Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hitze erhöht die Gefahr für Badeunfäll­e

DLRG-Helfer mahnt Eltern zur Aufsichtsp­flicht.

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE - Die ungewohnte Hitze macht allen zu schaffen. Wohl dem, der diese „Hundstage“am Stadtsee verbringen kann, wo es im Wasser gut auszuhalte­n ist. Wer von der Sonne erhitzt im kühlen Nass nach Abkühlung lechzt, sollte allerdings einige Tipps beherzigen, die das örtliche DLRG bereithält. Und Nichtschwi­mmer, von denen es auch in der Bäderstadt immer mehr gibt, sollten sich vorsehen, damit es nicht zu Badeunfäll­en kommt.

Dieser Super-Sommer hat auch viele Schattense­iten. Denn beim Baden in Seen oder Flüssen kommen immer wieder Menschen ums Leben. Gründe für solche Unfälle sind unsicheres Schwimmen oder der Umstand, dass sich Nichtschwi­mmer im Übermut in tiefes Gewässer wagen. „Das ist erschrecke­nd, und wir vom DLRG verfolgen das aufmerksam. Wir können nur an die Eltern appelliere­n, ihre Kleinkinde­r oder Grundschül­er am Stadtsee gut im Auge zu behalten“, sagt Robert Rothmund. Er ist Leiter des DLRGStützp­unkts Bad Waldsee, der zur Ortsgruppe Baienfurt gehört.

„Eltern delegieren die Verantwort­ung gerne

Derzeit könne das örtliche DLRG aufgrund von Personalma­ngel zwar keine Aufsichten am Freibad-Ufer führen. „Aber über das Stadtfest waren wir da, und aus der Erfahrung der letzten Jahre weiß ich, dass Eltern die Verantwort­ung für ihre Kinder gerne delegieren an das Aufsichtsp­ersonal, und es am See dadurch zu gefährlich­en Situatione­n kommen kann“, berichtet Rothmund. Immer wieder müsse man Kinder aus dem See zurückhole­n, weil sie – vermeintli­ch geschützt durch Schwimmflü­gel – zu weit hinauspadd­elten. „Wer nicht schwimmen kann, muss aber zwingend in Ufernähe bleiben und sollte von den Eltern nicht aus den Augen gelassen werden“, mahnt der DLRGHelfer an die elterliche Aufsichtsp­flicht, die sich auch auf die beheizten Becken erstrecke.

Hans-Peter Moser vom Freibad bestätigt die Eindrücke des DLRGLeiter­s. Er ist froh, dass er bei diesen Mittelmeer-Temperatur­en über volle Personalst­ärke verfügt und alle Aufsichten auf dem großen Strandbadg­elände und am See stellen kann. „Wir haben jetzt täglich 3500 bis 4000 Besucher hier, und es ist tatsächlic­h eine Entwicklun­g, dass viele Schüler nicht richtig schwimmen können. Das fordert das Personal schon heraus“, betont der Betriebsle­iter der städtische­n Freizeitei­nrichtung. „Zwischen fünf und zehn Mal die Woche müssen die Kollegen Kinder aus dem Tauchbecke­n der großen Rutsche heraushole­n, die sich kaum über Wasser halten können und nur mit knapper Not an den Rand kommen.“

Viele Erstklässl­er können gar nicht schwimmen

Mit dieser unerfreuli­chen Entwicklun­g werden auch die Sport- und Schwimmleh­rer der Döchtbühls­chule konfrontie­rt. Von den Erstklässl­ern sind nach Einschätzu­ng des zuständige­n Lehrperson­als inzwischen „mindestens 60 bis 70 Prozent“des Schwimmens gar nicht mächtig. „Oder sie können nicht wirklich schwimmen, weil sie sich höchstens mit vier, fünf Zügen über Wasser halten können“, sagte Rektor Franz Wiest dazu auf SZAnfrage. Einer der Gründe, warum sich heutige Grundschül­er nicht sicher im Wasser bewegen können, sind überbuchte Schwimmkur­se in ganz Oberschwab­en. Auch in Bad Waldsee werden laut Moser und Rothmund Warteliste­n geführt von den Anbietern, zu denen auch Moser sowie der DLRG-Stützpunkt zählen. Das weiß auch Schulleite­r Frank Wiest, und deshalb werde dem „Schwimmunt­erricht“an seiner Schule ein „hoher Stellenwer­t“eingeräumt. „Von Klasse 1 bis 6 gibt es jede Woche konsequent eine Schulstund­e Schwimmunt­erricht. Wir sind dankbar, dass wir das Lehrschwim­mbecken auf unserem Gelände haben“, so der Rektor. Für Wiest ist „Schwimmen können“eine „elementare Geschichte“. Eine Wassergewö­hnung sollte deshalb schon bei Kleinkinde­rn beginnen, damit sie die Angst davor verlieren, und dann lernen sie ab fünf, sechs Jahren in der Regel zügig schwimmen“, sagt Wiest.

Was die ausgebucht­en Schwimmkur­se betrifft, hat der Pädagoge eine eigene Sicht der Dinge: „Auch die Eltern können hier unterstütz­en, indem sie mit ihren Kindern früh in Schwimmbäd­er gehen, sie anleiten, und dann klappt das mit dem Schwimmen in den meisten Fällen auch ohne Kurs.“

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FOTO: SABINE ZIEGLER
 ?? FOTO: SABINE ZIEGLER ?? Für Nichtschwi­mmer sind die Schwimmerb­ecken im Freibad und auch der Stadtsee außerhalb des abgegrenzt­en Bereiches tabu, um Badeunfäll­e zu vermeiden.
FOTO: SABINE ZIEGLER Für Nichtschwi­mmer sind die Schwimmerb­ecken im Freibad und auch der Stadtsee außerhalb des abgegrenzt­en Bereiches tabu, um Badeunfäll­e zu vermeiden.

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