Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Teile der Altstadt haben weder Internet noch Telefon
Bei Spülbohrungen beschädigen Arbeiter am Montag mehrere Strom- und Telekommunikationskabel
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RAVENSBURG - In Teilen der Ravensburger Altstadt sind seit Montagabend die Telefon- und Internetleitungen tot. Schuld daran sind sogenannte Spülbohrungen in der Karlstraße, bei denen versehentlich Kabel durchtrennt wurden. Betroffen sind unter anderem das Hotel Muke, das Amtsgericht und das Bekleidungsgeschäft Bredl. Auch der Stromausfall vom Dienstag hängt mit den Bohrungen zusammen.
„Bei uns ist Land unter“, klagt Sascha Munding, Mitarbeiter des Hotels Residenz Zum Muke in der Ravensburger Herrenstraße. Seit 17.30 Uhr am Montag könnten er und seine Kollegen kein Festnetz benutzen, keine Nachrichten über das Buchungsportal empfangen und keine EC-Kartenzahlungen tätigen – denn auch die Kartenlesegeräte laufen über das Internet. Möglich sind nur noch Barzahlungen – die übrigen Rechnungen müssen nächste Woche beglichen werden. „Das ist massive Mehrarbeit“, ärgert sich Munding.
Großes Gebiet betroffen
Telekom-Sprecherin Martina Weidmann bestätigt, dass ein fremdes Telekommunikationsunternehmen Kabel der Telekom beschädigt habe. An mehreren Stellen rund um die Ravensburger Altstadt werden derzeit Spülbohrungen durchgeführt. Dabei wird unter extrem hohem Druck und mithilfe von Wasser ein Loch in die Erde gegraben. „Deshalb ist an verschiedenen Stellen Wasser in unsere Kabel eingedrungen“, erklärt Weidmann. Betroffen sei ein „großes Gebiet rund um die Straßen Am Kohleberg, Obere Breite und Herrenstraße plus weitere 20 bis 30 Straßen“. Einen Ausfall hat aber nur ein Teil der Nutzer in diesem Bereich – darunter auch Kunden anderer Telefon- und Internetanbieter, welche die Leitungen der Telekom mitnutzen.
Weidmann spricht – im Gegensatz zu dem Muke-Mitarbeiter – von einem Ausfall seit Dienstag. Tatsächlich gab es auch an diesem Vormittag einen Ausfall: An der Kreuzung Karlstraße/Charlottenstraße durchbohrten Mitarbeiter ein Niederspannungskabel, danach fiel der Strom aus. Laut den Technischen Werken Schussental (TWS) waren davon aber nur fünf Häuser im Bereich Eisenbahnstraße, Georgstraße und Charlottenstraße betroffen. Am Mittag hatten die TWS den Schaden im Stromkabel bereits wieder behoben.
Reparatur ist Feinarbeit
Viel schlimmer wiegt da der Ausfall von Internet und Telefon, der noch bis Redaktionsschluss anhielt. Telekom-Mitarbeiterin Weidmann verspricht, dass die Kunden bis Freitag, spätestens Samstag, wieder am Netz seien. Seit Mittwochmittag sitzen Telekom-Mitarbeiter an der Stadtmauer vor dicken „Kabelbäumen“ und verbinden in mühevoller Kleinarbeit jede einzelne Kabelfaser miteinander (siehe Infokasten).
Bis der Schaden behoben ist, behilft sich das Hotel Muke anderweitig: „Fax funktioniert zurzeit gar nicht. Aber alle Telefonate gehen inzwischen bei unserem Partnerhotel im Frankenland ein. Die dortigen Mitarbeiter leiten sie auf das jeweilige Privathandy des Mitarbeiters weiter, der gerade im Dienst ist.“Der Homepagebetreiber habe außerdem einen Mediapool kreiert, der eingehende Mails sammelt und auf den alle Mitarbeiter Zugriff haben.
Kanzlei muss Boten schicken
Vom Netz ist auch die Zentrale des Amtsgerichts in der Herrenstraße, wie Wolfgang Angster, Sprecher der Staatsanwaltschaft, bestätigt. Die Mitarbeiter seien darüber intern informiert worden.
Betroffen sind laut Munding auch eine Kanzlei in der Schussenstraße – „die muss zurzeit Boten umeinanderschicken“– sowie das Bekleidungsgeschäft Bredl in der Bachstraße. Tatsächlich war unter dessen Festnetznummer am gesamten Donnerstagnachmittag niemand zu erreichen.
Sascha Munding und sein Chef Dietmar Eltrich ärgern sich auch über die mangelhafte Kommunikation ihres Telefon- und Internetanbieters Vodafone – der eigentlich gar nichts für den Ausfall kann. Der Anbieter habe allerdings weder mitgeteilt, wie es zu dem Ausfall kam, noch wann die Leitungen wieder laufen werden. „Ich finde es überhaupt erschreckend, dass keine offizielle Mitteilung an die Bürger rausgeht“, kritisiert Munding.