Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Beklemmendes Flüchtlingsdrama mit Dietmar Bär
MAINZ (KNA) - Die Diskussion um den Familiennachzug ist nicht verstummt. 1000 Menschen dürfen ab 1. August monatlich zu ihren Angehörigen nach Deutschland kommen. Der ZDF-Film „Für meine Tochter“zeigt, was das für die Betroffenen heißt.
Apotheker Benno Winkler (Dietmar Bär) lebt seit dem plötzlichen Tod seiner Frau wie in Trance. Und es folgt schon der nächste Schlag: Der Pass seiner Tochter Emma (Anna Herrmann) wurde bei einer toten Frau an der türkisch-syrischen Grenze gefunden. Von Emma fehlt jede Spur, die deutschen Behörden zucken mit den Schultern. Daher macht sich Winkler selbst auf die Suche. Die Studentin war trotz aller Warnungen ins Kriegsgebiet gereist, um die Familie eines Freundes nach Deutschland zu holen. Emma wollte angesichts der täglichen Bombardements nicht abwarten, ob die Angehörigen ihres Freundes zu den wenigen Glücklichen gehören, die bald nach Deutschland dürfen. Winkler reist gegen den Rat der deutschen Botschaft in Ankara selbst ins türkisch-syrische Grenzgebiet. Dort wird er vom IS aufgelesen und entgeht nur durch einen glücklichen Zufall dem Wüten der islamistischen Terroristen. Seine Odyssee endet am gut gesicherten Grenzzaun zur Türkei, dessen Zaun und Schießbefehl an die einstige innerdeutsche Grenze erinnern. Winkler ist nun selbst ein hungriger, äußerlich abgerissener Flüchtling ohne Pass und Geld, um den sich niemand kümmert.
Selten hat es ein Film geschafft, die Schrecken des syrischen Bürgerkrieges so hautnah begreiflich zu machen. Der großartige Dietmar Bär durchlebt als „einer von uns“die Schrecken der Angriffe und die psychische Belastung der täglichen Bedrohung sowie die Gefahren der Flucht durch unwirtliche Landstriche. Er wird Opfer von Menschen, die ihr Geschäft mit dem Krieg machen wollen. Und er erfährt selbst Solidarität von Menschen, die kaum etwas besitzen.
Seine Tochter Emma steht für die vielen Helfer, die einst an der Balkanroute die Menschen betreuten oder ehrenamtlich in der Seenotrettung arbeiten. Der Versuch, Menschen aus dem Kriegsgebiet zu holen, ist indes fahrlässig und gefährlich. Das macht der sehenswerte Film unmissverständlich klar.
Für meine Tochter. Regie: Stephan Lacant. Mittwoch, 6. August, ZDF, 20.15 Uhr