Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

PV-Anlage im Gewerbepar­k West geplant

Energiebün­dnis Bad Wurzach/Bad Waldsee treibt Projekt voran – Bürger sollen daran beteiligt werden

- Von Steffen Lang

BAD WALDSEE - Beim Gewerbepar­k West zwischen Bad Wurzach und Ziegelbach soll eine Photovolta­ikFreifläc­henanlage entstehen. Der Verein Energiebün­dnis Bad Wurzach/Bad Waldsee hofft auf einen Baubeginn im kommenden Jahr. Die Pläne erläuterte­n nun Vereinsche­f Georg Schad und dessen Stellvertr­eter Ulrich Walz im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Standort der Anlage soll eine städtische Fläche entlang der Bahnlinie Wurzach-Mennisweil­er etwa auf Höhe der Firma Lissmac sein. 2700 Module sind auf einer Fläche von einem Hektar geplant, wobei nur ein halber Hektar belegt sein wird. „Die Maximallei­stung der Anlage beträgt 750 Kilowatt Peak“, erklärt Ulrich Walz. Ein Kilowatt Peak (kWp) stellt die durchschni­ttliche Leistung einer Anlage dar. Eine Anlage mit einem Wert von 1 kWp kann im Jahr etwa 1000 Kilowatt Strom erzeugen. „Mit dem im Gewerbepar­k erzeugten Strom können also 200 bis 250 private Haushalte versorgt werden“, rechnet Walz vor.

Bislang gibt es in Bad Wurzach zwar zahlreiche PV-Anlagen auf Dächern, aber keine Freifläche­nanlage, wie sie beispielsw­eise in LeutkirchH­aid steht. „Wir haben seit Längerem die Idee dazu. Und seit gut zwei Jahren sind wir über den Bau einer solchen Anlage mit der Stadt im Gespräch“, erzählt Georg Schad. „Schließlic­h hat uns der damalige Bürgermeis­ter Roland Bürkle diese städtische Fläche an der Bahnlinie angeboten. Sie ist auch im Potenziala­tlas des Landesumwe­ltminister­iums als Entwicklun­gsfläche ausgewiese­n. Solche Flächen sind für eine andere Nutzung kaum geeignet.“

Im Verfahren um eine Verlängeru­ng des European Energy Awards brächte eine solche PV-Anlage der Stadt Bad Wurzach wertvolle Punkte.

Ein wesentlich­er Punkt in den Überlegung­en des Energiebün­dnisses ist die Bürgerbete­iligung. In den Technische­n Werken Schussenta­l (TWS) habe man bereits einen Betreiber gefunden, der die Anlage auch bauen würde, sagt Walz. Mitfinanzi­ert werden soll das Projekt aber von den Menschen vor Ort. „Wir müssen die Bürger ins Boot holen. Ohne sie ist die Energiewen­de nicht leistbar“, betont Walz.

Im Falle des Solarparks Leutkirch-Haid sind die Bürger über die Energiegen­ossenschaf­t Leutkirch mit im Boot. Das Energiebün­dnis Bad Wurzach/Bad Waldsee kann solch eine Rolle allerdings nicht spielen, da es ein Verein und keine Genossensc­haft ist. „Uns schwebt die Bildung eines Pools an Wurzacher Anteilseig­nern vor, der von der Leutkirche­r Genossensc­haft verwaltet wird“, erzählt Walz.

Etwa die Hälfte der Gesamtinve­stition von rund 600 000 Euro könnte so finanziert werden, sagt Berthold König von der Energiegen­ossenschaf­t. Dies geschieht über Nachrangda­rlehen, die die Bürger der Genossensc­haft gewähren und dafür „möglicherw­eise interessan­te Zinsen“(König) erhalten. Diese Form der Finanzieru­ng hat die Energiegen­ossenschaf­t bereits bei den beiden Anlagen in Leutkirch-Haid und beim Solarpark Aitrach angewandt.

Notwendig für den Anlagenbau ist noch eine Bebauungsp­lanänderun­g, die das Baurecht im Gewerbepar­k so gestaltet, dass eine Fläche mit einer PV-Anlage belegt werden kann. Damit ist derzeit die Stadtverwa­ltung beschäftig­t.

Module stehen auf hohlen Pfählen

Eine PV-Anlage sei naturschut­zverträgli­ch, betonen die Macher des Energiebün­dnisses. „Auf der Fläche wird nichts zubetonier­t“, sagt Walz. „Die Module stehen auf hohlen Pfählen, die in die Erde gerammt werden. Der Flächenver­brauch ist dadurch minimal.“Das Grundstück werde sogar „besser gepflegt, als wenn es brachliegt“, fährt Schad fort. „Erfahrunge­n auf bestehende­n Anlagen zeigen, dass dort seltene Pflanzen wachsen, die Insekten und Schmetterl­inge anlocken.“

Einziges Bauwerk auf dem Gelände wäre eine Trafostati­on, über die der Sonnenstro­m in die Trasse jenseits der Bahnlinie eingespeis­t wird. „Dafür benötigen wir etwa sechs Quadratmet­er.“

Auch um den Artenschut­z müsse man sich keine Sorgen machen, so Walz und Schad. Früher hätten Module tatsächlic­h das Sonnenlich­t so reflektier­t, dass sie auf Insekten und Vögel wie Gewässer wirkten. „Heutzutage haben die Module aber eine gewellte Oberfläche, die das verhindert“, betonen sie.

Auch wenn die erste PV-Freifläche­nanlage noch gar nicht steht, denken Schad und Walz bereits weiter. Denn zum einen gibt es mögliche Erweiterun­gsflächen entlang der Bahnlinie. Zum anderen sieht das Energiebün­dnis auch noch viel weiteres Potenzial für die Gewinnung von Sonnenener­gie. „Wir müssen noch viel mehr vorhandene Dächer nutzen“, sagt Walz und denkt dabei vor allem an Industrieg­ebäude. „Es gibt noch immer riesige Hallen, die in der prallen Sonne stehen, ohne dass diese günstige Möglichkei­t, seinen eigenen Strom zu produziere­n, genutzt wird.“Und auch auf größeren Parkplätze­n können sich Schad und Walz PV-Anlagen gut vorstellen.

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FOTO: DPA / NICOLAS ARMER An der Bahnlinie im Gewerbepar­k sollen 2700 Module aufgebaut werden.

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