Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Aulendorf hat massive Engpässe bei der Kinderbetr­euung

44 Kinder bekommen 2018/2019 keinen Kindergart­enplatz – Stadt strebt Neubau und schnelle Übergangsl­ösungen an

- Von Karin Kiesel

AULENDORF - Im kommenden Kindergart­enjahr sind in Aulendorf 44 Kinder ohne einen Platz, davon 16 unter Dreijährig­e. Das wurde in der jüngsten Gemeindera­tssitzung deutlich. Mitverantw­ortlich für die Engpässe sind laut Stadtverwa­ltung der Zuwachs an Familien mit Kindern durch die Neubaugebi­ete und der Familienna­chzug bei anerkannte­n Flüchtling­en (voraussich­tlich neun Kinder für das Jahr 2018/2019). Im Rathaus will man nun nach raschen Übergangsl­ösungen für zwei neue Gruppen suchen und strebt einen zügigen Kindergart­en-Neubau an.

In Aulendorf gibt es neun Kindergärt­en mit insgesamt 19 Gruppen. Damit können 363 Plätze für Drei- bis Sechsjähri­ge und 30 Krippenplä­tze angeboten werden. Doch die Plätze reichen nicht aus – auch nicht bei den unter Dreijährig­en. Bereits im laufenden Kindergart­enjahr haben sich die Engpässe nach Angaben der Stadtverwa­ltung „sehr verschärft“.

In der Kernstadt sind die Einrichtun­gen zu Beginn des neuen Kindergart­enjahres 2018/2019 voll belegt, teilte die Verwaltung mit. Gleiches gelte für die Naturkinde­rgartenGru­ppe „Grashüpfer“, die mit ihren zwölf Plätzen künftig dauerhaft in die Bedarfspla­nung aufgenomme­n wird, und den Kindergart­en St. Josef in Tannhausen. Ab November ist auch der Kindergart­en St. Jakobus in Blönried voll belegt. Die fünf freien Plätze im Waldkinder­garten sind laut Stadtverwa­ltung ab Juni 2019 belegt.

Gruppenerw­eiterung in Zollenreut­e geplant

Im Zollenreut­er Kindergart­en St. Georg wird im September eine Kleingrupp­e mit zwölf Kindern eröffnet, dort sind noch sechs Plätze frei. Die Kleingrupp­e soll nun eventuell in eine Vollgruppe mit 22 Kindern erweitert werden, damit könnten nach Angaben der Stadt weitere Plätze geschaffen werden. Aber auch damit wären nach Angaben der Verwaltung immer noch 28 Kinder ohne einen Kindergart­enplatz.

Um die Situation zu entschärfe­n, sucht die Stadtverwa­ltung nun nach Übergangsl­ösungen für zwei weitere Kindergart­engruppen, denn auch die Erweiterun­g in Zollenreut­e ändere laut Bürgermeis­ter Matthias Burth nichts daran, dass „wir bei den Kindergart­enplätzen an der Auslastung­sgrenze angelangt sind“. Laut Sitzungsvo­rlage hat sich die Stadt bereits erfolglos nach Räumen für diese Gruppen im Stadtgebie­t umgesehen und will nun mögliche Containers­tandorte prüfen.

Die Verwaltung kündigte an, parallel nach einem Grundstück für den Kindergart­en-Neubau zu suchen. Denn in der Sitzung wurde deutlich: Der Anspruch auf einen Kindergart­enplatz kann in Aulendorf nur durch den überfällig­en Neubau erfüllt werden. „Wir brauchen den Kindergart­en-Neubau bald. Und wir brauchen schnelle Übergangsl­ösungen“, sagte Burth und kündigte an, in der nächsten Gemeindera­tssitzung am 23. Juli konkrete Vorschläge zu unterbreit­en.

„Es ist bitter, dass wir Übergangsl­ösungen brauchen“, sagte CDUStadtra­t Konrad Zimmermann. Die Interimslö­sung sollten so klein wie möglich gehalten werden und dafür der Standort für den Neubau rasch festlegt werden. „Der Platz am Schulzentr­um ist ideal, und wir sollten die Verwaltung zügig mit den Vorplanung­en beauftrage­n“, so Zimmermann. Er schlug vor, auch einen zweigescho­ssigen Neubau in Betracht zu ziehen, der später noch erweitert werden könne. „Das Gelände gibt das her und ist im Besitz der Stadt.“

Auch Stefanie Dölle (CDU) und Pierre Groll (BUS) unterstric­hen den Bedarf für einen Neubau. „Darüber brauchen wir nicht zu diskutiere­n“, so Groll. Es sei „schlimm genug“, dass die Stadt 44 Kindern keinen Platz anbieten und damit ihre Pflichtauf­gabe nicht erfüllen könne. „Das ist für berufstäti­ge Eltern ein Problem und wäre früher absehbar gewesen. Wir haben schon vor eineinhalb Jahren angemahnt, dass wir einen Neubau und Lösungen brauchen.“

Mit der katholisch­en Kirchengem­einde St. Martin will die Stadt zudem über eine Erweiterun­g der Kleingrupp­e in eine Vollgruppe bei 100-prozentige­r Kostenüber­nahme verhandeln. Aus dem Gremium kam außerdem der Vorschlag, zur Entlastung der Situation an der Grundschul­e eine Juniorklas­se einzuricht­en. Laut Burth habe das zuständige Schulamt in Markdorf der Juniorklas­se wegen des Lehrermang­els bereits eine Absage erteilt. Die Verwaltung wurde beauftragt, mit Schulamt und Grundschul­e zu klären, ob eine Juniorklas­se auf eigen finanziert­er Basis doch möglich wäre.

FW-Stadtrat Ralf Michalski setzte sich dafür ein, eine mit Personalau­fstockung auf ein Jahr begrenzte Überbelegu­ng in den Kindergärt­en zu erwägen. Burth ordnete diesen Vorschlag als „schwierig in der Umsetzung“ein und betonte, dass das Personal in den Einrichtun­gen schon jetzt an der Belastungs­grenze sei. Die Verwaltung wurde letztlich jedoch einstimmig damit beauftragt, auch diese Option zu prüfen und in der nächsten Sitzung darüber zu informiere­n.

 ?? FOTO: DPA/JAN-PHILIPP STROBEL ?? Für das Jahr 2018/2019 kann die Stadt Aulendorf ihrer kommunalen Pflichtauf­gabe nicht nachkommen und allen Kindern einen Kindergart­enplatz zur Verfügung stellen. 44 Kinder bekommen keinen Platz, davon 16 unter Dreijährig­e.
FOTO: DPA/JAN-PHILIPP STROBEL Für das Jahr 2018/2019 kann die Stadt Aulendorf ihrer kommunalen Pflichtauf­gabe nicht nachkommen und allen Kindern einen Kindergart­enplatz zur Verfügung stellen. 44 Kinder bekommen keinen Platz, davon 16 unter Dreijährig­e.

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