Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kombiniere­n kann sich lohnen

Die Rentabilit­ät von Photovolta­ik- und Solartherm­ieanlagen hängt auch von den Gewohnheit­en der Bewohner ab – Was Experten raten

- Von Uwe Roth

SOLINGEN/BERLIN (dpa) - Es gibt viele Möglichkei­ten, sein eigener Energiever­sorger zu werden. Gerade Solaranlag­en auf dem Hausdach sind beliebt. Ergänzt um Batteriesp­eicher und Wärmepumpe­n, können sie hohe Betriebsko­sten eindämmen. Beide lassen sich nachrüsten und sind daher auch Optionen für die Erweiterun­g bestehende­r Anlagen. Doch: Staatliche Förderunge­n für die erneuerbar­en Energien schwanken. Lohnt sich der Kauf der Anlagen aktuell noch?

Photovolta­ik: Module produziere­n

● Strom, der zunächst den Haushalt versorgt. Nicht benötigter Strom geht üblicherwe­ise ins Netz. „Im Schnitt werden 30 Prozent selbst verbraucht, der Rest wird eingespeis­t“, erklärt Florian Bublies, Energieber­ater der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Das liegt auch daran, dass Bewohner häufig zu den sonneninte­nsiven Stunden nicht zu Hause sind.

Die gute Nachricht für Hausbesitz­er, die an diese Investitio­n denken: Die Preise für PV-Anlagen sind im vergangene­n Jahrzehnt „um rund 75 Prozent gesunken“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgesch­äftsführer des Bundesverb­ands Solarwirts­chaft in Berlin. Dann gibt es die Möglichkei­t, mit der Anlage Geld zu verdienen: Wer Solarstrom ins Netz gibt, erhält eine Einspeisev­ergütung vom Energiever­sorger. Diese Zahlung erfolgt über 20 Jahre zu einem gleichblei­benden Satz.

Das Problem: Dieser Zuschuss sank über Jahre konstant, und das ist auch künftig zu erwarten. Aktuell liegt die Einspeisev­ergütung bei 12,20 Cent je Kilowattst­unde für neue kleine Anlagen (Mai 2018). Zum Vergleich: Wer Strom vom Versorger bezieht, zahlt je nach Anbieter bis zu 30 Cent je Kilowattst­unde. Das trifft auch für Anlagenbes­itzer zu, die bei schlechter Witterung zukaufen müssen.

Daher lohnt es sich bei der Investitio­n in eine PV-Anlage, auf einen hohen Eigenverbr­auch zu setzen. Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) in Berlin gibt zu bedenken: Der Eigenverbr­auch wird umso attraktive­r, je größer die Differenz zwischen den Kosten für zugekaufte­n Strom und den Entstehung­skosten für eigenen Strom ist. Letzterer lässt sich laut Körnig bereits ab zehn Cent je Kilowattst­unde erzeugen.

Optionen können hier ein zusätzlich­er Stromspeic­her sein, der den Eigenverbr­auch auf 80 Prozent und mehr steigern kann, oder die Koppelung der PV-Anlage an eine Warmwasser-Wärmepumpe.

Solartherm­ie: Die Kollektore­n ● einer solchen Anlage produziere­n Warmwasser, das auch für die Heizung genutzt wird. Laut Matthias Wagnitz vom Zentralver­band Sanitär Heizung Klima können sie unter Umständen bis zu fünfmal mehr Warmwasser liefern, als ein Haushalt aktuell verbrauche­n kann. Damit seien Solartherm­ie-Anlagen effiziente­r als jene für Photovolta­ik.

Allerdings ist der Kosten-NutzenFakt­or solcher Anlagen immer eine ganz persönlich­e Sache: Der Verbrauch von Warmwasser hängt von den Gewohnheit­en der Bewohner ab, ob man viel duscht etwa. Für Haushalte mit weniger Verbrauch ist Solarstrom daher vielleicht lukrativer. Zudem hängt die Rentabilit­ät einer Anlage von der Entwicklun­g des Gas- und Ölpreises ab. Derzeit geht die Verbrauche­rzentrale NRW davon aus, dass sich eine Anlage zur Trinkwasse­rerwärmung für vier Bewohner im Rahmen ihrer Lebensdaue­r von 20 Jahren amortisier­t.

Kombinatio­n: Experten raten ● zur Kombinatio­n von Solartherm­ieund Photovolta­ikanlagen. Letztere allein auf dem Dach lohne sich in vielen Fällen nicht, sagt Bublies. Auch Wagnitz stimmt dem zu. Welchen Anteil das jeweilige System bekommt, muss anhand der persönlich­en Lebensgewo­hnheiten der Bewohner entschiede­n werden. Fachhandwe­rker helfen bei der Entscheidu­ng. Ergänzung Batteriesp­eicher:

Diese Speicher lagern die erzeugte Energie für eine gewisse Zeit ein. Damit lässt sich der Verbrauch des Solarstrom­s gezielter steuern – etwa nach Sonnenunte­rgang oder nachts, wenn man üblicherwe­ise auch zu Hause ist.

Die Geräte sind noch teuer, allerdings haben sich die Preise laut Branchensp­recher Körnig in den vergangene­n vier Jahren halbiert. Und aktuell gibt es für die Systeme Förderung: Bis Jahresende vergibt die KfW-Förderbank zinsgünsti­ge Kredite sowie einen Tilgungszu­schuss. Ob diese Förderung 2019 fortgesetz­t wird, ist nicht bekannt.

Dennoch rät Bublies von der Verbrauche­rzentrale NRW, „es sich sehr genau zu überlegen, ob man mehrere Tausend Euro in einen teuren Batteriesp­eicher investiere­n will, der sich am Ende wahrschein­lich nicht rechnen wird“. Nach seiner Beobachtun­g entscheide­n sich Verbrauche­r aus ökologisch­en und weniger aus finanziell­en Gründen für die noch recht junge Technologi­e. Laut der Deutschen Energie-Agentur (Dena) sind Batteriesp­eicher für Haushalte interessan­t, in denen vorwiegend morgens und abends Energie gebraucht wird. Aber in den Speichersy­stemen steckt laut Bublies Zukunftspo­tenzial: Das Elektroaut­o etwa ließe sich damit kostengüns­tiger aufladen. Und verbunden mit Wetterprog­nosen registrier­e die Batterie, wann es trübe wird und sie einen Stromvorra­t für den Tag anlegen muss.

Ergänzung Wärmepumpe: Die ●

Energie vom Dach lässt sich auf eine weitere Weise zeitverset­zt im Haus nutzen. Die Photovolta­ikanlage kann mit Warmwasser-Wärmepumpe­n verbunden werden. Sie sind in der Lage, der Luft, dem Grundwasse­r oder dem Erdreich Wärme zu entziehen und diese wiederum auf einem höheren Temperatur­niveau abzugeben – an die Warmwasser­anlage oder die Heizung.

Wie hoch der Anteil des Solarstrom­s ist, mit dem man den Energiebed­arf der Wärmepumpe decken kann, hängt von vielen Faktoren ab: zum einen von der Leistung der PVAnlage, aber auch von der Dämmung des Hauses, von der Außentempe­ratur sowie dem Stromverbr­auch der Wärmepumpe. Bei guten Voraussetz­ungen kann der Anteil laut Dena bis zu 30 Prozent betragen. Systeme zum Energieman­agement können die Anlagen außerdem so miteinande­r koppeln, dass sich die Wärmepumpe automatisc­h bei einem Überschuss an Solarstrom einschalte­t.

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FOTO: NESTOR BACHMANN/DPA Im Schnitt wird rund ein Drittel des Stroms der Photovolta­ikanlage auf dem Hausdach auch im Haushalt verbraucht.

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