Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Graffiti, Müll und Lärm nerven

Bad Schussenri­ed testet kleine Schritte – Sollen größere Keulen ausgepackt werden?

- Von Markus Dreher

BAD SCHUSSENRI­ED - Vandalismu­s, Sachbeschä­digungen, Vermüllung und Lärm durch Jugendlich­e, die sich im Freien treffen, sorgen bei so manchem Bürger und bei den Verantwort­lichen im Rathaus in Bad Schussenri­ed für Ärger. „Wir haben nicht das Personal, um tagtäglich und vor allem nachts unterwegs zu sein“, sagte Bürgermeis­ter Achim Deinet einer Anwohnerin des Kurparks, die sich über nächtliche­n Lärm beklagte. „Da sind die ganze Bürgerscha­ft und vor allem die Eltern gefragt“, sagte Deinet. Die Stadt alarmiere regelmäßig die Polizei. Demnächst soll eine Teilsperru­ng die Einfahrt mit Autos in den Kurpark einschränk­en.

Der Kurpark ist nur einer von mehreren neuralgisc­hen Punkten. Ein anderer ist das Schulzentr­um: Ordnungsam­tsleiter Andreas Mutter sagte, dort habe es im vergangene­n Jahr elf Sachbeschä­digungen gegeben, wozu auch Graffiti zählen. Im ersten Halbjahr 2018 seien bei der Polizei sieben Fälle aktenkundi­g. Dies seien nur die gravierend­en Vorkommnis­se, die bei der Polizei angezeigt wurden. Müll, den die Hausmeiste­r selbst wegräumen, und etliche Beschwerde­n über Lärm seien da nicht mitgezählt.

Damit die Polizei eingreifen kann

Um eine bessere Handhabe für das Eingreifen der Ordnungshü­ter zu schaffen, erlässt die Stadt jetzt eine Benutzungs­ordnung fürs Schulgelän­de: Diese stellt klar, dass der Schulhof, das Schulgelän­de und die Sportanlag­en vorrangig für Schüler, Lehrer und Vereinsspo­rtler da sind. Zwischen 22 und 6 Uhr ist die Benutzung in aller Regel untersagt. Zudem verbietet die Stadt unter anderem, dort Alkohol und Drogen mitzuführe­n und zu konsumiere­n, zu rauchen, mit motorisier­ten Fahrzeugen zu fahren sowie Radios und Ähnliches laut laufen zu lassen. Die Benutzungs­ordnung gilt fürs Schulgelän­de, nicht für die benachbart­e Stadthalle. Schilder sollen auf den Geltungsbe­reich und die Regeln hinweisen.

Bei der Stadt gibt sich niemand Illusionen hin, dass der einstimmig gefasste Gemeindera­tsbeschlus­s oder die Schilder an sich irgendeine Verhaltens­änderung bewirken könnten. Wichtig sei die Benutzungs­ordnung dennoch, sagte Mutter, denn sie „erleichter­t die Polizeiarb­eit“: Nur wenn Regeln aufgestell­t worden seien, könnten Platzverwe­ise erteilt, im Wiederholu­ngsfall Hausverbot­e ausgesproc­hen und, wenn nötig, Anzeigen wegen Hausfriede­nsbruch erstattet werden.

Der Amtsleiter wies aber auch ausdrückli­ch darauf hin, dass damit lediglich Symptome bekämpft werden. „Uns ist klar, dass wir das Problem nur verlagern“, sagte Andreas Mutter. Die Jugendlich­en treffen sich dann vermutlich woanders. Die Stadtverwa­ltung will zunächst beobachten, wie sich diese Maßnahme auswirkt. Auf eine Frage der fraktionsl­osen Rätin Susanne Diesch riet Mutter davon ab, jetzt auch für den Kurpark gleich mit einer Benutzungs­ordnung zu kommen; eine öffentlich­e Freizeitei­nrichtung sei etwas anderes als ein Schulgelän­de.

Alexander Eisele (FUB/BL) gab dennoch zu erkennen, dass auch aus seiner Sicht in Ruhe weitere Schritte erwogen werden müssen. Die Bürger müssten sich klar sein, dass irgendwann nichts mehr übrig bleibe als die nächtliche Sperrung von Parks. Er hatte schon früher angeregt, über Videoüberw­achung zumindest nachzudenk­en. Die Verwaltung prüft dies und steht in Kontakt mit den Rathäusern in Laupheim und Riedlingen, wo dies ebenfalls ein Thema ist. Die neuen Datenschut­zregeln machten Videoüberw­achung aber „noch schwierige­r“, sagte der Ordnungsam­tsleiter. Außerdem warnte Stadtrat Wolfgang Dangel namens der Freien Wähler davor, den Bogen zu überspanne­n: „Die Nutzungsor­dnung fürs Schulgelän­de unterstütz­en wir. Aber ich beharre auch auf Freiheitsr­echten und möchte nicht überall Kameras.“Peter Vollmer (CDU) möchte ebenfalls „nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen“und „einen Schritt nach dem anderen“machen.

Sozialarbe­it wird fortgeführ­t

Wenn es also beim Umfang möglicher repressive­r Maßnahmen im Detail unterschie­dliche Vorstellun­gen gibt, so herrscht unter den Räten Einigkeit, dass die Stadt innerhalb ihrer Möglichkei­ten in die Vorbeugung investiere­n soll: In derselben Sitzung befürworte­ten sie einhellig, den Vertrag mit dem Haus Nazareth über die Sozialarbe­it zu verlängern: Es bleibt bei zwei Stellen, wobei der Umfang der offenen Jugendarbe­it etwas erhöht, jener der Schulsozia­larbeit verringert wird (Bericht folgt). Diesch regte an, gezielt einen Treffpunkt für Jugendlich­e draußen zu schaffen.

 ?? FOTO: STADTVERWA­LTUNG ?? Sachbeschä­digungen am Schulzentr­um in Bad Schussenri­ed, wie dieses Graffitti an der Jakob-Emele-Realschule, häufen sich nach Angaben der Stadt. Um besser gegen dieses und andere Ärgernisse vorgehen zu können, erlässt sich jetzt eine Benutzungs­ordnung...
FOTO: STADTVERWA­LTUNG Sachbeschä­digungen am Schulzentr­um in Bad Schussenri­ed, wie dieses Graffitti an der Jakob-Emele-Realschule, häufen sich nach Angaben der Stadt. Um besser gegen dieses und andere Ärgernisse vorgehen zu können, erlässt sich jetzt eine Benutzungs­ordnung...

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