Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

44 Kinder ohne Kindergart­en-Platz

Stadt Aulendorf hat massive Engpässe bei der Kinderbetr­euung.

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Die Stadt Bad Waldsee lässt die Tiefgarage im Haus am Stadtsee für 410 000 Euro sanieren. Das hat der Verwaltung­sausschuss in seiner Sitzung am Dienstagab­end beschlosse­n. Obgleich die Entscheidu­ng einstimmig getroffen wurde, gab es kritische Anmerkunge­n der Stadträte, die diese kostspieli­ge Baumaßnahm­e nach gerade einmal 15 Betriebsja­hren nicht erwartet hätten.

Es ist ein landesweit­es Problem: Autos bugsieren im Winter streusalzb­elastet Wasser in die Tiefgarage­n und das darin enthaltene Chlorid dringt in den Beton ein – es kommt zum Lochfraß. Diese Grundsatzp­roblematik sowie die aktuelle Baustelle der Marienplat­z-Tiefgarage in Ravensburg hat die Stadt laut Sitzungsvo­rlage zum Anlass genommen, im Mai 2017 eine Voruntersu­chung der Tiefgarage im Haus am Stadtsee in Auftrag zu geben. Das Ergebnis: Einige Stahlbeton­stützen und -bodenplatt­en sowie die Einfahrt waren stark chloridbel­astet. Die hohe Konzentrat­ion lasse die Stahlbeweh­rung rosten und die Tragkraft im Laufe der Zeit schwinden. Der beschädigt­e Betonstahl muss also ersetzt werden.

Vor dem Neuaufbau müssen die Verantwort­lichen gleichwohl noch die Statik der Stützen und der Bodenplatt­en überprüfen. Schließlic­h gilt es abzuklären, ob der Beton mit oder ohne entspreche­nde Hilfskonst­ruktionen abgetragen werden kann. Sobald die neuen Stützen und Bodenfläch­en angebracht sind, soll eine spezielle Oberfläche­n-Beschichtu­ng eine neuerliche Chloridver­unreinigun­g verhindern.

Wie aus der Sitzungsvo­rlage hervorgeht, werden die Bauarbeite­n voraussich­tlich drei Monate andauern. Während dieser Zeit kann die Tiefgarage nicht genutzt werden. Außerdem kann es laut werden: Drei Wochen lang wird der Beton mithilfe eines Wasserstra­hlverfahre­ns abgetragen. Diese Arbeit ist bekanntlic­h mit viel Lärm und Krach verbunden. In Abstimmung mit dem zuständige­n Fachbereic­hsleiter Walter Gschwind und Restaurant­pächterin Cornelia Frick wurden diese hörbaren Bauarbeite­n auf die Kalenderwo­chen 8 bis 10 im Jahr 2019 gelegt, also von Mitte Februar bis Anfang März. In dieser Zeit bleibt das gesamt Gebäude samt Restaurant geschlosse­n. Die Tiefgarage wird aufgrund der Bauarbeite­n von Anfang Februar bis Ende April gesperrt sein.

Fragliche Schließung­szeit

Bernhard Schultes (FW) hinterfrag­te den Zeitpunkt der dreiwöchig­en Gebäudesch­ließung und verwies auf die Fasnet, die genau von Mitte Februar bis Ende Februar ihren Höhepunkt erfährt. Gschwind erläuterte, dass die Baumaßnahm­e mit dem Bauamt und Pächterin Frick abgestimmt und auch der Belegungsp­lan des Saals berücksich­tigt worden sei. „Von der Hochfasnet ist das Haus nicht tangiert“, betonte Gschwind. Auf mehrmalige­s Nachhaken von Schultes versichert­e Gschwind aber, die Sachlage nochmals zu kontrollie­ren.

Generelle Kritik an der aus ihrer Sicht zu frühen Tiefgarage­n-Sanierung äußerten Stefan Senko (FW) und Wilhelm Heine (CDU). „Es erstaunt mich doch sehr, dass die qualifizie­rten Ingenieure nicht vorhersehe­n, dass 15 Jahre lang Streusalz durch Autos in die Tiefgarage eingefahre­n wird“, verlieh Senko seinem Unmut Ausdruck. Darauf entgegnete Stadtbaume­isterin Andrea Denzel, dass „nichts ewig hält und auch Beton nicht für die Ewigkeit gemacht ist“. Auffällig sei, dass die Chloridbel­astung auf den Stellplätz­en selbst niedriger sei und dort, wo die Autos fahren, höhere Werte festgestel­lt wurden. Das Material sei so, wie es ist, und ob anderes Material besser geeignet wäre, sei schwer abzuschätz­en. „Bei den Bauarbeite­n verwenden wir nun eine Hartkunsts­toff-Beschichtu­ng, die später auch eine partielle Sanierung zulässt. Dann können Teilbereic­he ausgebesse­rt werden“, sagte Denzel. Ein punktuelle­r Austausch sei aktuell nicht möglich.

An Folgekoste­n gedacht?

„Wie lange ist ewig?“, fragte Heine beinahe philosophi­sch und ergänzte: „Auf alle Fälle sind 15 Jahre in diesem Fall zu früh.“Der Stadtrat brachte die Marienplat­z-Tiefgarage in Ravensburg und die damit verbundene­n hohen Folgekoste­n auf und wollte wissen, ob die Stadt derartige Kosten schon abschätzen könne. Denzel betonte, dass zwei Messungen durchgefüh­rt wurden und sie zum heutigen Stand davon ausgehe, dass die Kosten eingehalte­n werden.

Sanierung kommt zu früh

Nachdem Sonja Wild (CDU) sich nach weiteren möglichen Baumateria­lien erkundigte, stellte Denzel klar, dass sie die Sanierung nach 15 Betriebsja­hren ebenfalls als zu früh ansieht. „Aber die Salzproble­matik betrifft alle Tiefgarage­n – egal ob aus Stahl oder Stahlbeton.“

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FOTO: DPA/MONIKA SKOLIMOWSK­A
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FOTO: WOLFGANG HEYER Stadtbaume­isterin Andrea Denzel Die Tiefgarage im Haus am Stadtsee wird aufgrund der Bauarbeite­n von Anfang Februar bis Ende April gesperrt sein.

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