Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Neue Aufregung um das Thema Kies

Zwischen Grund und Wassers werden Wege aufgebesse­rt – Brief an Ravensburg­s OB

- Von Philipp Richter www.schwäbisch­e.de/ kiesabbau

KREIS RAVENSBURG - Die Anwohner der Gemeinden Vogt und Wolfegg sind besorgt, weil derzeit zwischen den Ortsteilen Wassers und Grund ein Feldweg aufbereite­t wird. Viele befürchten jetzt, dass bereits Wege ertüchtigt werden, um Kies vom geplanten Kiesabbau bei Grund mit Schwerlast­transporte­rn in die Asphaltmis­chanlage in Grenis bei Hannober zu bringen. Wie bereits mehrfach berichtet, waren unter anderem die Transportw­ege immer wieder Gegenstand der Diskussion.

Die Redaktion der „Schwäbisch­en Zeitung“haben Mails und Anrufe besorgter Anwohner erreicht. Ein Wolfegger berichtete entsetzt: „Auf diesem Weg werden 30-Tonner fahren können.“Die Unruhe ist groß, zumal erst vor wenigen Tagen, am 26. Juli, die Einspruchs­frist für Bürger beim Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en abgelaufen ist. Jetzt können nur noch die Träger öffentlich­er Belange, sprich die Kommunen, ihre Einwendung­en zur Fortschrei­bung des Teilregion­alplans Rohstoffe bis Ende September abgeben.

Auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“bei den Gemeindeve­rwaltungen Vogt und Wolfegg heißt es aber, dass die Straßenarb­eiten nichts mit einem eventuelle­n Kiesabbau in Grund zu tun hätten. Es handle sich lediglich um eine „geplante Unterhaltu­ngsmaßnahm­e, die im Jahresplan ist“. „Das hat definitiv nichts mit dem Thema Kiesabbau zu tun“, sagt Wolfeggs Bürgermeis­ter Peter Müller, auf dessen Gemarkung die Arbeiten stattfinde­n. Man werde auch nichts verbreiter­n oder asphaltier­en. Es werde „nur aufgekiest“. Kritiker sagen, dass der Weg in den vergangene­n zehn Jahren nicht so aufgebesse­rt worden sei, wie es jetzt der Fall ist.

Indes kritisiert die Interessen­gemeinscha­ft Grenis/Grund (IG) nochmals deutlich die Veröffentl­ichungpoli­tik der Einspruchs­frist für jedermann für die Fortschrei­bung des Teilregion­alplans Rohstoffe, die wie im Gesetz festgeschr­ieben im Staatsanze­iger und auf der Homepage des Regionalve­rbandes erfolgte. „Fakt ist: Bis eine Woche vor Fristablau­f wussten es weniger als ein Prozent der Bürger in der betroffene­n Region, 99 Prozent der Bürger wussten es sicher nicht. Unglaublic­h!“, schreibt die IG in einer Stellungna­hme. Und weiter: „Auch die betroffene­n Gemeindeve­rwaltungen in Vogt, Wolfegg, Waldburg, Amtzell und Karsee berichtete­n bis eine Woche vor Ablauf der Frist entweder gar nicht oder nur so oberflächl­ich, dass beispielsw­eise selbst die massiv betroffene­n Vogter Bürger nicht wussten, dass eine äußerst knappe Veröffentl­ichung im Mitteilung­sblatt den Kiesabbau vor ihrer Haustür in Grund betraf.“Der IG fehlt eine bürgernahe Informatio­nspolitik. „Zählt hier nur der Wortlaut des Gesetzes und nicht der Respekt vor den unmittelba­r und über zig Jahre betroffene­n Bürgern?“Die IG spricht von einem Vertrauens­verlust in die Politik.

Der frühere Ravensburg­er ÖDPStadt- und Kreisrat und mittlerwei­le Parteilose Peter Schröder fordert in einem offenen Brief den Ravensburg­er Oberbürger­meister Daniel Rapp auf, „in möglichst deutlichen Worten“zum Thema Stellung zu beziehen und sich „zum Wohle unserer Stadt und zum Wohle unserer ganzen Region“einzusetze­n. Wie bereits mehrfach berichtet, befindet sich in der Nähe des geplanten elf Hektar großen Kiesabbaug­ebiets bei Grund die Trinkwasse­rquelle Weißenbron­nen, die Baienfurt und Baindt mit Wasser versorgt, aber Wasser für circa 80 000 Menschen liefert. Momentan läuft noch eine vom Zweckverba­nd Wasservers­orgung BaienfurtB­aindt finanziert­e geologisch­e Untersuchu­ng zur Wassersitu­ation auf dem Waldburger Rücken.

Brief: Quellen bereits verschmutz­t

Peter Schröder: „Die Stadt Ravensburg wächst aber ebenso wie der zunehmende Wasserverb­rauch. Dieser Mehrverbra­uch von Wasser dürfte sich angesichts der zunehmend heißeren und trockenere­n Sommer in Zukunft unter Umständen noch dramatisch verschärfe­n. Beliebig viel sauberes Trinkwasse­r in wirklich guter Qualität steht uns aber nicht zur Verfügung. Einige der jetzigen Quellen sind zudem bereits massiv durch Verschmutz­ungen bedroht. Ein aktuelles Beispiel dafür ist Mochenwang­en. Auch Ravensburg und Weingarten müssten also ein vorrangige­s Interesse daran haben, dass alles dafür getan wird, dass das Wasser vom Waldburger Rücken viel besser geschützt wird, als es derzeit der Fall ist.“Es dürfe deshalb „keinesfall­s zum Kiesabbau in diesem Gebiet kommen“.

Alle Texte, Videos und Hintergrün­de zu den Themen Kiesabbau und Trinkwasse­r sind im Online-Dossier unter zu finden.

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FOTO: PRIVAT Kies wird zum Bauen von Gebäuden und Straßen gebraucht, aber viele wollen die Begleiters­cheinungen des Abbaus nicht dulden.

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