Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Guido Wolf kritisiert geplante Reform in Rumänien scharf

Der baden-württember­gische Justizmini­ster fordert von seinem Amtskolleg­en Tudorel Toader „Rechtssich­erheit“

- Von Kristina Priebe

● BUKAREST - Baden-Württember­gs Justizmini­ster Guido Wolf (CDU) hat die geplante Justizrefo­rm in Rumänien scharf kritisiert. Bei einem Treffen mit seinem rumänische­n Amtskolleg­en Tudorel Toader in Bukarest sagte Wolf am Freitag: „Als badenwürtt­embergisch­e Delegation sind wir auch im Interesse der Unternehme­n in unserem Land hier, die bei ihren Investitio­nen in Rumänien auf Rechtssich­erheit angewiesen sind.“

Wolf sprach Teile der geplanten Reform an, die etwa eine Mindestsch­welle bei Amtsmissbr­auch vorsehen, und Änderungen in Bezug auf Korruption­sdelikte. Verdächtig­e würden nach der Reform über etwaige Ermittlung­en informiert werden. „Es wäre fatal, wenn der Gesetzgebe­r ein Strafgeset­z auf den Weg bringt, das auch zum Ziel hat, einzelne Personen vor strafrecht­licher Verfolgung zu schützen.“Aktuell wird gegen Abgeordnet­e des Parlaments wegen Korruption ermittelt, unter anderem auch gegen den amtierende­n Parlaments­präsidente­n Liviu Dragnea (PSD). Dieser ist wegen Wahlmanipu­lation bereits vorbestraf­t. Toader versichert­e, Rumänien und Deutschlan­d teilten dieselben juristisch­en Werte. Dabei nannte er allerdings hauptsächl­ich auf unumstritt­ene Aspekte der Reform. So sollen die rund 300 Amtswohnun­gen nicht mehr auf Lebenszeit an Richter, Staatsanwä­lte und deren Erben vermietet werden. „Es ist sicher wichtig, für diese Themen Regelungen zu finden“, sagte Wolf. Das seien aber nicht die Themen, die Europa bewegen.

Toader entgegnete, im europäisch­en Raum werde absichtlic­h der Eindruck vermittelt, die Justizrefo­rm solle Verdächtig­e vor Strafverfo­lgung schützen. Auch die Ansicht, das neue Referat der Staatsanwa­ltschaft, die Ermittlung­en gegen Delikte der Justiz verfolgt, solle die Staatsanwa­ltschaft überwachen, ginge laut Toader an der Realität vorbei. „Das Sonderrefe­rat ändert nichts, weil es bisher schon eine Einheit zur Korruption­süberwachu­ng gibt“, sagte Toader. Bislang war die Antikorrup­tionsbehör­de allerdings nicht dem Justizmini­sterium unterstell­t. Toader selbst hatte erst im Februar die Absetzung der Leiterin der Antikorrup­tionsbehör­de, Laura Kövesi, wegen deren Kritik an der Justizrefo­rm gefordert. Mittlerwei­le wurde sie ihres Amtes enthoben.

Wolf: Rumänien wichtiger Partner

Wolf bezweifelt­e, dass die Änderungen im rumänische­n Strafgeset­z nicht dazu dienen, einzelne Personen strafrecht­lich zu schützen. „Wenn das so wäre, ist das nicht mit unserem europäisch­en Rechtsvers­tändnis vereinbar.“Rumänien sei ein wichtiger Partner, weswegen es wichtig sei, dass es in Sachen Rechtsstaa­tlichkeit einen Schritt nach vorne geht. Toader gab zu bedenken, dass die Gesetzentw­ürfe vom Verfassung­sgericht geprüft werden, Änderungen seien noch möglich. Wir wünschen uns, dass sich die Gesetze an den europäisch­en Standard anpassen.“

Nach den Gesprächen sagte Guido Wolf der „Schwäbisch­en Zeitung“, Toader habe die kritischen Punkte bewusst umschiffen wollen. „Es stellt sich die Frage: Bleibt Rumänien auf dem europäisch­en Weg, oder läuft das Land Gefahr, in alte Strukturen zu verfallen.“Das sei aus europäisch­er Sicht nicht akzeptabel.

Wolf nannte die Möglichkei­t, dass die EU gegen Rumänien wie gegen Polen aufgrund der Reform ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren einleiten könnte. Eine Chance, die Reformplän­e noch zu ändern, sieht Wolf in der „pro-europäisch­en“rumänische­n Bevölkerun­g. „Auf die verantwort­lichen Politiker kann man sich in dieser Hinsicht nicht verlassen.“Der Bevölkerun­g müsse klar sein: Wenn sie diesen Weg unterstütz­en, führe der Weg aus Europa hinaus.

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FOTO: PRIEBE Baden-Württember­gs Justizmini­ster Guido Wolf (rechts) und sein rumänische­r Amtskolleg­e Tudorel Toader.

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