Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Heimspiel für Zauberer Harry Riegel
Der Illusionist verblüfft und begeistert beim zehnten Waldseer Ortsgespräch in der Alten Mälze
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BAD WALDSEE - Platznot hat am Samstagabend in der Alten Mälze des Grünen Baums geherrscht. Dirk Haselbacher hatte beim zehnten Waldseer Ortsgespräch wiederum voll ins Schwarze getroffen. Für Zauberkünstler Harry Riegel (38) war es ein Heimspiel, wohnte er doch zehn Jahre lang in Mittelurbach. Im bunt gemischten Publikum saßen neben seiner Freundin Martina erwartungsfroh auch seine Eltern und Verwandte. „Im ‚Königstal‘ zu leben hatte größeren Scharm als in Namibia, in Berlin oder heute in München“, dieses Bekenntnis löste ersten Beifall aus.
„Was verbindet dich am meisten mit Bad Waldsee“, auf diese Frage von Haselbacher hatte Harry Riegel nicht lange nachzudenken: „Frauen, Kneipentouren und Stadtfest“. In Tettnang geboren, wanderte Riegel zusammen mit den Eltern und seinem Bruder Stefan im Jahre 1990 nach Namibia aus. Groß waren die Hoffnungen der Eltern, dass hier doch noch „etwas Ordentliches“aus ihrem Sprössling werden kann. In Windhoek faszinierte Harry in der Stadtbibliothek ein deutsches Zauberbuch. „Damals hatte ich noch weniger Geld als heute, so versuchte ich es einfach mit Zaubern“, sagte ein sympathischer Harry. Sein Erforschen von Geheimnissen der Verhaltensund Wahrnehmungspsychologie war dabei sehr dienlich.
Nach zwölf Jahren ging es wieder zurück nach Deutschland. Erfolg um Erfolg stellte sich bald ein. Der Fernsehsender RTL lud zu einem Casting nach Zürich ein. Bald nahm Riegel es zuweilen mit Uri Geller auf, was ihm einen Sendeplatz in der Radio-7Morningshow einbrachte. Als „Supertalentkandidat“schaffte er es in die Printmedien. Spektakulär „blind“ ist er den bekannten Salzburgring gefahren. „Da mein namibischer Führerschein in Deutschland nicht zählte, besuchte ich eine Fahrschule. Um meine Finanzen zu schonen, bot ich einfach mein besonderes Können als Honorar an. Nachdem ich die Strecke durch und durch auswendig gelernt hatte, bestieg ich mit verbundenen Augen den Porsche Cayenne. Begonnen mit 30 Stundenkilometer fuhr ich dann nach der dritten Runde bis zu 150 Stundenkilometer schnell. Diese Show brachte mich auf Top fünf der verrücktesten Ideen mit Autos“. Anhaltender Beifall quittierte dieses besondere Statement des Illusionisten Riegel.
„Blind“in den Porsche gestiegen
Was wäre ein Ortsgespräch mit einem Zauberer ohne zu zaubern. Verblüfft war eine junge Dame, als nach ihrem mehrmaligen Drehen einer Essgabel aus der Besteckschublade von Berthold Schmidinger die Gabel sich selbst verdreht hatte. Ähnlich ging es einem Besucher. Er durfte drei Begriffe zurufen. Nicht schlecht staunte er, als in einem ihm vorher zugespielten Umschlag diese drei Namen bereits geschrieben standen. Schließlich erfolgte ein Experiment per Handy. Ein junger Mann durfte hier den Namen einer bekannten Persönlichkeit eingeben. Nach etwas Nachdenken sagte ihm Riegel den Namen Reinhold Messner auf den Kopf zu.
Zauberer glaubt an die Magie
„Glaubst du an die Magie“, diese Frage von Dirk Haselbacher beantwortete Harry Riegel mit einem eindeutigen Ja. „Es ist einfach etwas, was sich nicht erklären lässt. Aus diesem Grunde glaube ich auch an eine Göttlichkeit“. Schon etwas ins Eingemachte ging es, als der Moderator in Richtung der Freundin fragte: „Wie lässt es sich mit einem Zauberer leben?“Statt Eintrittsgeld legten die zahlreichen Besucher nach zwei Stunden Spannung pur 306 Euro in ein Körbchen. Da diese Spende eine fünfundzwanzigjährige Frau aus Bad Waldsee erhält, die seit einem Autounfall vor zwei Jahren querschnittsgelähmt ist, wurde von Sponsoren auf 400 Euro aufgerundet. Auch zauberte Harry Riegel aus einem weißen Blatt Papier einfach einen Zwanziger dazu. Daneben hat er versprochen, der jungen Frau im Rollstuhl bei der nächsten Gartenparty eine Stunde lang zu helfen, Grenzen zu überwinden. Musikalisch wurde der Abend vom Nick-Gordon-Trio umrahmt.