Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kein Wasser aus Flüssen entnehmen

Der Holzberegn­ungsplatz in Durlesbach stellt eine Ausnahme dar.

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BAD WALDSEE (sz/hey) - Mit dem heißen und trockenen Wetter schwindet das Wasser in den hiesigen Bächen und Weihern. Das Landratsam­t Ravensburg hat nun sogar die Entnahme von Wasser aus Seen und Flüssen verboten. Eine Ausnahme gibt es lediglich in Durlesbach. Auch beim Baden rät die Behörde zur Vorsicht, die Algenblüte kann die Haut angreifen.

Die vielen Bäche und Flüsse im Landkreis Ravensburg führen derzeit wenig Wasser. Um eine weitere Verschärfu­ng der Situation zu verhindern, hat das Landratsam­t daher am Montag – vorerst bis 14. August – die Entnahme von Wasser aus Seen und Flüssen verboten. Das Landratsam­t beschränkt per Verfügung damit den sogenannte­n wasserrech­tlichen Gemeingebr­auch. Das bedeutet, dass es ab sofort verboten ist, Wasser zu eigenen Zwecken aus einem Bach oder See zu entnehmen. Betroffen davon sind auch Personen und Firmen, die bislang eine behördlich­e Erlaubnis hatten, Wasser aus einem oberirdisc­hen Gewässer abzuzapfen, um beispielsw­eise Felder zu bewässern.

Die Ausnahmege­nehmigung

Das Verbot gelte auch, wenn an den jeweiligen Entnahmest­ellen noch vermeintli­ch ausreichen­d Wasser vorhanden ist. Die Regelung gilt zunächst für zwei Wochen. Bleibt es darüber hinaus weiterhin so trocken, wird die Verfügung verlängert, so das Landratsam­t, das darauf hinweist, dass Zuwiderhan­dlungen mit Bußgeldern bis zu 10 000 Euro geahndet werden. Wie SZ-Recherchen ergeben haben, stellt der Holzberegn­ungsplatz in Durlesbach, der vom Forstamt Ravensburg betrieben wird, eine Ausnahme dar. „Der Beregnungs­platz hat aktuell die Erlaubnis, täglich von 6 bis 21 Uhr Wasser im Umfang von 30 Litern/Sekunde der Schussen entnehmen zu dürfen“, teilt Landkreiss­precher Franz Hirth mit. Die Betreiber haben am Dienstag eine Ausnahmege­nehmigung erhalten, die aber eine deutliche Reduzierun­g der Wassermeng­e zum Inhalt habe. „Denkbar ist in diesem Zusammenha­ng die Beregnung nur noch in Intervalle­n, also mit Pausen dazwischen, zu gestatten. Wie diese Begrenzung letztlich konkret umgesetzt wird, daran tüfteln im Moment noch die Fachleute“, so Hirth am Dienstagmi­ttag.

Dabei drängt sich die Frage auf, warum das Holz nicht schnell verarbeite­t wird. „Aus einem einfachen Grund: Die Sägewerke sind allesamt proppenvol­l, und auch die entspreche­nden Fuhruntern­ehmen sind komplett ausgelaste­t“, erklärt Hirth. Nicht zu beregnen würde bedeuten, das Holz dem Verfall preiszugeb­en, da die Beregnung der Konservier­ung dient. Wie Hirth berichtet, stammt das Holz zum Großteil aus Privatwald und ist mehrere 100 000 Euro wert. „Ohne Beregnung würden die Stämme austrockne­n, bekämen Risse und damit ideale Einfallsmö­glichkeite­n für Käfer, Pilz und Co.“, verdeutlic­ht der Landkreiss­precher die Situation.

Geringer Frischwass­eraustausc­h

Die Hitze und Trockenhei­t wirkt sich zudem auf die Seen aus, weil laut Kreisbehör­de kein oder nur noch ein sehr geringer Frischwass­eraustausc­h stattfinde. Damit verbunden sei eine Reduzierun­g des Sauerstoff­gehalts im Wasser, der durch die hohen Temperatur­en nochmals vermindert wird. Durch mehr Abwasser und die intensive Landwirtsc­haft hätten sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n viele oberschwäb­ische Stillgewäs­ser nachteilig verändert. Sie seien nährstoffr­eicher und das führe zu einem erhöhten Vorkommen von Algen und dem Wachstum der Wasserpfla­nzen, und damit zur Beschleuni­gung des sogenannte­n Verlandung­sprozesses. Bei den gegenwärti­g hohen Wassertemp­eraturen würden viele Gewässer einen noch besseren Nährboden für Algen bieten – ein Teufelskre­islauf, der zu noch mehr Algen und zu Sauerstoff­mangel, Fischsterb­en und dem ökologisch­en Umkippen der Gewässer führen kann, beschreibt Albrecht Trautmann, Biologe und Seenexpert­e beim „Aktionspro­gramm zur Sanierung oberschwäb­ischer Seen“, die Lage.

Auswirkung­en auf den Stadtsee

„Der Stadtsee wird oberflächl­ich gespeist vom Urbach und Rädlesbach. Da auch diese Bäche wenig Wasser führen, macht sich dies beim Stadtsee bemerkbar, jedoch nicht gravierend. Grund hierfür ist die Tatsache, dass der Stadtsee auch eine Grundwasse­rspeisung hat, das heißt, das Wasser auch über das Grundwasse­r in den Stadtsee gelangt“, teilt Rathausspr­echer Alfred Maucher auf SZ-Nachfrage mit. Auf die Fischbestä­nde habe sich die Trockenhei­t und Hitze noch nicht ausgewirkt.

Dass die von Trautmann beschriebe­ne Entwicklun­g auch für Badegäste unangenehm­e Folgen haben kann, belegt nach seiner Einschätzu­ng die Blaualgenb­lüte, die meist durch einen grünlich-bläulichen Belag auf dem Wasser erkennbar ist und zu Hautreizun­gen führen kann. Kleinkinde­r und empfindlic­he Menschen sollten die Gewässer daher besser meiden oder sich unmittelba­r nach dem Baden intensiv abduschen, rät der Experte. Eine Algenprobl­ematik sei nicht bekannt, teilt Maucher mit. Grundsätzl­ich schließt sich die Stadt den Ratschläge­n des Experten an.

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SYMBOLBILD: DPA/ROLF HAID Das in Durlesbach gelagerte und beregnete Holz stammt zum Großteil aus Privatwald und ist mehrere 100 000 Euro wert.

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