Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Stadt bringt Unternehmer und Flüchtlinge zusammen
70 Arbeitgeber, Fachleute und Bewerber kamen auf Einladung der Stadt Bad Waldsee miteinander ins Gespräch
●
BAD WALDSEE - Ein dreistündiger Informations- und Begegnungsabend zum Thema „Fachkräftesicherung durch Integration“hat am Donnerstagabend Unternehmer, Flüchtlinge, Fachleute und ehrenamtlich Tätige in der Schulmensa zusammengeführt. Bei hochsommerlichen Temperaturen waren 70 Personen dieser Einladung der Stadt Bad Waldsee gefolgt. Von Interesse waren unter anderem rechtliche Hilfestellungen und Fördermöglichkeiten für die ausländischen Fachkräfte, die bei ausreichender Qualifikation derzeit gute Perspektiven haben auf dem Arbeitsmarkt der Region.
Nicht nur der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hält einen Arbeitsplatz, Bildung und gute Deutschkenntnisse für den Schlüssel gelingender Integration. In diesem Punkt sind sich auch in der Kurstadt alle einig, die sich um die Integration der Neubürger bemühen. Erst wenn die Flüchtlinge die deutsche Sprache verstehen und sprechen können, kommen sie bei Bildung und Arbeitsplatzsuche weiter. Als Gastgeber betonte Roland Weinschenk, dass es der „gemeinsamen Anstrengung aller Beteiligten“bedürfe, den Geflüchteten das „Ankommen und Einleben“zu erleichtern.
„Deshalb hat sich die städtische Wirtschaftsförderung des Themas angenommen und nach Hebeln gesucht, wie wir diese Personengruppe in Kooperation mit unseren Unternehmen in Beschäftigung bringen können“, so der Bürgermeister dazu. Die Stadt wolle den Arbeitgebern mit „Veranstaltungen wie diesen“ein Stück weit dabei behilflich sein, „leichter durch den bürokratischen Dschungel zu kommen“. Organisiert haben den Abend Shqipe Karagja (städtische Wirtschaftsförderung), Ahmed Moussa (städtischer Integrationsund Flüchtlingsbeauftragter) und Hilde Purkart (Karrierebegleitung Bildungszentrum Döchtbühl).
Laut Moussa stehen von den 320 Flüchtlingen in Bad Waldsee „alleine von ihrer Altersstruktur her rund 80 Prozent perspektivisch dem Arbeitsmarkt zur Verfügung“. Purkart stellte mit Anja Serfontein Maßnahmen der Döchtbühlschule vor, die 70 Schüler mit Migrationshintergrund beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützen. „Und in Sachen Berufsvorbereitung starten wir schon in Klasse fünf und bauen das immer weiter aus mit Berufswahlcamps, um die Abschlussschüler vom Wert einer dualen Ausbildung zu überzeugen“, so Purkart.
Zahlreiche Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen
Weil es vielen erwachsenen Flüchtlingen an der Qualifikation mangelt für einen Job als Fachkraft, gibt es vom Staat einen bunten Strauß an Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. Darüber berichtete Ursula Huber vom Jobcenter (Servicestelle Arbeitsmarktintegration von Migranten Ravensburg/ Leutkirch). Sie hob hervor, dass einige Berufe aus den Herkunftsländern hierzulande anerkannt werden und die Betroffenen darauf aufbauen könnten. „Bis dieser Prozess durch ist, braucht es aber viele Dokumente aus der Heimat und dadurch vergehen mehrere Monate.“
Für die anwesenden Firmenchefs von Interesse waren zudem Förderinstrumente und Unterstützungsmaßnahmen, über die Gabriele Maucher von der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg informierte. Auch die Zuständigkeiten der unterschiedlichen Behörden wurden dargestellt, die der Laie nur schwer durchblickt.
Weil die Neubürger aus Syrien und anderen Herkunftsländern einen anderen kulturellen Hintergrund haben, gibt es auch einige Dinge, die für Unternehmer neu sein könnten im täglichen Umgang mit Mitarbeitern. Mit diesem Thema bewandert ist Corinna Waffender, Beraterin für interkulturelle Kompetenz im Auftrag der „Arkade-Pauline 13 gGmbH für INIOS“. In ihrem Vortrag lenkte sie den Blick weg vom rein Bürokratischen hin auf die Menschen, um die es an diesem Abend ging.
Nach den Vorträgen war Zeit für ein „Bewerber-Speed-Dating & Get Together“, wie das OrganisationsTrio diese Begegnungsmöglichkeit taufte. Dabei erhielten Arbeitgeber und Bewerber eine niederschwellige Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Und die wurde laut Karagja von beiden Seiten rege genutzt. „Besonders hat uns gefreut, wie offen und ungezwungen beide Seiten aufeinander zugegangen sind. Weitere Termine für ein Kennenlernen und für Praktika wurden deshalb bereits vereinbart“, freut sich die Wirtschaftsförderin. „Und damit haben wir unser Ziel erreicht!“