Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Umweltpionier
Den Sprung ins kalte Wasser hat er nie gescheut. Auch im wörtlichen Sinne: Im Mai 1988 durchschwamm Klaus Töpfer, damals Umweltminister in RheinlandPfalz, nach einer verlorenen Wette demonstrativ den Rhein in Bonn, um für dessen Wasserqualität nach Chemieunfällen zu werben. Am Sonntag wird Töpfer 80 Jahre alt.
Guten Gewissens kann man ihn als einen der Väter der Energiewende bezeichnen. Er definierte Klimaziele, verbannte die Fluorchlorkohlenwasserstoffe aus der Umwelt, setzte die Rauchgasentschwefelung durch, legte den Grundstein für Kreislaufwirtschaft und Dosenpfand und erkannte in der Erosion der Böden ein riesiges Umweltproblem.
Verschwundene Dioxin-Fässer, Fischsterben im Rhein, gepanschter Wein, Atomunfall in Tschernobyl: Als Töpfer in den 1980erJahren Umweltpolitiker in Mainz wurde, war er von Beginn an mit einer Fülle von Problemen konfrontiert. 1987 im Amt des Bundesumweltministers dachte der Volkswirt als einer der ersten CDU-Politiker öffentlich über eine Zukunft ohne Kernenergie nach. Der Umweltpionier scheut bis heute keine heiklen Aufgaben: So leitet Töpfer das Begleitgremium zur Endlagersuche für Atommüll in Deutschland.
Töpfer war unter Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) einer der wichtigsten Verhandlungsführer auf dem wegweisenden Umweltgipfel 1992 in Rio de Janeiro. Es war die Weltkonferenz, die die Klimarahmenkonvention auf den Weg brachte und das Prinzip der Nachhaltigkeit propagierte.
Als Leiter des UN-Umweltprogramms mit Sitz in Nairobi (1998-2006) warb Töpfer intensiv für Gerechtigkeit. Er ist überzeugt, dass die Industrienationen die Hauptklimasünder, aber die armen Länder die Hauptleidtragenden des Klimawandels sind. Trotz internationaler Höhenflüge und Professuren in China blieb Töpfer bodenständig. Er liebt Skat, Wein und Fußball – und hilft beim Beringen von Weißstörchen in der Nähe seines Wohnortes Höxter in Nordrhein-Westfalen. (KNA/epd)