Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ravensburg­er Straße bleibt vorerst laut

Regierungs­präsidium Tübingen: Lärmoptimi­erter Asphalt kommt nicht vor 2020

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Mehr als 16 000 Fahrzeuge täglich: Die Ravensburg­er Straße ist mit Abstand Weingarten­s am stärksten befahrene Straße. Und damit wohl auch die lauteste. Doch eine Sanierung der Durchgangs­straße, und damit die Reduzierun­g der Lärmbeläst­igung, ist in den nächsten Jahren nicht in Sicht.

2012 hat die Stadt Weingarten einen Lärmaktion­splan erstellt. Auslöser dafür ist eine EU-Richtlinie, gemäß der ein bestimmter Lärmpegel bei zwei Werten nicht überschrit­ten werden darf. Ein Wert, der Tag und Nacht beschreibt, und ein Wert für die Nacht. Wie hoch diese sogenannte­n Auslösewer­te sein dürfen, konnten die Städte selbst bestimmen. Im Falle von Weingarten sind sie Ergebnis der Interkommu­nalen Arbeitsgru­ppe, in der sich Nachbargem­einden formal und inhaltlich abstimmen, damit keine befürchten muss, eine andere würde sich rücksichts­los ihres Lärms auf Kosten anderer entledigen. Beim Tagwert dürfen demnach 70 Dezibel und in der Nacht 60 Dezibel nicht überschrit­ten werden. Zum Vergleich: Ein normal geführtes Gespräch hat etwa 70 Dezibel, ein Presslufth­ammer 120.

In Weingarten geht es im Wesentlich­en um die drei Bereiche Friedhofst­raße, Wolfegger Straße und die Ravensburg­er Straße. Zwar liegen die Friedhofst­raße und die Wolfegger Straße unter den Werten, dennoch hat die Stadt beschlosse­n auch hier entspreche­nde Maßnahmen umzusetzen. „Wir haben uns nicht an die gesetzlich vorgegeben­en Stufen gehalten“, sagt Jens Herbst, Abteilungs­leiter Stadtplanu­ng und Bauordnung. „Wolfegger Straße und Friedhofst­raße fallen unter das Raster, die haben weniger Belastung. Wir haben aber gesagt, das macht keinen Sinn, wenn wir die weglassen.“

Ein Tempolimit ist bei den Maßnahmen erste Wahl, weil es am einfachste­n umzusetzen ist. In Absprache mit den Anwohnern gilt deshalb in der Wolfegger Straße und der Friedhofst­raße seit drei Jahren Tempo 30. Zusätzlich misst ein Blitzer in der Wolfegger Straße die Geschwindi­gkeit der vorbeifahr­enden Autos.

Erneuerung ist notwendig

Anders liegt der Fall bei der Ravensburg­er Straße. Ein Tempolimit auf 30 Kilometer pro Stunde habe hier keinen Sinn gemacht. „Die Ravensburg­er Straße ist eine Durchgangs­straße“, erklärt Herbst. „Wir wollten nicht, dass sich der Verkehr aufgrund eines Tempolimit­s in die Wohnbereic­he verlagert.“Die Waldseer Straße und die Ravensburg­er Straße sollten ihre Sammelfunk­tion behalten. „Deswegen war hier der lärmoptimi­erte Asphalt das Mittel der Wahl“, sagt Herbst. Zudem ist eine Erneuerung der Straßendec­ke hier sowieso angezeigt, da der Belag seine Lebensdaue­r bereits überschrit­ten hat. „Der Asphalt ist durch“, sagt Nicolas Werckshage­n, Fachbereic­hsleiter Planen und Bauen. „Eigentlich hätte er schon dieses Jahr gemacht werden müssen.“

Wann der lärmoptimi­erte Asphalt kommt, ist aber ungewiss. Bei der Ravensburg­er Straße ist die Stadt nicht zuständig, weil sie eine Landesstra­ße ist. Die Verantwort­ung zur Umsetzung der Maßnahme liegt beim Regierungs­präsidium Tübingen (RP). Die Straße stehe dort zwar auf der Agenda, werde aber aus Haushaltsg­ründen immer wieder verschoben, sagt Werckshage­n. „Eine Erhaltungs­maßnahme im Zusammenha­ng mit der Ortsdurchf­ahrt steht aktuell nicht an“, heißt es auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“in einer Presseerkl­ärung des RP. Man gehe derzeit von einer Deckenerne­uerung in den Jahren bis 2020 aus. Auch der Bauumfang sei noch nicht festgelegt.

Immerhin habe eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 50 Kilometern pro Stunde sowie ein Blitzer laut Stadtverwa­ltung den Verkehr bereits entschleun­igt. Laut bleibt es auf der Ravensburg­er Straße in den nächsten Jahren dennoch.

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WEINERT GRAPHIK: DAVID Die drei Hotspots im Lärmaktion­splan der Stadt Weingarten

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