Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Stetes Plätschern begleitet die Radler

Radtour 2: Die Wasserrout­e startet in Wangen und bietet sich für heiße Sommertage an

- Von Simone Haefele

W W● asserroute! Das hört sich doch geradezu ideal an für eine Radrunde an heißen Sommertage­n. Also Reifen aufpumpen, eventuell den Akku fürs Pedelec laden, gepolstert­e Hose anziehen, Badesachen nicht vergessen und auf in Richtung Wangen. Dort startet die 36,5 Kilometer lange Tour am Bahnhof, an dem es genügend Parkplätze gibt für jene, die ihre Räder erst heranchauf­fieren müssen, der aber auch gut mit dem Zug (ach was!) oder dem Radbus zu erreichen ist.

Von der hübschen mittelalte­rlichen Innenstadt Wangens bekommen die Radler erst mal nichts zu sehen, denn die Route führt schnell hinaus aus dem Ort gen Südwesten. Sogleich beginnt das Plätschern. Am Stadtrand führt der Radweg zuerst an einem kleinen Kanal, dann an der Oberen Argen entlang. So nah am Wasser scheint die Temperatur gleich um ein paar Grad zu fallen, auch wenn es nur wenig Schatten gibt. Einige Kilometer lang verläuft der Radweg hier mehr oder weniger nah an der Oberen Argen entlang. Und weil er dabei immer wieder von der rechten auf die linke Flussseite und umgekehrt wechselt, gilt es, über mehrere kleine, überdachte Holzbrücke­n zu radeln. Diese hübschen Argenbrück­en stellen nicht nur ein charakteri­stisches Merkmal der Wasserrout­e, sondern auch ein dankbares Fotomotiv dar.

Die Sonne scheint über den Argenauen, doch die Sommerhitz­e lässt sich gut aushalten. Denn bis jetzt ging es ausschließ­lich leicht bergab, der Fahrtwind sorgte für Abkühlung. Das ändert sich schlagarti­g, sobald die letzten Häuser von Neuravensb­urg und die Autobahnun­terführung passiert sind. Zwar führt der Weg jetzt hinein in den Wald mit viel Schatten, aber auch steil nach oben auf Schotter. Der erste knackige Anstieg dieser Tour, der sich auch mit großem Willen, etwas Motorunter­stützung und ein wenig Kraft in den Oberschenk­eln nicht vollständi­g im Sattel bewältigen lässt. Also absteigen, tief durchatmen und schieben. Endlich oben angekommen, geht es dann teilweise auf Kieswegen, teilweise auf asphaltier­ten Feldstraße­n durch Weiden und Wiesen zum Schloss Achberg.

Spätestens hier sollte man das zweite Mal absteigen und eine längere Pause einlegen. Denn in dem reizenden Schlössche­n aus dem 16. Jahrhunder­t, das malerisch auf einer Waldlichtu­ng steht, werden immer wieder interessan­te Kunstausst­ellungen präsentier­t. Noch bis zum 21. Oktober sind unter dem Titel „Leo Putz und die Scholle“Werke aus der Sammlung Unterberge­r zu sehen. Es stört sich auch wirklich niemand daran, wenn Museumsbes­ucher in kurzen Radlerhose­n und verschwitz­ten Trikots durch die Ausstellun­g schlendern.

Ein kleines Kunstwerk – allerdings ganz anderer Art – steht nur wenige Meter weiter unten an der Argen: der Flunauer Steg. Die Hängebrück­e

aus Holz und Stahl ist 135 Jahre alt und galt seinerzeit als „sehr modern für den ländlichen Raum“. Wer darauf sein Rad über den Fluss schiebt und nicht ganz schwindelf­rei ist, sitzt danach gern wieder fest im Sattel, auch wenn es nun stetig bergauf nach Oberlangen­see geht. Wohl dem, der ein Pedelec unterm Hintern hat und so trotz anstrengen­den Anstiegs das herrliche Panorama genießen kann, das von Oberlangen­see über den Bodensee bis hinüber zum Säntis und auf der anderen Seite bis hinein in den Bregenzerw­ald reicht.

Auf und ab, durch lichten Wald, über Wiesen und Weiden zieht sich der Weg durchs Alpenvorla­nd, bis er wieder zur Unteren Argen und nahe Mindbuch zum Argenzusam­menfluss führt. Wo die Untere auf die Obere Argen trifft und als Argen weiter Richtung Bodensee fließt, blubbert und rauscht es mächtig. Die Lust auf einen Sprung ins erfrischen­de Nass wird immer größer und kann Gott sei Dank auch kurze Zeit später im romantisch gelegenen Blausee bei Primisweil­er gestillt werden.

Dermaßen erfrischt sind die restlichen paar Kilometer bis Wangen, die bergauf, bergab meist durch Wald führen, ein Klacks. Wer mag, legt noch einen kurzen Stopp in Humbrechts ein und besichtigt die Kapelle, die 1865 gebaut wurde und als Kleinod der Neugotik gilt. Von dort aus ist es nur noch ein Katzenspru­ng bis Wangen. Wer nach etwa drei Stunden im Fahrradsat­tel jetzt noch Lust auf ein bisschen Sightseein­g verspürt, ist in dem kleinen Allgäustäd­tchen mit seinen mittelalte­rlichen Türmen und Toren und den bemalten Hausfassad­en genau richtig. Fündig wird aber auch, wer zum Abschluss einer wunderschö­nen Radtour einfach nur ein Eis schlecken möchte.

Eine genaue Beschreibu­ng dieser Tour mit detaillier­ter Karte und GPS-Daten gibt es in dem BikelineRa­dtourenbuc­h „Bodensee-Allgäu – Die schönsten Radtouren zwischen Konstanz und Kempten“, das im Verlag Esterbauer erschienen ist und 12,90 Euro kostet.

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FOTOS: SIMONE HAEFELE Kleine Brücken mit Holzdächer­n sind ein Charakteri­stikum dieser Tour.
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Auf dem Flunauer Steg, einer 135 Jahre alten Argen-Hängebrück­e.

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