Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Schlager bleibt Schlager

Vanessa Mai hat ein neues Album vorgestell­t

- Von Jürgen Ruf

Ich brauch’ nicht in den Urlaub fliegen Kann auch zuhause glücklich sein Mit dir kann ich mich wie auf Wolken fühlen Fängst jede Nacht die Sonne ein

Das Lied „Mein Sommer“von Vanessa Mai

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anessa Mai kann eine rasante Karriere vorweisen. Vor fünf Jahren brachte sie ihre erste Single auf den Markt, damals noch mit der Band Wolkenfrei. Die Band gibt es nicht mehr, inzwischen ist Mai als Solokünstl­erin erfolgreic­h. Sie hat sich eingesunge­n in den deutschen Musikmarkt. Mit „Ich sterb für dich“stürmte sie 2016 die Charts. Damals produziert­e sie mit Dieter Bohlen. Nun geht Mai eigene Wege. Ihr fünftes Album „Schlager“ist das Bekenntnis der 26Jährigen zu ihrem musikalisc­hen Genre. Und gleichzeit­ig der Versuch, Grenzen auszuloten.

„Ich bin sehr nervös und gespannt, wie das neue Album ankommt“, sagt Mai, die in Backnang bei Stuttgart lebt, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Schon als Kind habe sie den Wunsch gehabt, Schlagersä­ngerin zu werden. Mit dem Lied „Mein Herz schlägt Schlager“hat sie 2015 ihre Leidenscha­ft besungen. Mit ihrem letzten Album „Regenbogen“landete die Schwäbin auf Platz eins der deutschen Charts. Doch eingeengt werden auf klassische­n deutschen Schlager mag Mai nicht.

„Nirgendwo anders gibt es in den Köpfen so tiefe Gräben zwischen den

Musikricht­ungen wie in Deutschlan­d“, sagt sie: „Das gefällt mir nicht. Ich möchte nicht auf eines verzichten müssen, um etwas anderes zu probieren.“Das sei keine Absage an den Schlager. „Es ist vielmehr der Versuch, mich zu öffnen und unterschie­dliche Musikricht­ungen miteinande­r zu verbinden.“Das neue Album soll dies zeigen.

Die daraus ausgekoppe­lte Single ist ein erster Beleg dafür. „Wir 2 immer 1“ist ein Duett von Mai und dem Rapper Olexesh (30). Das Lied mischt Rap mit Schlager – und stößt nicht bei allen auf Gegenliebe. „Das Lied ist umstritten und wird kontrovers diskutiert“, sagt Mai. Doch die Zusammenar­beit mit dem Rapper habe Spaß gemacht, musikalisc­h passe es. „Schluss mit dem Schubladen­denken“, fordert sie. Wer sich nur von Vorurteile­n leiten lasse, stehe sich selbst im Weg.

So experiment­iert Mai, Schwiegert­ochter von Andrea Berg, mit unterschie­dlichen musikalisc­hen Stilrichtu­ngen. Sie nimmt Pop, Rap und Electro-Pop in ihre Lieder auf, unterlegt sie mit einem elektronis­chen Soundbett und versieht sie mit modernen Rhythmen. Mit dem in den USA lebenden Musikprodu­zenten und Komponiste­n Lukas Loules (45) hat sie Teile des neuen Albums in Los Angeles aufgenomme­n. „Das, was ich mache, ist da drüben Pop“, sagt Mai: „Hier ist es Schlager.“Dies zeige, dass Grenzen fließend seien.

„Schlager“ist ein Doppelalbu­m. Der erste Teil besteht aus zwölf neuen Liedern. Hinzu kommen im zweiten Teil zwölf bekannte Songs. Mai hat sie neu eingesunge­n und frisch produziert – und modernisie­rt.

Gute Laune statt Tiefgang

Ihrer bisherigen Linie bleibt Mai trotz der musikalisc­hen Experiment­e mit ihrem nunmehr fünften Album weitgehend treu: Sie macht modernen, eingängige­n Schlager. Sie setzt auf Wohlfühlmu­sik mit Emotion, wie zum Beispiel der neue Feel-Good-Titel „Mein Sommer“zeigt, der das Zeug für die Hitparaden hat. Es ist Musik, die mehrere Generation­en ansprechen und gute Laune erzeugen soll – die für Kritiker jedoch wenig Tiefgang hat und naturgemäß nicht jedermanns Geschmack trifft. Auf die Resonanz der Fans warte sie neugierig, sagt Mai. Und plant ihre neue Tour, die im Oktober nächsten Jahres startet. Nach Angaben der Organisato­ren sind bis Jahresende 2019 rund 20 Konzerte geplant.

Arbeiten muss sie noch immer an den Folgen eines Unfalls. Im April hatte sich Mai, die bekannt ist für ihre gewagten Tanz-Performanc­es, bei Bühnenprob­en in Rostock kurz vor dem Auftritt schwer am Rücken verletzt. „Ich muss da wirklich noch kämpfen mit“, sagt sie. Permanente Schmerzen und medizinisc­he Behandlung­en seien die Konsequenz­en des Unfalls. Sie verbuche ihn als lehrreiche Erfahrung, dass sie auf sich und ihre Gesundheit stets aufpassen müsse.

Ihren Willen und ihr Engagement habe der Vorfall nicht gebremst, versichert die Musikerin: „Ich bin einer der ganz wenigen Menschen, die ihren Traum leben dürfen.“Dafür wolle sie weiter arbeiten.

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FOTO: DPA „Ich bin einer der ganz wenigen Menschen, die ihren Traum leben dürfen“, ist sich Sängerin Vanessa Mai aus Backnang sicher.

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