Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Theater zwischen Gesellschaftskritik und Wohlfühlcomedy
Marie Lumpp steht heute Abend beim Waldstock-Festival auf der Bühne
BAD WALDSEE - Die Schauspielerinnen Marie Lumpp und Julia Meier eröffnen das diesjährige WaldstockFestival heute, Donnerstag, um 19.30 Uhr mit ihrem Stück „Vogelfrei“. Wolfgang Heyer hat vorab mit Lumpp, die in Bad Waldsee aufwuchs, gesprochen.
Frau Lumpp, was verbinden Sie mit dem Waldstock-Festival in Gaisbeuren?
Mit dem Waldstock-Festival verbinde ich geniale Konzerte und legendäre Sommer in Bad Waldsee. Es gibt etliche Anekdoten, die ich in den letzten Jahren tatsächlich immer wieder Leuten erzählt habe, die ich in ganz anderen Kontexten kennengelernt habe: Der Auftritt mit meiner ersten Band „Nada Brahma“, der Grund für meine „Tequilaunverträglichkeit“, eine Tanzperformance in Wassereimern, die die Waldseer etwas überfordert hat (lacht). Zu Abizeiten erinnere ich mich noch, wie Sebastian Ehinger, Alex Kolb und einige andere Freunde, das Waldstock wieder zum Leben erweckt haben. Mit Trecker und Schaufel gings da nach Gaisbeuren – alle haben mitangepackt. Das war eine tolle Zeit.
Was bedeutet es Ihnen, in Ihrer Heimat aufzutreten?
Sehr viel. Die Jugendzeit in Bad Waldsee war unheimlich aufregend und prägend für mich. Meine Talente für den Beruf wurden im Grunde dort geweckt. Da meine Mutter vor einigen Jahren wieder zurück auf die Schwäbische Alb gezogen ist, gab es so Anlässe wie zum Beispiel Weihnachten nicht mehr, an denen man nach Waldsee gekommen wäre. Bei all der Arbeit in den letzten Jahren, war ich immer wieder traurig, dass ich so weit weg gelebt habe, und keine Zeit hatte, „a Bsüchle“zu machen. Wenn ich es doch mal geschafft hatte, ging mir das Herz auf.
Was erwartet die Zuschauer bei „Lumpp&Meier – Vogelfrei“?
Mit „Lumpp&Meier“verwirklichen wir uns einen Traum. Nach einigen Jahren in festen Theaterbetrieben wurde unsere Sehnsucht immer größer, unseren speziellen Humor freizulassen und etwas ganz Eigenes zu machen. Wir nennen unsere Art, Theater zu machen, „Dreispatenkabarett“– wie man da raushört, werden wir tanzen, singen, spielen. Wir wollen alles und gehen weit. Bunt, skurril, urkomisch, zynisch, bewegend. Eine Verwechslungsgeschichte zweier Märchen, in denen sich plötzlich Fragen auftun wie: Will ich die Weltreise oder Windeleimer? Bin ich sexy, nur weil ich High Heels trage?
Was ist neu an ihrem Konzept?
Mit eigenem Chanson, absurden Dialogen, sich verwandelnden Frauenkörpern nehmen wir mit auf eine Reise zwischen Gesellschaftskritik und „Wohlfühlcomedy“. Ich glaube dieser Abend ist wirklich was Neues, was man im Kabarettbereich in dieser Vielseitigkeit und Mischung noch nicht gesehen hat.
Haben Sie vor Ihren Auftritten ein bestimmtes Ritual?
Ja. Bei Theater-/Musicalproduktionen habe ich immer ein Ritual vor jeder Aufführung. Vor der Maske mache ich ein paar Übungen, um den Körper aufzuwärmen. Je nachdem, wie viel ich tanze, auch ein intensiveres Warm-up, dann singe ich mich circa 30 Minuten ein und blödel beim Soundcheck mit Kollegen rum. Bei „Vogelfrei“haben wir schminktechnisch ein so aufwendiges Make-up, dass wir meistens etwas in Stress kommen. Das könnte aber auch daran liegen, dass wir beiden in Lidstrichziehen und Wimperkleben absolute „Nullchecker“sind.
Wenn Sie auf Ihre vergangenen, erfolgreichen Karrierejahre zurückblicken, was war für Sie der bisherige Höhepunkt?
Als ich die Hauptrolle „Sugar“in „Some like it hot“auf dem Thunersee spielen durfte, das war schon großartig. Eine Wahnsinns-Rolle, ein hochprofessionelles Team. Eiger, Mönch und Jungfrau als „natürliches“Bühnenbild im Hintergrund. Ein Auftritt bei „Wetten dass“ist zum Beispiel total spannend, aber wirklich flashen tun mich Momente, wo ich eins werde mit dem Publikum. Wo irgendeine Chemie entsteht, die einen hochfliegen lässt.
Karten gibt es an der Abendkasse für 12 Euro. Das Waldstock-Festival geht am Freitag ab 17 Uhr und am Samstag ab 15.45 Uhr weiter. Zu hören gibt es DJs und Bands, die einen Bezug zu Bad Waldsee haben.