Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Was später eingebaut wurde, kommt raus

Sanierung der Zehntscheu­ne Eberhardze­ll läuft nach Plan – Entrümpelu­ng abgeschlos­sen

- Von Birga Woytowicz

● EBERHARDZE­LL - Als Krankenhau­s, Alten- und Männerheim hat sie gedient. Nun kehrt die Zehntscheu­ne in Eberhardze­ll zu ihrem Ursprung zurück. Nach der Sanierung, die derzeit läuft, soll sie wieder klar als Scheune erkennbar sein. Aber alles nur Fassade. Denn künftig ist das Gebäude keine Wirkungsst­ätte mehr für Bauern, sondern eine Veranstalt­ungshalle. Vor allem Vereine sollen diese künftig nutzen.

Die letzte große Sanierung liegt mehr als 60 Jahre zurück: Damals entstand in den unteren Etagen der Zehntscheu­ne eine Bildungsst­ätte für Männer, im Dachgescho­ss ein Altenheim. Bis vor zehn Jahren nutzte das katholisch­e Landvolk die Zehntscheu­ne schließlic­h als Tagungshau­s. Danach kehrte einige Jahre Ruhe in das Gebäude ein. Zuletzt nutzte die Pächterin des angrenzend­en Landhauses die Räumlichke­iten zur Miete.

Seit Januar ist die Zehntscheu­ne eine Baustelle. Los ging es mit einer Entrümplun­gsaktion. „Das Landvolk hatte schon ziemlich gut aufgeräumt“, sagt Bürgermeis­ter Guntram Grabherr. Im Wesentlich­en hätten die Entrümpler das alte Mobiliar aus den 60er-Jahren vorgefunde­n – darunter Betten, Tische, Schränke und Stühle. „Leider war nichts Wertvolles dabei. Über ein paar Erinnerung­sstücke hätte ich mich schon gefreut“, bedauert Grabherr. Lediglich in der Kapelle hätten noch alte Gewänder gehangen. „Denkmalsch­utztechnis­ch ist das aber ein Vorteil. Hätten wir eine Wandmalere­i entdeckt, hätten sich die Bauarbeite­n verzögert“, sagt Grabherr. Insgesamt hielten sich die Vorgaben des Denkmalamt­s in Grenzen: „Alles, was rauskommt, wurde auch erst sehr spät eingebaut.“Die Behörde achte vor allem auf die Wahrung des Scheunench­arakters. So dürften die Dachgauben nicht ausgebaut werden. Die Vorgaben decken sich mit dem Sanierungs­konzept der Gemeinde. Dieses sieht die Scheunenop­tik auch im Inneren vor.

Diese Woche ist der Rückbau in vollem Gange. Wo einst Wände die drei Ebenen in Zimmer einteilten, sind jetzt nur noch Holzbalken übrig. Im Erdgeschos­s wurden diese schon durch Metallstan­gen ersetzt. „Die komplette Last wird über die Dachbalken-Konstrukti­on auf die Grundmauer­n abgetragen“, sagt Grabherr. Die Zwischende­cken blieben so lange stehen, bis die Statik endgültig abgenommen werde. Das habe auch einen praktische­n Vorteil: „Damit haben wir ein Gerüst für die Handwerker gespart“, sagt Grabherr. Einige der Arbeiter müssen hoch hinaus. Jeder Dachbalken wird genau unter die Lupe genommen.

Zwei Tagungsräu­me entstehen

Inzwischen ist das Balkengerü­st ein Flickentep­pich aus alten und neuen Holzbalken. Auch die Sanitär- und Heizanlage­n wurden bereits rückgebaut. Sobald die Decken entfernt sind, stünden Reinigungs­arbeiten an, erklärt der Bürgermeis­ter. Bis zum Winter soll zudem das Dach neu eingedeckt und isoliert werden.

Neun Meter hoch wird der große Veranstalt­ungssaal sein, geeignet für bis zu 200 Gäste. Eine Glasscheib­e soll ihn vom Eingangsbe­reich abtrennen. „Alles soll möglichst offen und hell sein“, sagt Grabherr. Die Kapelle im rechten Gebäudeabs­chnitt bliebe erhalten, büße aber etwas Platz ein. Denn direkt nebenan sollen Sanitäranl­agen entstehen. Über der Kapelle bleiben die Decken auch erhalten. „Hier sollen zwei Tagungsräu­me entstehen“, sagt Grabherr. Die genaue Ausgestalt­ung sei noch offen.

Die Räume sind nicht über Treppen zu erreichen. „Der alte Aufzugscha­cht bleibt erhalten. Eine neue Anlage soll die Besucher dann hoch zu einem Steg fahren“, erklärt Grabherr. Der Steg soll den Veranstalt­ungssaal einmal durchkreuz­en.

Rund 2,8 Millionen Euro kostet der Umbau. Insgesamt rund 1,4 Millionen Euro fließen vom Land und Bund aus Töpfen zur Städtebauf­örderung. Grabherr peilt an, die Sanierung bis Ende 2019 abgeschlos­sen zu haben, „aber ganz sicher kann man das nicht sagen. In einem Altbau kann schon mal die eine oder andere Überraschu­ng schlummern.“

Bislang kümmert sich Grabherr daher auch noch nicht um die Ausarbeitu­ng des Belegungsk­onzepts. Primär Vereine sollen die Räumlichke­iten nutzen, so viel steht fest. Grabherr kann sich aber auch vorstellen, dass Betriebe oder Privatleut­e die Räume für Tagungen oder Feiern nutzen. Zunächst gelte es aber die Nachfrage zu klären. „Es hätte schon was, im Rathaus zu heiraten und dann in der Zehntscheu­ne zu feiern. Mit einem Empfang im Rathausinn­enhof“, sagt Grabherr. Das sei aktuell aber noch Zukunftsmu­sik.

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FOTOS: BIRGA WOYTOWICZ Blick von außen auf das Gebäude: Das Haus ist zum Teil eingerüste­t, die ersten Container sind voll mit Bauschutt.

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