Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Freitag der 13. ist besser als sein Ruf
Eine Häufung von Pleiten, Pech und Pannen lässt sich nicht nachweisen
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BONN (KNA) - Lieber gleich im Bett bleiben. Denn draußen lauert das Verderben. Viele Deutsche kokettieren damit, dass Freitag der 13. ein Unglückstag ist. Doch das ist höchstens eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.
In London hat Freitag, der 13. Juli, diesmal eine besondere Qualität. USPräsident Donald Trump wird sich mit der Queen und Premierministerin Theresa May treffen. Demonstranten, die den Besuch als Unglück betrachten, haben sich etwas ausgedacht: „Baby Trump“, ein sechs Meter großer Heliumballon, der Trump als Kindskopf verspottet, soll dann zwei Stunden über der Hauptstadt aufsteigen.
Pleiten, Pech und Pannen: Für abergläubische Menschen ist der heutige Freitag ein riskanter Tag. Es ist der zweite und letzte Freitag der 13. für 2018. Jedes Jahr kennt mindestens einen und höchstens drei dieser Tage.
Viele halten den Wirbel um den schwarzen Freitag für Schmarrn. 90,7 Prozent der Befragten ändern ihr Verhalten nicht, wenn der 13. auf einen Freitag fällt, heißt es in einer in Düsseldorf veröffentlichten Umfrage für die Arag-Versicherungen. Dennoch: Die Feuerwehren nutzen die gesteigerte Aufmerksamkeit für Unglück, um für Brandschutz zu werben. Seit 2006 ist jeder Freitag der 13. auch ein „Rauchmeldertag“.
Laut Statistik von Versicherern sind die schrecklichen Freitage besser als ihr Ruf: Die Zurich Versicherung verzeichnet im Schnitt sogar weniger Schadensmeldungen als an anderen Tagen. Verliert der Freitag der 13. etwa für Paraskavedekatriaphobiker (abgeleitet aus dem Griechischen: Paraskave = Freitag; Dekatria = 13; Phobie = Angst) seinen Schrecken?
Eine Auffälligkeit gab es im vergangenen Jahr: „Am 13. Januar 2017 hatten wir in unserer Statistik 1738 Schäden verbucht. Und das sind etwa dreimal mehr als an einem normalen Freitag“, sagte Florentin Bub von der Gothaer. Der Grund: Sturmtief Egon zog über Deutschland. Wasser auf die Mühlen der Paraskavedekatriaphobiker ist: Am Freitag, den 13. Januar 2012 kollidierte das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“mit einem Felsen. Fest steht: Der Unglückstag wird hierzulande erst seit 60 Jahren zu einem solchen stilisiert, wie der Regensburger Volkskundler Gunther Hirschfelder herausfand. Verschiedene Mythen werden seitdem zusammengerührt: Schon die frühen Hochkulturen kannten eine ausgefeilte Zahlensymbolik, erläutert Hirschfelder. Da spielte die zwölf eine zentrale Rolle, die 13 dagegen überschritt das geschlossene 12er-System und wurde so zur Unglückszahl. Im Christentum machte Judas die Zahl 13 zur bösen Zahl: Beim Letzten Abendmahl waren 13 Personen anwesend. Und er war der Verräter. Hotels verzichten deshalb auf die Zimmernummer 13, Fußballer auf diese Ziffer auf dem Trikot.
Was die Wochentage angeht, galt der Freitag in der Antike als Tag der Liebesgöttin Aphrodite. Aber dann wurde Jesus freitags gekreuzigt. Und der Tag wurde zum Fastenund Trauertag. Bis zum 20. Jahrhundert verliefen die Stränge der Zahlenund Wochentags-Symbolik parallel, ohne sich zu berühren. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Volkskundler fündig: In der deutschen Presse der 1950er-Jahre finden sich Berichte über die Unheil bringende Wirkung von Freitag dem 13. – stets im Rückgriff auf die USA.
Von den USA übernommen
„So wie wir Muttertag und Halloween aus Amerika importiert haben, wurde auch Freitag der 13. im Zuge des Kulturtransfers aus den USA eingeführt“, betont Hirschfelder. Dabei verbinde die Spaßgesellschaft von heute keine echte Angst mehr mit den abergläubischen Vorstellungen. Freitag der 13. sei vielmehr ein „nicht ernsthaftes Kokettieren mit dem Unglück“.
Die amerikanischen Ursprünge stammen aus dem 19. Jahrhundert, als europäische und jüdische Symbole verschmolzen. Ein Journalist hatte 1869 die Idee, Kursschwankungen des US-Goldmarktes mit diesem Datum in Verbindung zu bringen. Hirschfelder: „Wer in einer solchen Symbolik stöbert, der findet immer etwas.“Und zwar bis heute. Schließlich brauche auch die Postmoderne Markierungspunkte, mit denen sich das Leben einteilen lasse. Wo Fixpunkte wie Kirchenjahr oder Erntebeginn wegfielen, suche sich der Mensch neue Kunst-Termine.