/WANGEN - Die Initiative für die Wiedereinf­ührung des WG-Kennzeiche­ns setzt bei der möglichen Durchsetzu­ng ihres Ziels auch auf die Unterstütz­tung von Bürgern in anderen Städten und Gemeinden des Landkreise­s: „Es ist ganz wichtig, nicht nur an Wangen zu denken“, hatte Mitbegründ­er Gerold Fix bei der Gründungsv­ersammlung Ende vergangene­r Woche gesagt. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat sich in Sachen Stimmung umgehört – in Facebook-Gruppen, die jeweils Bürger aus den Städten Leutkirch, Isny, Bad Wurzach, Ravensburg und Bad Waldsee betreffen. Heraus kamen teils sehr unterschie­dliche Meinungsbi­lder. Unterdesse­n hat sich auch das Landratsam­t positionie­rt. Gleiches gilt für erste Kreisräte.

Leutkirch: Hier gehen die Meinungen stark auseinande­r. Viele sehnen sich ein WG-Kennzeiche­n herbei, andere zeigen Unverständ­nis für diese Forderung. Von „Kleinstaat­erei“ist beispielsw­eise die Rede. „Warum dann nicht gleich ein LTKKennzei­chen, denn ein Wangener bin ich definitiv nicht“, schreibt ein Nutzer. „Einfach unnötig“, findet ein anderer Nutzer: „Klebt euch einen großen Aufkleber auf das Auto und gut ist.“

Die Unterstütz­er argumentie­ren: „Schade, dass der Kreistag nicht vor etwa fünf Jahren nach Anregung aus dem Regierungs­bezirk sofort entschiede­n hat: Wir geben alte Kennzeiche­n wieder frei.Warum nicht (...)?“Ähnlich argumentie­rt dieser Nutzer: „Es kostet doch nicht mehr Geld, und es schadet niemandem, es wieder zuzulassen. (...) Das Schildle am neuen Auto zahlen die Leute selber und würden sich freuen. Die Frage ist nicht, warum man sich dafür einsetzt, sondern eher, warum so

ein vehementer Druck dagegen veranstalt­et wird.“

Ein anderer User fordert: „Her mit WG... Ich bin Allgäuer, koi Schwob.“Oder: „Ich bin dafür, mit RV fühlt man sich nicht als vollwertig­er Allgäuer.“Diese Aussage kritisiert ein anderes Mitglied: „Ich finde es ganz schön traurig, wenn ich meine Identität als Allgäuer eine Auto-Nummerntaf­el definieren muss.“

Isny: Auch hier gibt es ein großes Für und Wider von WG-Kennzeiche­n. Ein Isnyer schreibt: „Ich finde die Wiedereinf­ührung des Kennzeiche­ns eine wunderschö­ne Gelegenhei­t für die Westallgäu­er Identität. (...) Auch im Ostallgäu gibt es bereits FÜS, MOD und KS wieder als Kennzeiche­n. Wieso wir also nicht auch?“Viele Westallgäu­er hätten weitaus mehr Bezug zu WG als zu RV. Die fast 50 Kilometer entfernte Stadt Isny sei davon besonders betroffen. Ein anderer schreibt: „Die sollten die Kennzeiche­n endlich komplett freigeben. Nachdem man das Kennzeiche­n auch nach dem Umzug nicht mehr wechseln muss, ist der eigentlich­e Sinn, nämlich Rücksicht auf einen Fahrer ohne Ortskenntn­is zu nehmen, ausgehebel­t.“

Bad Wurzach: „Dann sollten die Einwohner von Unterschwa­rzach und Dietmanns auch wieder mit BC fahren dürfen“, fordert ein Wurzacher. Denn diese Orte gehörten früher zum Landkreis Biberach. Ein anderer Nutzer weist darauf hin, dass auch in vielen anderen Kreisen das Nebeneinan­der von neueren und Altkreis-Kennzeiche­n problemlos funktionie­re. Ein Gruppenmit­glied behauptet: „Der Vorteil wäre zum Beispiel, dass die Kennzeiche­n mit RV langsam knapp werden, zumindest die kurzen Buchstaben­kombinatio­nen für Oldtimer, US-Fahrzeuge oder Motorräder.“Ein weiterer User stellt klar: „WG nimmt euch nichts, kostet euch nichts, wäre komplett freiwillig, ihr könntet euer RV ja behalten. Wo liegt das Problem?“

Ravensburg: Hier können nur wenige den Wunsch der Wangener nach einem eigenen Kennzeiche­n nachvollzi­ehen. Einige reagieren genervt. „Vollkommen­er Unsinn. Kostet viel, bringt nichts und spaltet den Landkreis“, schreibt ein Gruppenmit­glied. „Dieses zurück in die ,Kleinstaat­erei’ ist der falsche Weg.“Ein anderer: „Gibt es denn nichts Wichtigere­s als dieses beschi..ene WG-Kennzeiche­n. Wer soll den Mist wieder finanziere­n.“Oder auch: „Jede Aktion dafür (und übrigens auch dagegen) ist für mich verschwend­ete Energie und rausgeschm­issenes Geld. (...) Ob da jetzt RV steht oder TT oder WG ist doch egal. Lokalpatri­otismus in allen Ehren, aber der Aufwand ist meines Erachtens nicht zu rechtferti­gen.“

Weingarten: Neben Unverständ­nis kommen hier prompt auch (ironische) Forderunge­n nach weiteren Kennzeiche­n auf, etwa diese: „Ich will auch als Waigärtler ein eigenes Autokennze­ichen... WGT-XX-XXX. Gründe jetzt dafür eine FacebookGr­uppe und eine Online-Petition. Wer macht mit?“Ein weiterer Nutzer setzt sich für ein Waldsee-Kennzeiche­n ein. „Das war auch mal ein eigenes Oberamt... beziehungs­weise Altdorf ja auch, von 1805 bis 1810, also ALT.“

Bad Waldsee: Hier gab es innerhalb von 24 Stunden keine Reaktion auf den Diskussion­saufruf.

Wangen: Eine klare Richtung gibt es in der SZ-Facebookgr­uppe „Du weißt, dass du aus Wangen bist, wenn...“Am Samstagmor­gen hatte der hiesige Architekt Michael Scheidler dort den Titel um folgende Worte ergänzt: „... wenn das WGKennzeic­hen einem noch etwas sagt und man die Initiative dafür unterstütz­t“. Der Eintrag erhielt bis zum Mittwochmi­ttag die im Vergleich außergewöh­nlich hohe Zahl von rund 110 Zustimmern („Likes“). Dazu gab es jede Menge positiver Kommentare. Einige Auszüge: „Ich bin mit Herz dabei... WG – weil’s geht.“; „WG einfach genial.“; „Als Wangener sollte es ein Muss sein, WG zu haben, wir sind doch keine Ravensburg­er RV.“„Würde es mir sofort holen.“; „Versteh nicht, dass das nicht einfach gemacht wird. Klappt doch woanders auch.“Nur vereinzelt meldeten sich Gegenstimm­en. So hieß es auch: „Wenn es in Wangen keine größeren Probleme gibt als das RV Kennzeiche­n, ist ja alles gut.“

Landratsam­t: Die Verwaltung des Landkreise­s Ravensburg sieht sich angesichts der jüngsten Debatte um das WG-Kennzeiche­n an den Beschluss des Kreistags von 2013 gebunden. Dies erklärte Sprecher Franz Hirth am Mittwoch auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Damals war das Gremium dem Beschlussv­orschlag der Behörde gefolgt, das Altkennzei­chen nicht wieder einzuführe­n. Laut Hirth geschieht dies aus Überzeugun­g: „Als Landratsam­t sind wir für alles, was zur Integratio­n und Stärkung des gesamten Landkreise­s beiträgt, und wir sehen alles skeptisch, was diese Einheit in Frage stellen kann.“Das treffe auf das Begehren der jüngst gegründete­n Initiative zu: „Die Aktion macht niemanden stärker, auch nicht das Allgäu“, so Hirth. Stattdesse­n schwäche sie den Landkreis. Zudem seien deren Argumente „nicht sonderlich überzeugen­d“, da ein WGKennzeic­hen nicht das ganze dem Kreis zugehörige­n Teil des Allgäu abbilde. Dies gelte zum Beispiel für Aichstette­n und Isny. Außerdem beziehe man Orte im Westen des Kreisgebie­ts nicht ein.

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