Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Sonne, Strand und Strafen

Urlaubskni­gge für Mittelmeer­länder – Was erlaubt ist, was verpönt ist, und wofür es richtig Ärger gibt

- Von Christian Schreiber

Darf man nun den Bikini ausziehen oder nicht? Meist geht es am Strand um die Frage, wie viel Haut erlaubt ist. Aber: Rund ums Mittelmeer gibt es zum Teil kuriose Verbote. Wer kann schon ahnen, dass es an manchen Küsten nicht erlaubt ist, Sandburgen zu bauen?

Spanien

Wer nahtlose Bräune will, sollte nach Spanien reisen. An allen Stränden haben Oben-ohne-Gäste grünes Licht. Zudem gibt es fast überall FKK-Strände (playas nudistas). Dafür sind die Spanier empfindlic­h, wenn es um Hunde geht: 60 Euro zahlt, wer seinen Vierbeiner mitbringt. In einzelnen Regionen wurden Hunde-Zonen eingeführt. Sehr speziell geht es an der Costa Blanca zu: Wer zwischen Mitternach­t und sieben Uhr morgens am Strand weilt, muss mit einem Bußgeld von 750 Euro rechnen. Dort ist es Badegästen auch verboten, Sandburgen mit „strandfrem­dem Material“zu bauen. An Teneriffas Stränden sind Sandburgen aus „ästhetisch­en Gründen“nicht erlaubt.

Frankreich

Frankreich genießt einen freizügige­n Ruf und ist beliebt bei Nacktbader­n, die sich an extra ausgewiese­nen Stränden entkleiden dürfen. Für FKK-Fans gibt es sogar eigene Ressorts und Campingplä­tze. An den meisten Küstenabsc­hnitten ist Oben-ohne-Baden erlaubt. Auf Korsika drohen allerdings Geldstrafe­n, wenn der Bikini am Strand fällt. Obwohl im zentralist­ischen Frankreich Ansagen häufig aus Paris kommen, lassen sich die Kommunen in Sachen Strand nicht reinreden. Deswegen gibt es auch keine einheitlic­hen Regeln für Hunde. Wer sein Tier in der Hauptsaiso­n an einen bewachten Strand mitbringt, muss mit einem Knöllchen rechnen. Empfehlung: Wer vor neun oder nach 19 Uhr mit seinem Liebling am Strand ist, hat in der Regel keinen Ärger zu befürchten.

Italien

Ausgerechn­et das Strandlebe­n ist in Italien streng reguliert. Es fängt damit an, dass der Großteil der 7500 Kilometer Küste mit Strandbäde­rn zugepflast­ert ist, in denen man Liegen und Sonnenschi­rme mieten muss. An den raren, freien Strandabsc­hnitten ist das Reserviere­n von Plätzen am Vorabend oder über Nacht verboten. Wer vor Sonnenaufg­ang einen Liegestuhl oder ein Handtuch platziert, muss mit 200 Euro Strafe rechnen. An besonderen Buchten und Stränden, unter anderem auf Sardinien, ist sogar Eintrittsg­eld fällig.

Vor ein paar Jahren wurden in Italien auch noch die „Zehn Gebote“für Badegäste eingeführt: Handy leise stellen, Musikhören nur mit Kopfhörer, keine Kippen zurücklass­en, keinen Sand und keine Muscheln mitnehmen, teilweise ist auch der Sandburgen­bau tabu. Oben ohne ist im katholisch­en Italien ein No-Go.

Kroatien

Hundesträn­de sind in Kroatien in der Regel speziell ausgewiese­n. Weht eine Flagge mit Hundeknoch­en ist das Toben mit Vierbeiner im Wasser sogar ausdrückli­ch erlaubt. Tolerant sind die Kroaten auch, was Baden und Sonnen ohne Bikini angeht. Das Land ist bei Nudisten dank vieler FKK-Strände sehr beliebt. Selbst wer unter normalen Badegästen blank zieht, muss keine (Geld-)Strafen befürchten. Ausdrückli­ch gewarnt wird vor Strand-Sex. Wobei die mögliche Geldstrafe von 150 Euro deutlich unter den bis zu

75 000 Euro liegt, die zum Beispiel in Spanien drohen.

Griechenla­nd

Die Griechen sind weniger freizügig. Sie akzeptiere­n mittlerwei­le aber, wenn Frauen oben ohne am Strand liegen. FKK ist von staatliche­r Seite nicht erlaubt. Ausnahmen bilden die Nacktbades­trände auf Rhodos oder auf Kreta. Die Griechen selbst sind nicht scharf darauf, den ganzen Tag in der Sonne zu brutzeln. Sie ziehen sich nach dem Schwimmen in die zahlreiche­n Strandtave­rnen zurück.

Groß in Mode sind Badeschuhe, um sich an den Kieselsträ­nden nicht zu verletzen. Die Gemeinden legen die Preise für Liegestühl­e und Sonnenschi­rme fest: Mit vier bis 12 Euro ist die Gebühr in Griechenla­nd vergleichs­weise günstig.

Zypern

An vielen Strandabsc­hnitten im Norden und Westen der Insel stoßen Urlauber in der Hochsaison von Juni bis August auf kleine Drahtkäfig­e, die im Sand stecken. Sie schützen die Eier, die Schildkröt­en dort abgelegt haben. Deswegen ist die Lára Bay mit ihrem schönen Sandstrand sogar regelmäßig geschlosse­n. Oben ohne ist

nur im Süden der Insel möglich. Im nördlichen Teil der Insel, der zur Türkei zählt, müssen selbst Kinder ab vier Jahren Badekleidu­ng tragen. FKK ist generell verboten. Schatten sucht man an zyprischen Stränden vergebens, in den wichtigen Badeorten kann man aber Liegestühl­e und Sonnenschi­rme mieten. Während Urlauber im Süden die Strände kostenlos nutzen können, müssen sie im Norden in mehreren Buchten westlich und östlich von Kyrenia Eintritt zahlen.

Tunesien

Behörden raten Touristen, mit kleinem Gepäck zum Baden zu gehen. Sicherheit­sleute, die seit dem verheerend­en Anschlag 2015 die Strände kontrollie­ren, nehmen große Taschen genau unter die Lupe. Auch an Hunde, berittene Polizisten und Sicherheit­sbeamte, die in Quads über den Sand düsen, müssen sich Tunesien-Touristen gewöhnen. Trotz der großzügige­n Öffnung für Gäste aus aller Welt ist Tunesien ein muslimisch­es

Land: Küsschen am Strand oder der Klaps auf den Po der eigenen Freundin können für Ärger sorgen, weil sie als Verstoß gegen Anstand und Moral angesehen werden. Bikini ablegen oder nackt baden geht überhaupt nicht. FKK ist offiziell verboten, es drohen saftige Bußen.

Türkei

Auch die Türkei ist stark islamisch geprägt. Folglich ist es kein Wunder, dass Nackt- und Oben-ohne-Baden drastische Geldstrafe­n nach sich ziehen. Zumindest gibt es Hotels, die es ihren Gästen erlauben, die Badebeklei­dung am Pool abzulegen. Es gibt einige wenige Resorts, die offiziell das FKK-Label tragen. Umso erstaunlic­her ist, dass der Staat Ausländern, die bei einem Schäferstü­ndchen am Strand ertappt werden, lediglich Geldstrafe­n bis 200 Euro und zwei Monate Haft androht. An bestimmten Strände herrschen verschärft­e Regeln: Der Iztuzu-Strand bei Dalaman wird zu bestimmten (Jahres-)Zeiten gesperrt, weil er unter anderem Brutplatz für Schildkröt­en ist.

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FOTO: SCHREIBER Für Kinder gibt es am Meer oft nichts Schöneres, als Sandburgen zu bauen. Leider ist das nicht überall erlaubt.
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FOTO: DPA gern gesehen. überall nicht saftige Bußgelder Hunde sind werden sich Teil Vierbeiner Zum wenn der fällig, aalt. am Strand
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FOTO: DPA WoSchildkr­öten zum Meer leben suchen, und unerwünsch­t. sind den Weg Urlauber oft

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