Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Wir wollen Power-Eishockey spielen“
Rainer Schan und Jiri Ehrenberger, Geschäftsführer und Trainer der Ravensburg Towerstars, im Doppelinterview zum Vorbereitungsstart über den möglichen Aufstieg in die DEL und darüber, wieso der Eishockey-Zweitligist mit einem einstigen Erzrivalen kooperie
RAVENSBURG - Die Ravensburg Towerstars starten an diesem Mittwoch in die sechswöchige Vorbereitung auf die DEL2-Saison 2018/19. Nach zwei Spielzeiten, in denen die Mannschaft jeweils früh in den PrePlay-offs scheiterte, steht der ganze Verein unter gehörigem Druck. Über die Ziele der Towerstars hat Michael Panzram mit Geschäftsführer Rainer Schan und Trainer Jiri Ehrenberger gesprochen.
Herr Schan, vor wenigen Tagen hat die Einigung auf eine Auf- und Abstiegsregelung zwischen DEL und DEL2 sehr positive Reaktionen ausgelöst. Hält diese Euphorie in Ravensburg an?
Schan: Ich hoffe, dass diese Euphorie nicht nur anhält, sondern dadurch auch eine neue Eishockey-Euphorie in Ravensburg entfacht wird. Den Towerstars und Clubs der DEL2 bieten sich jetzt neue sportliche und wirtschaftliche Perspektiven.
Wie können die Towerstars die strukturellen Voraussetzungen für einen Aufstieg schaffen? Die Halle ist derzeit nicht DEL-tauglich.
Schan: Die Einführung des Auf- und Abstiegs mit der Saison 2020/2021 (geplant war ursprünglich 2019/ 2020, die Red.) bietet allen Beteiligten nochmals mehr Zeit, sich entsprechend auf einen solchen Schritt vorzubereiten. Die Kriterien, die bisher zu erfüllen waren, wurden nochmals angepasst. Vor allem die strukturellen Voraussetzungen sind für uns nicht einfacher geworden. Bisher war ein Stadion mit einer Kapazität von 4000 Zuschauern und 7000 Punkten nachzuweisen (Neben dem reinen Fassungsvermögen vergibt die DEL im Zulassungsverfahren zur Ligateilnahme auch Punkte für Infrastruktur, etwa Videowürfel, VIPRaum und ähnliches, die Red.). Die neuen Kriterien fordern jetzt eine Mindestkapazität von 4500 Zuschauern und 8000 Punkten. Die Eissporthalle Ravensburg kann diesen Mindeststandard leider nicht erfüllen.
Ohne eine neue Eishalle wird ein Aufstieg für die Towerstars also nicht möglich sein
Schan: Was es kostet, die Eissporthalle auf DEL-Niveau umzubauen, hat eine Machbarkeitsstudie gezeigt. So viel Geld für einen Umbau in die Hand zu nehmen, wäre fragwürdig. Die Gesellschafter der Towerstars müssen entscheiden, welchen Weg sie für die Zukunft einschlagen wollen. Wenn die DEL das Ziel sein soll, dann könnte dies nur mit einem Neubau eines Stadions realisiert werden.
Herr Ehrenberger, Sie haben sich schon lange für eine Auf- und Abstiegsregelung ausgesprochen, weil das der europäischen Sportkultur entspreche. Wie haben Sie die Einigung in der vergangenen Woche aufgenommen?
Ehrenberger: Es ist ein riesiger Schritt in die richtige Richtung. Viele Jahre haben sich Spieler, Fans und Sponsoren gefragt: Um was spielen wir eigentlich? Jetzt kommt das zurück, was sich fast alle gewünscht haben. Nicht nur die DEL2 profitiert davon, auch für die DEL ist das gut. Vielleicht kommt das noch nicht bei allen an, aber der sportliche Wettbewerb mit Auf- und Abstieg muss zum Wettkampf gehören. Das wird dem Eishockey in Deutschland sicherlich sehr gut tun.
Neben den wirtschaftlichen Voraussetzungen sind die sportlichen elementar. Was ist von den Towerstars nach zwei schwächeren Spielzeiten mit dem jeweiligen Aus in den Pre-Play-offs zu erwarten?
Ehrenberger: Wir setzen uns klar das Ziel, direkt die Play-offs zu erreichen. Ein anderes Ziel darf eine Mannschaft wie Ravensburg nicht haben. Zwar haben uns ein paar Spieler verlassen, dafür haben wir sehr gute Transfers gemacht. Gut ist, dass die meisten Spieler geblieben sind. So wissen viele, wie wir hier arbeiten, was wir erwarten. Wir wollen aktives Eishockey spielen. Dazu sind sicherlich auch die Neuzugänge in der Lage.
Der Kader schien komplett, da verpflichteten die Towerstars kurzfristig noch den „DEL2-Spieler des Jahres“der Saison 2017/18. Ist die Personalie Andreas Driendl als Kampfansage an die Konkurrenz zu sehen?
Schan: Ich bin mir nicht sicher, ob der Begriff Kampfansage da passend ist. Die letzten beiden Spielzeiten waren nicht zufriedenstellend, die selbstgesteckten Ziele wurden nicht erreicht. Das darf uns nicht noch mal passieren. Die Fühler nach Andreas Driendl hatten wir bereits nach Bekanntwerden der Probleme in Garmisch ausgestreckt. Dies aber auch nur deshalb, weil Stephan Vogt zu Saisonstart noch nicht fit sein wird. Wenn ich auf die Aufrüstung der anderen DEL2-Clubs blicke, bin ich aber sehr froh, dass wir mit Andreas nochmals viel Qualität in unseren Kader bekommen. Diese Qualität werden wir auch benötigen, wenn wir die Play-offs erreichen wollen.
Die Saison 2017/18 stand im Zeichen eines großen Umbruchs, das war dieses Mal nicht nötig, trotzdem haben wichtige Spieler den Verein verlassen – etwa Arturs Kruminsch, Adam Lapsansky und Brian Roloff. Andere kommen neu zum Verein, neben Driendl etwa Robbie Czarnik und Pavel Dronia. Wie gehen Sie die Saisonvorbereitung am Mittwoch an?
Ehrenberger: Vor allem im Sturm war es eine Herausforderung, die Abgänge zu ersetzen. Das ist gelungen. Jetzt ist es wichtig, diese neuen Spieler schnell zu integrieren. Der Kader war in der letzten Saison harmonisch, hatte einen guten Charakter und eine gute Altersstruktur. Die Mannschaft hat sich wirklich gut präsentiert. Im Vordergrund wird jetzt stehen, dass das auch in der neuen Saison so bleibt. Die Neuzugänge müssen schnell zu unserem System finden. Wir wollen PowerEishockey spielen. Dazu brauchen wir vier gute Blöcke. Hoffentlich haben wir dieses Mal nicht so viel Verletzungspech wie in der letzten Saison.
Kürzlich stand eine mögliche Kooperation mit den Schwenninger Wild Wings aus der DEL im Raum. Wie weit sind die Gespräche gediehen?
Schan: Wir sind inzwischen ziemlich weit. Es gibt noch ein paar kleine Details, die zu prüfen sind.