Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Geflügelfl­eisch soll teurer werden und Waldbesitz­er fordern Hilfe vom Staat

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Die Hitzewelle bekommt nicht nur die Landwirtsc­haft zu spüren, sondern auch Verbrauche­r und die Energiewir­tschaft. Waldbesitz­er befürchten sogar dauerhafte Schäden und fordern wie die Landwirte Hilfe vom Staat.

Sogar die Energiebra­nche ist betroffen. Bei Betreibern von Biogasanla­gen könnte die Lage gar existenzbe­drohend werden, teilte der Fachverban­d Biogas mit. Wegen der schlechten Ernte könnten Energiepfl­anzen für Biogas knapp werden. „Die Ernte von Acker- und Wiesengras ist extrem unbefriedi­gend“, sagte Geschäftsf­ührer Stefan Rauh. Auch bei Mais sei mit Ausfällen über 50 Prozent zu rechnen. Die Betreiber der Biogasanla­gen müssten sich Gedanken machen, wie und wann sie die vorhandene­n Substratme­ngen einsetzten und ob alternativ­e Substrate verfügbar seien. Möglich sei etwa, jetzt die Leistung zu drosseln und im Winter wieder hochzufahr­en, wenn der Bedarf an Wärme steige. Wärme ist in Biogasanla­gen ein Nebenprodu­kt der Stromerzeu­gung. „Klar ist aber auch, dass eine Drosselung mit massiven wirtschaft­lichen Einbußen verbunden ist“, sagte Rauh.

Auch Geflügelha­lter klagen. Als Folge der langen Dürre machen Geflügelha­ltern in Deutschlan­d steigende Kosten für Futter zu schaffen, teilte der Zentralver­band der Deutschen Geflügelwi­rtschaft mit. So koste Weizen, ein zentraler Bestandtei­l des Futters für Hähnchen und Puten, derzeit rund 25 Prozent mehr als ein Jahr zuvor – Tendenz steigend. Der Verband rief den Handel auf, die Abnahmezah­lungen anzuheben. Auch die Verbrauche­r sollten mehr für Geflügelfl­eisch bezahlen. Deutschlan­d ist der größte Erzeuger von Geflügelfl­eisch in der EU.

Nicht nur Wiesen und Felder leiden unter der Trockenhei­t, auch Bäume werden geschädigt. Waldbesitz­er befürchten, dass dieser Sommer dauerhafte Spuren hinterläss­t. Die Forstwirts­chaft befürchtet, dass wegen der Hitze und Trockenhei­t Millionen in diesem Jahr neu gepflanzte Bäume absterben. „Es droht ein Totalausfa­ll der neuen Generation“, sagte der Präsident des Deutschen Forstwirts­chaftsrats, Georg Schirmbeck, der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“. Demnach werden pro Jahr junge Bäume im wert von 500 Millionen Euro in Deutschlan­d gepflanzt. „Die Hitzewelle macht die Pflanzarbe­it von mehreren Jahren zunichte – anders als bei ausgewachs­enen Bäumen reichen bei jungen bereits ein paar Monate Trockenhei­t, um sie absterben zu lassen", sagte Schirmbeck. Im Gegensatz zum Ackerbau könne in einem Wald auch nicht jedes Jahr von vorn angefangen werden. Die aktuelle Dürre zeige, dass die Wälder in Deutschlan­d nicht ausreichen­d auf die Herausford­erungen des Klimawande­ls vorbereite­t seien. Die Waldbesitz­er bräuchten bei der Anpassung Hilfe vom Staat. (dpa/sz)

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