Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
PV-Anlage im Gewerbepark West geplant
Energiebündnis Bad Wurzach/Bad Waldsee treibt Projekt voran – Bürger sollen daran beteiligt werden
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BAD WALDSEE - Beim Gewerbepark West zwischen Bad Wurzach und Ziegelbach soll eine PhotovoltaikFreiflächenanlage entstehen. Der Verein Energiebündnis Bad Wurzach/Bad Waldsee hofft auf einen Baubeginn im kommenden Jahr. Die Pläne erläuterten nun Vereinschef Georg Schad und dessen Stellvertreter Ulrich Walz im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Standort der Anlage soll eine städtische Fläche entlang der Bahnlinie Wurzach-Mennisweiler etwa auf Höhe der Firma Lissmac sein. 2700 Module sind auf einer Fläche von einem Hektar geplant, wobei nur ein halber Hektar belegt sein wird. „Die Maximalleistung der Anlage beträgt 750 Kilowatt Peak“, erklärt Ulrich Walz. Ein Kilowatt Peak (kWp) stellt die durchschnittliche Leistung einer Anlage dar. Eine Anlage mit einem Wert von 1 kWp kann im Jahr etwa 1000 Kilowatt Strom erzeugen. „Mit dem im Gewerbepark erzeugten Strom können also 200 bis 250 private Haushalte versorgt werden“, rechnet Walz vor.
Bislang gibt es in Bad Wurzach zwar zahlreiche PV-Anlagen auf Dächern, aber keine Freiflächenanlage, wie sie beispielsweise in LeutkirchHaid steht. „Wir haben seit Längerem die Idee dazu. Und seit gut zwei Jahren sind wir über den Bau einer solchen Anlage mit der Stadt im Gespräch“, erzählt Georg Schad. „Schließlich hat uns der damalige Bürgermeister Roland Bürkle diese städtische Fläche an der Bahnlinie angeboten. Sie ist auch im Potenzialatlas des Landesumweltministeriums als Entwicklungsfläche ausgewiesen. Solche Flächen sind für eine andere Nutzung kaum geeignet.“
Im Verfahren um eine Verlängerung des European Energy Awards brächte eine solche PV-Anlage der Stadt Bad Wurzach wertvolle Punkte.
Ein wesentlicher Punkt in den Überlegungen des Energiebündnisses ist die Bürgerbeteiligung. In den Technischen Werken Schussental (TWS) habe man bereits einen Betreiber gefunden, der die Anlage auch bauen würde, sagt Walz. Mitfinanziert werden soll das Projekt aber von den Menschen vor Ort. „Wir müssen die Bürger ins Boot holen. Ohne sie ist die Energiewende nicht leistbar“, betont Walz.
Im Falle des Solarparks Leutkirch-Haid sind die Bürger über die Energiegenossenschaft Leutkirch mit im Boot. Das Energiebündnis Bad Wurzach/Bad Waldsee kann solch eine Rolle allerdings nicht spielen, da es ein Verein und keine Genossenschaft ist. „Uns schwebt die Bildung eines Pools an Wurzacher Anteilseignern vor, der von der Leutkircher Genossenschaft verwaltet wird“, erzählt Walz.
Etwa die Hälfte der Gesamtinvestition von rund 600 000 Euro könnte so finanziert werden, sagt Berthold König von der Energiegenossenschaft. Dies geschieht über Nachrangdarlehen, die die Bürger der Genossenschaft gewähren und dafür „möglicherweise interessante Zinsen“(König) erhalten. Diese Form der Finanzierung hat die Energiegenossenschaft bereits bei den beiden Anlagen in Leutkirch-Haid und beim Solarpark Aitrach angewandt.
Notwendig für den Anlagenbau ist noch eine Bebauungsplanänderung, die das Baurecht im Gewerbepark so gestaltet, dass eine Fläche mit einer PV-Anlage belegt werden kann. Damit ist derzeit die Stadtverwaltung beschäftigt.
Module stehen auf hohlen Pfählen
Eine PV-Anlage sei naturschutzverträglich, betonen die Macher des Energiebündnisses. „Auf der Fläche wird nichts zubetoniert“, sagt Walz. „Die Module stehen auf hohlen Pfählen, die in die Erde gerammt werden. Der Flächenverbrauch ist dadurch minimal.“Das Grundstück werde sogar „besser gepflegt, als wenn es brachliegt“, fährt Schad fort. „Erfahrungen auf bestehenden Anlagen zeigen, dass dort seltene Pflanzen wachsen, die Insekten und Schmetterlinge anlocken.“
Einziges Bauwerk auf dem Gelände wäre eine Trafostation, über die der Sonnenstrom in die Trasse jenseits der Bahnlinie eingespeist wird. „Dafür benötigen wir etwa sechs Quadratmeter.“
Auch um den Artenschutz müsse man sich keine Sorgen machen, so Walz und Schad. Früher hätten Module tatsächlich das Sonnenlicht so reflektiert, dass sie auf Insekten und Vögel wie Gewässer wirkten. „Heutzutage haben die Module aber eine gewellte Oberfläche, die das verhindert“, betonen sie.
Auch wenn die erste PV-Freiflächenanlage noch gar nicht steht, denken Schad und Walz bereits weiter. Denn zum einen gibt es mögliche Erweiterungsflächen entlang der Bahnlinie. Zum anderen sieht das Energiebündnis auch noch viel weiteres Potenzial für die Gewinnung von Sonnenenergie. „Wir müssen noch viel mehr vorhandene Dächer nutzen“, sagt Walz und denkt dabei vor allem an Industriegebäude. „Es gibt noch immer riesige Hallen, die in der prallen Sonne stehen, ohne dass diese günstige Möglichkeit, seinen eigenen Strom zu produzieren, genutzt wird.“Und auch auf größeren Parkplätzen können sich Schad und Walz PV-Anlagen gut vorstellen.