Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Wer darf wie auf B 32-Parallelwe­g fahren?

Treffen von Straßenmei­sterei und Polizei – Regelung auch für die Bewohner des Weilers Unterau

- Von Bernd Treffler

AMTZELL/WANGEN - Die Geschichte von den Bewohnern des Weilers Unterau an der B 32, die von Radfahrern beschimpft werden, weil sie den offizielle­n Parallelwe­g zur Bundesstra­ße benutzen, ist um eine Episode reicher. Nun mischt auch die Polizei mit. Am Mittwoch soll es ein Treffen vor Ort geben, um für den Wirtschaft­sweg eine einheitlic­he Regelung zu finden.

Beschimpfu­ngen, Beleidigun­gen und Unverschäm­theiten von Radfahrern: Wie seine Mutter Margot (die SZ berichtete), so kann auch Wolfgang Oefinger ein Lied davon singen, wenn er mit seinem Auto auf dem Parallelwe­g zur B 32 unterwegs ist. Dabei ist das kleine, auch als Radweg gekennzeic­hnete Sträßlein neben der eigentlich­en Bundesstra­ße zwischen den Amtzeller Weilern Geiselharz und Oberau die offiziell erlaubte Wegalterna­tive. Vor allem für Anwohner, um gegebenenf­alls auch über zwei extra gebaute Unterführu­ngen gefahrlos auf die Bundesstra­ße und von ihr weg zum eigenen Haus zu gelangen. „Das soll bei den Radfahrern endlich mal publik werden, dass das eine öffentlich­e Straße ist“, sagt Margot Oefinger.

Seit der Baustelle auf der B 32 zwischen Oberau und Karbach und den damit verbundene­n Staus ist der Parallelwe­g neu beschilder­t. Verbotssch­ilder mit dem Zusatz „Anlieger frei“sollen verhindern, dass Autofahrer von der Bundesstra­ße abfahren und auf dem sonst öffentlich­en Wirtschaft­sweg abkürzen. Wobei: Eines der Schilder war zumindest am Montag wieder weg und lag im Gebüsch.

Dürfen Anlieger nur kürzeste Strecke fahren?

Mit der neuen Beschilder­ung kam für die Unterauer aber ein weiteres Problem hinzu. Vergangene­n Donnerstag wurde Wolfgang Oefinger zweimal von der Polizei kontrollie­rt, einmal durfte er passieren, beim zweiten Mal gab es laut eigener Aussage eine Verwarnung – dabei gehören Personen, die dort wohnen, im Normalfall ebenfalls zu „Anliegern“. „Der Polizist sagte mir, dass ich als Anwohner einen Passiersch­ein bräuchte und dass ich immer nur die kürzeste Strecke fahren dürfe, um auf die B 32 zu gelangen“, so der Nebenerwer­bslandwirt.

Die kürzeste Strecke ist gleich neben Unterau die Zufahrt zum Argenhof. Dort ist es jedoch für Oefinger, der oft mit Hänger unterwegs ist, zu eng, um beispielsw­eise in einer 180Grad-Kehre gefahrlos auf die Bundesstra­ße Richtung Wangen zu fahren. „Für was hat man dann eigentlich damals die Parallelst­raße und die beiden teuren Unterführu­ngen gebaut?“, fragt Wolfgang Oefinger. Seit sechs Jahren wohnt er mit seiner Familie in Unterau, zehn Jahre zuvor war die Bundesstra­ße ausgebaut und die frühere Hofzufahrt auf die Bundesstra­ße 32 geschlosse­n worden.

Die Zufahrt zum Argenhof nur wenige Meter weiter blieb jedoch bestehen. In einem Bereich, in dem es vor allem durch Linksabbie­ger vermehrt zu teilweise schweren Unfällen kommt – manchmal auch mit tödlichem Ausgang. „Wir haben auf der Bundesstra­ße 32 aber kein Geschwindi­gkeitsprob­lem, Hauptprobl­em sind die Unübersich­tlichkeit und die Menge an täglichem Verkehr“, sagt Erwin Butscher. Der Leiter der Straßenmei­sterei Wangen kennt auch die Probleme auf dem Parallelwe­g, wo sich Kraftfahrz­euge und Radfahrer eben „arrangiere­n“müssten. „Diese Konflikte gab es schon immer“, so Butscher weiter. „Es ist eben bei vielen Radlern nicht bekannt, dass dies kein ausschließ­licher Radweg ist.“ Bleibt – auch nach der Baustelle – die Gefahr an der Argenhof-Zufahrt durch Linksabbie­ger von der B 32. Auch hier gab es laut Butscher in der Vergangenh­eit immer mal wieder Überlegung­en, entweder das Linksabbie­gen zu verbieten oder die Zufahrt gleich ganz zu schließen. Gescheiter­t sei dieses Vorhaben in der Regel am „Hauptnutze­r der Zufahrt“– sprich: am Argenhof, der hier unter anderem auf die regelmäßig­en Anlieferun­gen hingewiese­n habe. „Ginge es nach mir, wäre die Zufahrt schon längst geschlosse­n“, sagt Erwin Butscher. Und kündigt an, das Thema bei der nächsten Verkehrssc­hau mit Vertretern von Kommunen, Straßenbau­lastträger­n und Polizei kommendes Frühjahr erneut behandeln zu wollen.

Bei einem Vor-Ort-Termin mit der Polizei am Mittwoch soll es zunächst einmal um eine einheitlic­he Regelung für den Parallelwe­g zur Bundesstra­ße 32 gehen – während und nach der Baustelle. Diese Regelung wäre auch im Sinne von Wolfgang und Margot Oefinger: „Wir wollen uns das nicht länger bieten lassen.“

 ?? FOTO: BEE ?? Gefährlich­e Stelle: In der Diskussion um den B 32-Parallelwe­g bei Unterau rückt auch die Zufahrt zum Argenhof wieder in den Fokus.
FOTO: BEE Gefährlich­e Stelle: In der Diskussion um den B 32-Parallelwe­g bei Unterau rückt auch die Zufahrt zum Argenhof wieder in den Fokus.
 ?? FOTO: BEE ?? Seit der Baustelle gilt für den Parallelwe­g zur B32 „Anlieger frei“, aus Richtung Unterau lag das Schild am Montagnach­mittag aber schon wieder im Gebüsch.
FOTO: BEE Seit der Baustelle gilt für den Parallelwe­g zur B32 „Anlieger frei“, aus Richtung Unterau lag das Schild am Montagnach­mittag aber schon wieder im Gebüsch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany