Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Wasserbüffel sorgen für die Artenvielfalt
Umweltstaatssekretär besichtigt Beweidungsprojekt und Grünbrücke nahe Gebrazhofen
● GEBRAZHOFEN - Umweltstaatssekretär Andre Baumann hat am Montag bei Gebrazhofen zwei Umweltprojekte unter die Lupe genommen. Zunächst verschaffte er sich einen Eindruck von einer Fläche im Argenseeried, auf der unter Mithilfe von Wasserbüffeln seit zehn Jahren für die Artenvielfalt gekämpft wird. Anschließend führte die Besichtigungstour auf die Grünbrücke über die A 96. Sie soll den Wildwechsel sicher machen.
Vor allem Wasserbüffel und Galloways sorgen auf einem rund 36 Hektar großen Areal im Argenseeried bei Gebrazhofen dafür, dass sich eine große Artenvielfalt entwickeln kann. Das Naturschutz-Beweidungsprojekt diente vor rund zehn Jahren als Ausgleichsmaßnahme für Eingriffe in die Natur beim Bau der Ortsumfahrung Gebrazhofen. Das Argenseeried stellte sich damals als artenarmer Raum dar. „Es war eine SchilfMonokultur mit nur noch fünf Pflanzenarten“, sagt Walter Seifert vom Landschaftserhaltungsverband Ravensburg.
Das hat sich mittlerweile geändert, erklärt er bei der Besichtigungstour am Montag, an der auch einige interessierte Bürger teilnehmen. Denn die Population vieler Pflanzen, Vögel und Insekten sei mittlerweile nahezu „explodiert“. Auch bei der vom Aussterben bedrohten Vogelart Kiebitz habe es in den vergangenen beiden Jahren einige Brutpaare gegeben. Ein Grund dafür sind die Wasserbüffel und Galloways, die sich auf dem Areal bewegen. Diese sorgten für einen schlammigen, offenen Boden mit sumpfigen Wasserflächen. Laut Seifert optimale Bedingungen für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. „Mit diesem Projekt haben wir Neuland betreten“, beschreibt Robert Bauer, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbands die Situation vor rund einem Jahrzehnt. Und Franz Fugel von der Straßenbauverwaltung ergänzt: „Wir können stolz sein, dass uns das Projekt gelungen ist.“
Damit die Maßnahme in dieser Form „florieren“kann, sei ein Betreiber nötig, der sich intensiv um die Fläche kümmert. Das hätten Erfahrungen aus der Vergangenheit gezeigt. Eine Voraussetzung dafür: finanzielle Unterstützung vom Land. Das machen die Beteiligten gegenüber dem Umweltstaatssekretär klar. Von einer sogenannten „Bruttoflächenförderung“ist die Rede. Dabei gilt es, wie Andre Baumann erklärt, in den kommenden Tagen und Wochen zu definieren, welche Landschaftselemente förderfähig sind. Er wolle sich dafür einsetzen, dass die Flächenbetreiber bei Gebrazhofen in Zukunft die Mittel bekommen, die sie benötigen.
„Erstaunt und begeistert“ist Baumann darüber, wie gut beim Beweidungsprojekt die Zusammenarbeit zwischen Straßenbauamt und Naturschützern funktioniert habe. Die Ergebnisse seien sehr überzeugend. „Manche Arten nehmen grandios zu. Und die Fläche sieht auch noch gut aus“, lobt der Umweltstaatssekretär.
Großes Interesse zeigt Baumann auch an der wenige Gehminuten entfernten Grünbrücke über die A 96. Auf einer Länge von 70 Metern verschwindet dort der Verkehr in Doppelröhren, damit das Wild gefahrlos die Seiten wechseln kann.
Der Bereich liege auf einem Wildtierkorridor von überregionaler Bedeutung. Wie Robert Bauer erläutert, ist die Grünbrücke am linken und rechten Rand mit Gehölzen ausgerüstet. Sie dienen beispielsweise als Deckung für kreuzende Wildtiere, die sich auf der Strecke sicher fühlen sollen sowie auch als Leitlinie für Fledermäuse. In der Mitte der Brücke sorge ein artenreicher Grünteil wiederum dafür, dass etwa Insekten oder Schmetterlinge die Autobahn queren können. Sinnvoll sei das Gebilde vor allem, um Lebensräume zu vernetzen und eine Verbindung zwischen den Naturflächen herzustellen.