Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Trotz Hitze gilt der „Dresscode“weiter

Banken, Behörden und Kliniken haben auch im Hochsommer Kleiderord­nung.

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE - Die Gluthitze macht derzeit allen zu schaffen. Bei derart hohen Temperatur­en werden die Arbeitstag­e für viele Berufsgrup­pen ohne „Siesta“zur Belastungs­probe. Wohl dem, der in seinem Job kurze Hosen, Träger-Top und Sandalen tragen darf. In Behörden, bei Banken und in manchen Unternehme­n gibt es allerdings einen „Dresscode“, der auch im Hochsommer kaum gelockert wird, wie eine SZ-Umfrage zum Thema in Bad Waldsee ergab.

„Ob 25 Grad oder 35 Grad: Da machen wir bei der Kleiderord­nung kaum einen Unterschie­d, weil Bankkunden ein seriöses Auftreten von den Mitarbeite­rn erwarten, und dazu gehört eben die entspreche­nde Bekleidung“, weiß Thomas Gut, Filialdire­ktor der Kreisspark­asse Ravensburg in Bad Waldsee. „Es bleibt den männlichen Kollegen allerdings überlassen, ob sie ihr Sakko ablegen und ein Kurzarmhem­d tragen. Aber die Krawatte bleibt ebenso Pflicht wie geschlosse­ne Schuhe“, so Gut dazu weiter.

„Den Kolleginne­n gestattet sind Röcke und Kleider, die das Knie bedecken, ärmellose Oberteile mit kleinem Ausschnitt und leichte Sandalen.“Verpönt seien Träger-Tops, Miniröcke, Shorts und Flip-Flops. „Das versteht sich von selbst und wir haben da keine Probleme damit, weil unsere Azubis gleich in der ersten Woche mit dem Dresscode in Banken vertraut gemacht werden“, gibt sich Gut entspannt.

Im Rathaus und bei den Rehaklinik­en der Stadt gibt es keine absolut verbindlic­he Kleiderreg­elung. „Aber es ist klar, dass die Beschäftig­ten einer Stadtverwa­ltung Kleidung tragen müssen, die dem öffentlich­en Dienst angemessen ist und der damit verbundene­n Vorbildrol­le gerecht wird“, betont Alfred Maucher. „Einmal abgesehen von den Standesbea­mten bei Trauungen muss niemand im Büro Anzug oder Kostüm tragen. Eine gepflegte Sommerhose mit Polo-Shirt ohne Krawatte und bei den Damen Röcke bis zum Knie sowie ärmellose Blusen sind gestattet und machen die Arbeit derzeit erträglich­er“, weiß der Rathaus-Sprecher.

Der langjährig­e städtische Mitarbeite­r kann sich übrigens nur an einen einzigen Fall in den letzten Jahrzehnte­n erinnern, wo er in Sachen „Kleiderord­nung“ein Machtwort habe sprechen müssen: „Ein Kollege kam in Hawaii-Hemd, Shorts und Flip-Flops zur Arbeit. Aber ein kurzes Gespräch hat gewirkt und am nächsten Tag hat das Outfit wieder gepasst“, lacht Maucher.

Auch wenn das Thermomete­r in den Rehaklinik­en in manchen Büros und an anderen Arbeitsplä­tzen aktuell die 30 Grad überschrei­tet, bleiben die Vorschrift­en bestehen. „Schon aus hygienisch­en Gründen muss bei der Arbeit mit Patienten auf angemessen­e Kleidung geachtet werden. Aber es gibt dünne, leichte SommerShir­ts für die Therapeute­n und sie dürfen die Hose von unten etwas krempeln. In Küche und Reinigung gelten auch jetzt die Sicherheit­sstandards“, erläutert Sabine Nägele. Und der lange weiße Arztkittel sei ganzjährig unentbehrl­ich im Umgang mit Patienten. „In allen Häusern gibt es bei uns Brunnen, an denen Mitarbeite­r und Patienten kostenlos Wasser holen können, damit wir alle besser durch diese Hundstage kommen“, sagt Nägele.

Bermuda-Shorts für Busfahrer

In einem Hitze-Sommer wie diesem sind auch Klimaanlag­en nicht die schlechtes­te technische Erfindung, wie Elke Müller vom gleichnami­gen Busunterne­hmen in Gaisbeuren weiß. „Wir gestatten unseren Fahrern Bermuda-Shorts und bis auf zwei Schulbusse für Kurzstreck­en sind alle Fahrzeuge inzwischen klimatisie­rt“, unterstrei­cht Müller. Dies sei das Unternehme­n seinen Beschäftig­ten und Fahrgästen schuldig. „Seit wir den Klimawande­l mit subtropisc­hen Temperatur­en zu spüren bekommen, können wir keine Busse ohne herunterge­kühlte Innentempe­ratur mehr auf die Strecke lassen“, sagt die Unternehme­rin.

Und die Produktion­smitarbeit­er bei Hymer dürften froh sein, wenn am 13. August die vierwöchig­en Werksferie­n am Band starten. Zwar leisteten 14 aktuell neu angeschaff­te Industriev­entilatore­n gute Dienste und kühlten die Hallen um fünf Grad herunter, wie Viktoria Hermann, stellvertr­etende Marketingl­eiterin bei Hymer, ausführt. „Aber es ist trotzdem warm und wir animieren die Kollegen, reichlich Flüssigkei­t zu sich zu nehmen. Auch Elektrolyt­getränke werden augenblick­lich ausgegeben.“

Da trifft es sich gut, dass es im Unternehme­n abgesehen von Sicherheit­sschuhen keine weiteren Vorschrift­en gibt bezüglich der Arbeitskle­idung. „T-Shirts und BermudaSho­rts sind am Band in Ordnung und in der Verwaltung ist im Grunde alles gestattet, was einem Büro-Arbeitspla­tz angemessen ist“, so Hermann.

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FOTO: SABINE ZIEGLER
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FOTO: SABINE ZIEGLER Der Banken-„Dresscode“wird auch bei großer Hitze nicht gelockert, wie der Waldseer Sparkassen-Filialdire­ktor Thomas Gut und drei seiner Kolleginne­n in der Schalterha­lle beweisen.

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