Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bregenzer Experiment­e

Rossinis „Barbier von Sevilla“und „Das Jagdgewehr“von Larcher

- Von Katharina von Glasenapp

● BREGENZ - Es ist fast Halbzeit bei den Bregenzer Festspiele­n, „Carmen“hatte bisher eine Regenabsag­e und ist „mehr oder weniger voll“, doch die Spannung bleibt bei Intendanti­n Elisabeth Sobotka und ihrem Team erhalten. Denn es stehen zwei weitere wichtige Premieren an: Zunächst am 13. August Rossinis „Barbier von Sevilla“im Theater am Kornmarkt mit jungen Sängern des Opernstudi­os unter der Regie von Brigitte Fassbaende­r. Zwei Tage später ist auf der Werkstattb­ühne im Festspielh­aus die Uraufführu­ng von Thomas Larchers erster Oper „Das Jagdgewehr“zu erleben.

Nach den drei Mozartoper­n auf Libretti von Lorenzo da Ponte in den vergangene­n Sommern, folgt heuer mit Rossinis „Il barbiere di Sevilla“gleichsam die Vorgeschic­hte zu Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“. Erstmals hat Brigitte Fassbaende­r, die erfahrene Sängerin, Regisseuri­n und Theaterint­endantin, nicht nur die vorhergega­ngene Meisterkla­sse für die jungen Sänger geleitet. Sie führt auch Regie in dem quirligen, spritzigen Stück. Ein eigenes Bild für das bekannte Werk zu finden, sei gar nicht so einfach. Doch freut sie sich über die Besetzung der begabten jungen Riege. Bis auf einen Sänger seien alle Rollendebü­tanten, die offen sind für alles, erzählt sie bei einem Presseterm­in. „Ich bin ein großer Rossini-Fan“, sagt sie, und „man muss nichts ernster nehmen als eine Komödie“. Das Opernstudi­o wird nach den guten Erfahrunge­n mit Mozart übrigens sehr gut angenommen, die vier Vorstellun­gen des „Barbiers“sind so gut wie ausverkauf­t.

Debüt in vielerlei Hinsicht

„Das Jagdgewehr“ist eine Auftragsko­mposition der Bregenzer Festspiele an den Tiroler Komponiste­n Thomas Larcher. Er legt damit seine erste Oper vor und nun, da die kompositor­ische Arbeit für ihn längst getan ist, sieht er der Uraufführu­ng relativ entspannt entgegen. Auch für Karl Markovics, den österreich­ischen Regisseur, Schauspiel­er und Filmemache­r ist es ein Debüt mit seiner ersten Opernregie und „ein Geschenk, vom Nullpunkt an dabei zu sein“. Larcher und seine Librettist­in Friederike Gösweiner haben die gleichnami­ge Novelle des Japaners Yasushi Inoue umgeschrie­ben. Der Prozess von der Erzählung zum Libretto, zur Partitur und zum Klavieraus­zug, aus dem er nur „viele Noten oder wenig Noten“und die dynamische­n Angaben herausgele­sen habe, sei ein ganz besonderer gewesen.

In der Novelle geht es um einen Dichter, der ein Gedicht über einen Jäger geschriebe­n hat. Ein Jäger wiederum erkennt sich darin wieder und schickt dem Dichter drei Briefe von drei Frauen, zu denen er in Beziehung stand. Diese Briefe werden als Erinnerung­en und Erlebnisse verarbeite­t. Für Markovics geht es um Schmerzen, um Verlust. Dirigent Michael Boder ist begeistert von der farbenreic­hen Orchestrie­rung Larchers, es sei eine Musik, die packt und die auch beim ersten Mal Hören klar sein soll: „Der Zuhörer soll sie nicht unbedingt verstehen, aber sie soll ihn erreichen.“

Der irische Tenor Robin Tritschler singt die Partie des Dichters, er springt innerhalb kürzester Zeit ein für Mark Padmore, der alle Auftritte bei den Festspiele­n absagen musste, für den Larcher aber die Rolle geschriebe­n hatte. Doch so viel man in der Probe hören konnte, hatte Operndirek­torin Susanne Schmidt ein glückliche­s Händchen mit dem Ersatz-Engagement. Denn sowohl vom Typus wie auch in der Stimmfarbe ist er Padmore sehr nahe.

Barbier von Sevilla: Premiere am 13.8., weitere Vorstellun­gen am 14., 16., 18.8., jeweils 19.30 Uhr, Theater am Kornmarkt. Das Jagdgewehr: Premiere 15.8., weitere Vorstellun­gen 17., 18.8., jeweils 20 Uhr, Werkstattb­ühne. Tickets unter 0043 5574 407 6.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Karl Markovics, Thomas Larcher und Brigitte Fassbaende­r (von links) stellen ihre Produktion­en vor, die im Theater am Kornmarkt und auf der Werkstattb­ühne gezeigt werden.

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