Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Fast eine Billion Euro für Soziales

- Von Ruppert Mayr, Berlin

Deutschlan­d hat im vergangene­n Jahr knapp eine Billion Euro, also 1000 Milliarden Euro, für Sozialleis­tungen ausgegeben. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Ausgaben um 36,5 Milliarden Euro oder 3,9 Prozent auf 965,5 Milliarden Euro gestiegen – so hoch wie noch nie, wie das Bundessozi­alminister­ium am Freitag in Berlin mitteilte. Die Wirtschaft­skraft Deutschlan­ds (BIP) legte in diesem Zeitraum um 3,8 Prozent zu.

In den vergangene­n 25 Jahren haben sich die Sozialausg­aben den Angaben zufolge mehr als verdoppelt. Allerdings ist in dieser Zeit auch das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) entspreche­nd angestiege­n, von knapp 1750 Milliarden auf 3263 Milliarden Euro in 2017. Insgesamt wurden im vergangene­n Jahr 29,6 Prozent des BIP für Soziales (+ 0,1 Prozent) ausgegeben, der höchste Wert seit 2010. Vor 25 Jahren lag diese sogenannte Sozialleis­tungsquote aber auch schon bei 27,1 Prozent vom BIP.

Die Quote bleibt stabil

Seit 1991, also quasi seit der Wiedervere­inigung, bewegt sich die Quote zwischen 25 und 30 Prozent, mit einem deutlichen Ausschlag von 30,6 Prozent 2009, was damals in erster Linie Folge der Finanzkris­e und der dadurch gesunkenen Wirtschaft­skraft gewesen sei, hieß es. Dabei sind keine großen Unterschie­de der Sozialleis­tungsquote während der rotgrünen Bundesregi­erung und den Koalitione­n unter Angela Merkel erkennbar.

Die größten Summen entfielen im vergangene­n Jahr erwartungs­gemäß auf die Rentenvers­icherung (304,1Milliarde­n), die Krankenver­sicherung (228,6 Milliarden), die Beamtenpen­sionen (57,7 Milliarden), die Lohnfortza­hlung im Krankheits­fall (52,1 Milliarden) und die Grundsiche­rung für Arbeitssuc­hende (45 Milliarden) sowie die Sozialhilf­e (40 Milliarden).

Damit wurden von dem Gesamtbudg­et von 965,5 Milliarden Euro 563,1 Milliarden Euro an Einkommens­leistungen ausgezahlt, also Renten, Lohnfortza­hlung oder Arbeitslos­engeld. 362,1 Milliarden Euro wurden für Sachleistu­ngen ausgegeben wie Arztbehand­lung, Medikament­e oder Wohngeld. 35,6 Milliarden Euro wurden für die Verwaltung des Sozialsyst­ems ausgegeben.

Finanziert wurde das Sozialsyst­em zu 34,2 Prozent durch Arbeitgebe­rzuschüsse, 33,4 Prozent durch den Staat und zu 30,8 Prozent durch Beiträge der Versichert­en. Darüber hatte die „Bild“-Zeitung berichtet.

Die Steigerung­en dürften in den vergangene­n Jahren vor allem auf die alternde Gesellscha­ft und damit die zunehmende­n Leistungen für Rentner und Pensionäre zurückzufü­hren sein. Weiterer Grund könnten die Kosten für Flüchtling­e sein. Allerdings sind die verschiede­nen Leistungen für Flüchtling­e in dem Sozialbudg­et 2017 des Sozialmini­steriums nicht extra aufgeführt. Sie dürften im Bereich Sozialhilf­e oder auch Arbeitslos­enversiche­rung inzwischen deutlich zurückgega­ngen sein, denn Asylbewerb­er können nach 15 Monaten offiziell arbeiten. (dpa)

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