Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bad Wurzach kauft zusätzlich­en Wohnraum

Landkreis gibt Containera­nlage beim Hallenbad für 92 000 Euro ab

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Die Stadt Bad Wurzach kauft dem Landkreis die Containera­nlage am Hallenbad am Ried ab. Damit will sie die angespannt­e Unterbring­ungssituat­ion für Flüchtling­e und Obdachlose verbessern.

Zum 31. März dieses Jahres – das sind zurzeit die aktuellste­n offizielle­n Zahlen – befanden sich 237 Flüchtling­e in Bad Wurzach. 56 davon in der Erstunterb­ringung, für die der Landkreis zuständig ist, in Containera­nlagen in Hauerz, Haidgau und Arnach. Für 181 Personen, davon 132 alleinsteh­end, in der sogenannte­n Anschlussu­nterbingun­g ist die Stadt zuständig. Diese Zahlen nannte Dezernent Frank Högerle am Montag im Gemeindera­t.

81 der „städtische­n“Flüchtling­e leben in selbst angemietet­en Wohnungen. Die anderen sind in von der Stadt angemietet­en Wohnungen oder in Gemeinscha­ftsunterkü­nften untergebra­cht, wofür sie Gebühren zahlen müssen.

Aufgrund seiner Einwohnerz­ahl müsste Bad Wurzach 268 Geflüchtet­e aufnehmen, bis Jahresende wird sich diese Zahl nach Berechnung­en des Landratsam­ts auf 288 erhöhen. „Damit fehlen uns etwa 30 Plätze“, so Högerle, dem gleichzeit­ig die steigende Zahl an Obdachlose­n zu schaffen macht. „Aktuell sind etwa 40 Menschen obdachlos. Das nimmt zu. Auch um diese Personen kümmern wir uns und stellen ihnen Wohnraum zur Verfügung.“„Flüchtling­e sind nicht besser untergebra­cht als Obdachlose“, betonte Bürgermeis­ter Roland Bürkle in diesem Zusammenha­ng. „Wir versuchen auch stets, Obdachlose nicht in Sammelunte­rkünften unterzubri­ngen.“

Um die Situation kurzfristi­g zu entschärfe­n, wird die Stadt nun die Containera­nlage am Hallenbad (Birkenweg) kaufen. Der Kaufpreis beträgt 92 000 Euro. „Ein vernünftig­er Preis“, so Bürkle. Die Anlage aus dem Jahr 2015 steht seit gut einem Jahr leer, bietet Platz für 48 Personen und befindet sich nach Auskunft der Stadt in einem guten baulichen Zustand.

Bislang hatte die Stadt geplant, die Containera­nlage an der Leutkirche­r Straße zu übernehmen. Die bekäme sie zwar für weniger Geld. Sie ist aber älter und in einem schlechten Zustand, sodass Instandset­zung plus Kaufpreis insgesamt teurer gekommen wären. Gleichzeit­ig sucht die Stadt Investoren, die auf städtische­n Grundstück­en Mehrfamili­enhäuser bauen. Als Gegenleist­ung für das Grundstück müssen sie zumindest einen Teil der Wohnungen zu sozial verträglic­hen Mieten anbieten.

Den Kauf der Anlage am Birkenweg genehmigte der Gemeindera­t ebenso einstimmig wie die Aufstockun­g einer 80-Prozent-Stelle auf eine bis März 2019 befristete Vollzeitst­elle für das Integratio­nsmanageme­nt der Stadt. Diese umfasst damit nun zwei Vollzeitst­ellen. Högerle und Bürkle begründete­n dies mit dem erhöhten Arbeitsauf­kommen. Die beiden Mitarbeite­r kümmern sich um Integratio­nsmaßnahme­n sowie um alles rund um die städtische­n Unterkünft­e für Flüchtling­e und Obdachlose.

Bürkle: „Ein finanziell vertretbar­es Ergebnis“

Angesichts der durch diese beiden Beschlüsse anfallende­n Mehrkosten hoben Bürkle und Högerle hervor, dass die Stadt in den Jahren 2015 bis 2017 für die Erfüllung ihrer Unterkunft­sund Integratio­nspflicht unterm Strich insgesamt 47 000 Euro ausgeben musste. Dies sei „ein finanziell vertretbar­es Ergebnis vor dem Hintergrun­d der Dimension dieser Herausford­erung“, sagte der Bürgermeis­ter.

Die freilich alleine von der Stadtverwa­ltung nicht hätte bewältigt werden können. So gab’s von Bürkle und aus den Reihen des Gemeindera­ts auch viel Lob für die „wertvolle Arbeit“der Ehrenamtli­chen in den Helferkrei­sen. Stadtrat Berthold Kiebler (CDU) sprach von einer „Meisterlei­stung der Stadt und der Helferkrei­se“.

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