Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Die Stadt als Kaufhaus der kurzen Wege
1000 gebührenfreie Parkplätze ermöglichen entspanntes Einkaufen in Weingarten
WEINGARTEN (bas) - Mit einer neuen Imagekampagne bewirbt die Fachgruppe Innenstadt gemeinsam mit dem Weingartener Stadtmarketing das Thema „Parken und Einkaufen in Weingarten“. Beim gestrigen Pressegespräch standen die Gewerbetreibenden Thomas Grimm und Nicola Mayer-Rosa sowie Marcus Schmid als Geschäftsführer des Stadtmarketings Rede und Antwort. An den Einfallstraßen von Weingarten hängen bereits Großplakate, die auf ein „Entspanntes Einkaufen“aufmerksam machen sollen. Weingartens Bonbon: Das Parken gelinge mühelos und koste nichts.
„Essen, Trinken, Verweilen und Einkaufen“– das sollen die Menschen im Schussental möglichst in Weingarten. Sich am „Branchenmix“erfreuen, in „über 100 Geschäften“, die Bücher oder Kosmetik, Schmuck oder Spielwaren und selbstverständlich auch Bekleidung und Sportausrüstung anbieten. Laut Pressemitteilung sieht sich die Welfenstadt als „Kaufhaus der kurzen Wege“. Weingartens größter Vorteil gegenüber der südlichen Einkaufsmetropole Ravensburg ist die komfortable Parksituation. 1000 gebührenfreie Parkplätze hat Weingarten mittlerweile zu bieten. „Wo sonst kann man heute noch bis vors Geschäft fahren?“, stellt Marcus Schmid die rhetorische Frage. In Ravensburg nicht. In Weingarten schon.
Das andere Hauptaugenmerk der Imagekampagne liegt zweifelsfrei auf der besonderen Händlersituation in Weingarten: Viele Geschäfte sind noch inhabergeführt. So wie das Modehaus Mayer-Rosa, das durch Tochter Nicola Mayer-Rosa selbstverständlich auch im Arbeitskreis „Fachgruppe Innenstadt“vertreten ist. So wie Sport Grimm, dessen Inhaber Thomas Grimm der zehnköpfigen Fachgruppe vorsteht. „Unsere Kunden schätzen den persönlichen Bezug und die individuelle Beratung, die man beim anonymen Onlinekauf natürlich nicht kriegen kann“, weiß Mayer-Rosa durch das Feedback von Kunden. Und Grimm fügt hinzu, in Weingartens Innenstadt, aber auch in den Randlagen, finde man alles, was der Fachjargon unter „Vollsortimenter“verstehe.
„Mir san mir“
Die mit der jüngsten Imagekampagne gestartete Präsentation der attraktiven Weingartener Innenstadt sei mitnichten eine Resonanz auf den schleppenden Einzelhandel. Vielmehr gebe es aktuell „höchstens fünf nicht bespielte Flächen“, und damit praktisch so gut wie keinen Leerstand. „Bei über 130 Einzelhändlern macht mir das kein Bauchweh“, bescheidet Schmid. Auch auf die Frage, ob man mit der neuen Imagekampagne nicht Ravensburg hinterherlaufe, gibt Schmid ungerührt Auskunft: „Das wäre Äpfel mit Birnen verglichen. Wir kokettieren zwar gerne mit diesem Wettbewerb zwischen den Städten, aber das ist nur ein Spiel. „Mir san mir“, stellt der Geschäftsführer der Stadtmarketing GmbH klar.
Die Kampagne, die vergangenen Montag mit zwei verschiedenen Plakatmotiven – einmal mit Thomas Grimm als Imagegesicht und einmal mit der Familie von Trampolintrainerin Tanja Vidakovic als Werbeträger – gestartet ist, soll das restliche Jahr hindurch laufen. Ab Ende August sollen nicht nur die vier Ortseingänge, sondern auch noch die Tunneleinfahrten und vier zusätzliche Großflächen beworben werden. „Ja, warum eigentlich nicht auch in Ravensburg?“, antwortet ein verschmitzt lächelnder Schmid auf die provozierende Frage nach einer „Ausweitung der Kampagne bis ins benachbarte Ravensburg“. Wie auch immer: Die Weingartener Fachgruppe Innenstadt sieht sich als „leistungsstarken Einzelhandel“, der selbst bei großen Konferenzen von Wettbewerbern gelobt wird. „Da höre ich immer wieder: Ihr dund wie d’Sau!“, scherzt Thomas Grimm auf gut Schwäbisch.
Bei all den Anstrengungen – neue Homepage, eigener Facebook-Account samt Anglizismen, die mittlerweile auch Weingarten im Marketing pflegt (vom „full service“über das „feel good“bis hin zum „Einkaufsfeeling“) – ist Weingarten doch eine traditionsbewusste Stadt im oberschwäbischen Schussental. Mit dem Fokus darauf, die Umland-kunden noch stärker in die Stadt zu locken. „Immerhin kann man bei uns schon eingekauft und die Taschen wieder verstaut haben, während man andernorts in der gleichen Zeit noch immer keinen Parkplatz findet“, bringt Nicola Mayer-Rosa das auf den Punkt, was definitiv nicht wegzudiskutieren ist.