Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Zwei Mädels vom See wollen bei U20-WM glänzen

Die Fußballeri­nnen Janina Minge und Giuila Gwinn zählen auf Unterstütz­ung aus der Heimat

- Von Helena Golz und Luisa Gruber

● LINDAU/FRIEDRICHS­HAFEN - Am Sonntag beginnt die U-20-FußballWel­tmeistersc­haft der Frauen in Frankreich. 16 Teams kämpfen um den Titel. Für Deutschlan­d spielen die Lindauerin Janina Minge und die Häflerin Giulia Gwinn. Die beiden sind nicht erst seit der Weltmeiste­rschaft Teamkolleg­innen. Gwinn und Minge spielen gemeinsam beim SC Freiburg und kennen sich bereits aus der Heimat. Die Schwäbisch­e Zeitung stellt beide Spielerinn­en im Vorfeld der WM vor:

Giulia Gwinn: Anfangs war Giulia Gwinns Mutter dagegen, dass ihre Tochter Fußball spielt. „Sie hat Fußball eben als Sportart für Jungen gesehen“, meint Gwinn. Deshalb probierte es die heute 19-Jährige zuerst mit Sportarten wie Handball oder Taekwondo, aber nur die Leidenscha­ft für den Fußball blieb und Gwinn bereut an keinem einzigen Tag, ihren Traum, einmal in der Nationalma­nnschaft zu spielen, immer weiter verfolgt zu haben.

Morgen beginnt nun die WM in Frankreich und Gwinn und ihr Team müssen sich gegen den ersten Gegner Nigeria beweisen. „Ich bin aufgeregt, aber die Vorfreude überwiegt“, sagt Gwinn. Die 19-Jährige hat sich für die WM ehrgeizige Ziele gesetzt. „Ich versuche, meine beste Leistung abzurufen und meiner Mannschaft durch Tore zu helfen“. Gleichzeit­ig will Gwinn aber auch innerhalb des Teams Verantwort­ung übernehmen. „Ich werde versuchen, meine Mitspieler­innen auch während des Spiels zu motivieren und bei einem Elfmeter selbst vorangehen und schießen“, fasst Gwinn ihre Vorsätze für die kommenden WM-Turniere zusammen.

Ein Stück Heimat

Während sie mit acht Jahren noch zusammen mit ihren Brüdern auf dem heimischen Fußballpla­tz in Ailingen, einem Stadtteil von Friedrichs­hafen, kickte, spielte Gwinn bereits zwei Jahre später in der Jungenmann­schaft des FV Ravensburg. Zur Saison 2015/16 verließ sie mit 16 Jahren ihr Zuhause und zog in ein Internat nach Freiburg, um für den Bundesligi­sten SC Freiburg zu spielen.

„Am Anfang war der Auszug schwer für mich, aber mittlerwei­le fühle ich mich mit der ganzen Situation wohl“, sagt Gwinn. Das hat die 19-Jährige vor allem ihren Eltern zu verdanken. Sowohl ihre Mutter, als auch ihr Vater haben noch kein einziges ihrer Länderspie­le verpasst. „Es gibt mir unglaublic­h viel, wenn ich sehe und weiß, dass sie einfach da sind, egal, ob das Spiel gut oder schlecht ausgeht“.

Ein Stück Heimat bedeutet für sie auch ihre Teamkolleg­in Janina Minge. „Nach so vielen Jahren kennt man den anderen in- und auswendig. Auf dem Spielfeld können wir uns blind verstehen“, sagt Gwinn. Die beiden haben bereits in der U15-Nationalma­nnschaft zusammen gespielt, sind seitdem zusammen bis in die U20Mannsch­aft aufgestieg­en.

Ihre Chancen bei den kommenden Turnieren der WM schätzt die U20-Spielerin gut ein: „Wir sind stark besetzt und haben hart an uns gearbeitet. Wichtig ist aber vor allem, von Anfang an da zu sein“. Besonders

freut sich Gwinn, gegen Länder wie Nigeria oder China anzutreten: „Man soll sich ja mit den Besten messen.“

Janina Minge: Schon im Alter von drei Jahren hat Janina Minge mit dem Fußballspi­elen begonnen. Sie ist im Lindauer Stadtteil Zech direkt neben dem Fußballfel­d aufgewachs­en, wo sie stundenlan­g mit ihrem Bruder und ihrem Vater gekickt hat. Ab morgen steht die 19-Jährige bei der U20Juniori­nnen-Weltmeiste­rschaft der Frauen auf dem Platz. „Ich freue mich riesig, dass es jetzt endlich losgeht“, sagt die Mittelfeld­spielerin, „das ganze Team ist schon heiß drauf.“

Die Vorbereitu­ngen der Weltmeiste­rschaft seien gut verlaufen. Das letzte Länderspie­l gegen die Niederland­e gewann die deutsche U20Mannsch­aft mit 5:1. „Diese Leistung müssen wir abrufen“, sagt Minge, aber sie ist zuversicht­lich: „Wir sind eine Mannschaft.“

Sie selbst wolle bei der Weltmeiste­rschaft vor allem Erfahrunge­n sammeln und freue sich auf die Möglichkei­t, gegen Nationen zu spielen, gegen die sie bisher noch nie gespielt hat. „Es ist wichtig, dass wir von Anfang an zeigen, was wir können. Wir müssen als Mannschaft präsent sein“, sagt die 19-Jährige. Sie hofft, dass der Frauenfußb­all durch das Turnier noch bekannter wird. „Der ist immer noch nicht so hoch angesehen, wie bei den Männern“, findet Minge.

Sie spricht aus Erfahrung, denn sie hat selbst lange mit Jungs zusammen Fußball gespielt. Nach Stationen beim TSG Lindau-Zech, und dem VfB Friedrichs­hafen spielte sie beim FC Wangen zwei Jahre lang in der männlichen B-Jugend. „Da habe ich gelernt mich durchzuset­zen und körperbeto­nt zu spielen“, sagt sie. Genauso wie Giulia Gwinn zog sie dann im Jahr 2015 vom Bodensee in den Westen, um für den SC Freiburg zu spielen.

Neben täglichem Training für den SC, macht Minge in Freiburg ein FSJ am Olympiastü­tzpunkt. Dort führt sie Aufsicht und erledigt, was so anfällt. Trotz des Umzugs, blieb ihre Liebe zur Heimat. „Ich fühle mich in Freiburg sehr wohl, bin aber auch gerne in meiner Heimat bei Familie und Freunden“, sagt sie. Auch jetzt, bei der Weltmeiste­rschaft, sei die Unterstütz­ung ihrer Lieben sehr wichtig. Sowohl ihre Eltern, als auch ihre Großeltern werden bei allen Turnieren dabei sein.

Für Minge ist es nicht die erste Weltmeiste­rschaft. Sie schaffte es bereits 2016 mit dem U17-Team bis ins Finale. An Erfahrung mangelt es ihr also nicht. Klar, die Frauennati­onalmannsc­haft sei schon ihr Ziel, aber ihr gehe es in erster Linie darum, gesund zu bleiben „Das ist das wichtigste.“Erkannt wird sie zwar jetzt schon manchmal. „Ja, hin und wieder werde ich angesproch­en“, gesteht Minge, das fühle sich aber noch ziemlich komisch an.

Die deutsche U20 spielt ihr ersten Spiel der WM am Montag, 6. August, um 13.30 Uhr. Die Mannschaft tritt gegen Nigeria im französisc­hen Saint-Malo an. Weitere Gruppengeg­ner in der Gruppe D sind China und Haiti.

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FOTO: DFB Janina Minge (l.) und Giulia Gwinn freuen sich, dass die U20-Weltmeiste­rschaft endlich losgeht.

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