Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Drum brenne, was uns lieb und teuer!
Ach, wie ist das schön: Sachen kaufen können! Je mehr sie kosten, desto mehr wollen wir sie haben. Diesen menschlichen Impuls nehmen Modemarken zum Anlass, ihre Produkte nicht etwa billiger zu machen, damit möglichst viele Menschen sie sich leisten können. Nein, ihre Logik funktioniert andersrum: Sie sorgen mit überzogenen Preisen dafür, dass nur Wenige in ihren Genuss kommen.
Diese Strategie führt zu einer nicht unbeträchtlichen Menge an Ladenhütern. Und was machen die Luxushersteller mit der überzähligen Ware? Natürlich verbrennen! Der Grund ist so einfach wie merkwürdig: Damit die Preziosen bloß nie auch nur in die Nähe irgendeiner Schnäppchenhaftigkeit gerückt werden. Die englische Luxusmarke Burberry zum Beispiel gibt einen zweistelligen Millionenbetrag dafür aus, eigene Artikel im Gegenwert von ebenfalls zweistelligen Millionenbeträgen zu verbrennen.
Natürlich kennt auch die Kunstgeschichte das Phänomen der unnötigen Zerstörung. Dem Vernehmen nach soll Vincent van Gogh mehr Bilder vernichtet haben, als heute an den Wänden der Museen hängen. Der Grund: Van Gogh fand seine Bilder schrecklich. Das wäre auch für Luxusartikelhersteller ein guter Vorwand. Denn gewiss hätte der normale Mensch, der keine 1000 Euro für ein Täschchen ausgeben kann, mehr Verständnis, wenn es aus der Firmenzentrale hieße: „Lasst uns den hässlichen Sack von einer Handtasche verbrennen!“Verschenken wäre jedenfalls billiger gewesen. Doch daran hat van Gogh nicht gedacht. Und Burberry schon gar nicht. (nyf)