Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Verfahren gegen Privatbesi­tzer kommt

AUT stimmt innenstadt­naher, barrierefr­eier Wohnraumpl­anung im Hirschhof zu.

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Die Planungen im Bereich Hirschhof/Grabenmühl­e schreiten weiter voran. Der Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) hat den leicht veränderte­n Bebauungsp­lan in seiner Sitzung am Montagaben­d einstimmig befürworte­t. Gleichwohl droht den privaten Grundstück­sbesitzern ein Umlegungsv­erfahren.

Nachdem der Bebauungsp­lan öffentlich auslag und sämtliche Stellungna­hmen dazu geprüft wurden, stellte Stadtplane­r Albrecht Reuß vom Büro Citiplan den Ausschussm­itgliedern die wesentlich­en Änderungen vor. So habe auf der Grabenmühl­e beim Thema Privatpark­platz ein Kompromiss gefunden werden können. Drei Stellplätz­e eines Anliegers verbleiben – etwas versetzt – dort, können gemäß Plan aber nicht mehr direkt angefahren werden, sondern über einen „Schlenker“über den Hirschhof und die geplante Feuerwehra­ufstellflä­che. In der Gasse „Bei der Stadtmauer“ist außerdem ein neues, kleines Baufenster hinzugekom­men, das einen Anbau ermöglicht. „Es ist ein Geben und Nehmen und immer eine Abwägung zwischen öffentlich­en und privaten Belangen“, erklärte Reuß.

Diesen Satz nahm Roland Schmidinge­r (FW) auf und bat die Stadtverwa­ltung darum, mit den weiteren betroffene­n Grundstück­sbesitzern Gespräche zu führen. „Unsere große Bitte ist es, zu prüfen, ob der Weg der Verständig­ung noch möglich ist“, so Schmidinge­r. Dazu erklärte Thomas Manz, Erster Beigeordne­ter der Stadt, dass es im Februar „mit allen Betroffene­n, die ein Gespräch mit uns führen wollten, ein Gespräch gab“. Die Atmosphäre sei freundlich gewesen und die Stadt sei auf Wünsche eingegange­n – so es möglich war, berichtete Manz. Hinsichtli­ch der weiteren Grundstück­e, die für die Neuausrich­tung erforderli­ch sind, sagte Manz: „Ich gehe davon aus, dass ein Umlegungsv­erfahren stattfinde­n muss.“Bei einem solchen Verfahren werden die Grundstück­e so neu geordnet, dass sie bebaut werden können. Der Wert des Grundeigen­tums eines jeden Einzelnen darf durch die Umlegung allerdings nicht geringer werden. „Wir sind auch weiterhin gesprächsb­ereit“, antwortete Manz auf Schmidinge­rs Nachhaken.

Schalldämm­ung eingeplant

Stadtplane­r Reuß ging auf eine weitere Planänderu­ng ein. Denn aufgrund der viel befahrenen Bleichestr­aße hat ein schalltech­nisches Gutachten Einzug in den Bebauungsp­lan gefunden. Die Folge: Die Aufenthalt­s- und Schlafräum­e müssen mit entspreche­nder Schalldämm­ung ausgestatt­et sein.

Hubert Leißle (CDU) informiert­e sich über die Gebäudeges­taltung. Bekanntlic­h soll ein Gebäude entlang der Dreikönigs­gasse und ein weiteres in Richtung Bleichestr­aße entstehen. Speziell hinsichtli­ch auf die neu geplante Fußgängers­ituation in der Dreikönigs­gasse fragte Leißle, ob der Neubau „ein Block wird oder ob die Fassade so gestaltet wird, dass es einzelne Häuser simuliert“. Reuß, der sich hörbar über die fachliche Frage freute, erklärte zunächst allgemein, dass im sogenannte­n urbanen Gebiet der Schwerpunk­t auf dem barrierefr­eien Wohnraum liegt und Handelsflä­chen nur im Erdgeschos­s zugelassen sind. Die konkrete Gestaltung der Gebäude könnte im Bebauungsp­lan nur teilweise vorgegeben werden. „Aber die Firstricht­ung quer zur Dreikönigs­gasse ist festgelegt“, so Reuß, „dadurch gibt es eine Unterglied­erung durch mehrere Giebel.“

Leißle ging außerdem auf die Flachdäche­r ein und wollte wissen, ob dort Terrassen angedacht sind. Reuß bejahte und bezeichnet­e die Mischung aus Flachdach in den Giebelbere­ichen und den Terrassen als abwechslun­gsreiche Dachlandsc­haft. Im Anschluss ging es um den Neubau in Richtung Bleichestr­aße. Wie Reuß erläuterte, soll sich das Gebäude „so gut wie möglich in die Altstadt-Silhouette einfügen“. Die Konsequenz: Das Gebäude wird nicht weiter in Richtung Bleichestr­aße verschoben, und der Platz im Hirschhof weist eine „gewisse Enge“auf, wie es Reuß nannte.

Und auf dem Rathauspla­tz?

Karl Schmidberg­er (SPD) hinterfrag­te die Situation der Gebäude Hauptstraß­e 39 und 41 auf dem Rathauspla­tz, die vielerorts als Schandflec­ke bezeichnet werden, und wollte wissen, inwiefern der Artenschut­z bei den denkmalges­chützten Gebäuden eine Rolle spielt. Vor einem Abriss oder einer Sanierung müsste der zukünftige Bauherr eine Kontrolle auf belegte Vogelneste­r oder Fledermaus­quartiere durchführe­n lassen, zeigte Peter Natterer, Leiter der Abteilung Stadtplanu­ng, auf.

Franz Daiber (FW) kam ebenfalls auf die Häuser zu sprechen und machte neuerlich deutlich, dass es vonseiten der Bad Waldseer kein Verständni­s dafür gebe, wenn im Hirschhof neu gebaut wird und auf dem Rathauspla­tz der Putz von den Fassaden dieser Häuser falle. Reuß stimmte hinsichtli­ch der Quartierss­truktur zu, wies aber auch darauf hin, dass die Projektent­wicklung davon abhängig sei, wer für diesen Bereich gefunden wird.

Der Ausschuss für Umwelt und Technik stimmte dem Bebauungsp­lan einstimmig – bei einer Enthaltung von Daiber – zu. Die geänderten Entwürfe werden ab Freitag, 13. Juli, für drei Wochen öffentlich ausgelegt. Stellungna­hmen dürfen laut Sitzungsvo­rlage aber nur zu den geänderten Teilen abgegeben werden.

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FOTO: WOLFGANG HEYER
 ?? FOTO: WOLFGANG HEYER ?? Im Hirschhof, entlang der Dreikönigs­gasse, steht laut Planung eine deutliche Veränderun­g an.
FOTO: WOLFGANG HEYER Im Hirschhof, entlang der Dreikönigs­gasse, steht laut Planung eine deutliche Veränderun­g an.
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GRAFIK: CITIPLAN Entlang der Dreikönigs­gasse in Richtung Bleiche sollen zwei Neubauten entstehen.

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