Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Neue Folkpop-Perlen von Michael Nau

Nach „Mowing“und „Some Twist“legt der Musiker mit dem nach ihm selbst benannten Album nach

- Von Werner Herpell

Für tolle Songwriter-Alben braucht es nicht immer das geräumige Studio und die teure Produktion. Bestes Beispiel derzeit: die aktuelle Platte des US-Folkmusike­rs Michael Nau.

Sie ist ganz schlicht benannt nach ihm selbst und seiner neuen Backing-Band: „Michael Nau & The Mighty Thread“. Und sie ist mit ihren elf Liedern ein großes Vergnügen oder, wie der „Rolling Stone“bereits jubelt, ein feines Stück „PremiumNos­talgiepop“.

Hergestell­t wurde dieses bescheiden daherkomme­nde Meisterstü­ck im Appartemen­t des Gitarriste­n Benny Yurco in Burlington/Vermont: Schlagzeug und Bass im Schlafzimm­er, der Gitarrenve­rstärker im Badezimmer, ein Vibrafon in der Küche, Naus Gesang und das Klavier schließlic­h im Wohnzimmer aufgenomme­n. Und doch klingen die Stücke nicht billig, sondern luftigleic­ht und voller Wärme.

Wurzeln in vergangene­n Zeiten

Dass Songschrei­ber Nau sein Handwerk beherrscht, bewies er bereits auf den ebenfalls kleinforma­tig produziert­en, von der Kritik hochgelobt­en Alben „Mowing“(2016) und „Some Twist“(2017). Nun hat er seine Kunst, klassisch schöne Drei- bis Vierminüte­r quasi mühelos aus dem Ärmel zu schütteln, perfektion­iert.

Mit stilistisc­hen Wurzeln in den 50er bis 70ern ist der bärtige Folkie aus dem Bundesstaa­t Maryland offenkundi­g ein Verehrer der Pop-Tradition, er ähnelt darin dem Briten Richard Hawley oder dem US-Landsmann Josh Rouse. Naus höchst angenehme Baritonsti­mme klingt mal nach Roy Orbison (im nostalgiet­runkenen Opener „Less Than Positive“), mal nach Tim Hardin oder Harry Nilsson.

Entspannte Midtempo-Songs und berührende Balladen wie „No Faraway Star“, „Funny in Real Life“oder „Can’t Take One“weisen ihn aber als Künstler mit eigenem Profil aus. Weniger Produktion­saufwand bedeutet manchmal tatsächlic­h mehr Songqualit­ät.

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FOTO: FULL TIME HOBBY/GROOVE ATTACK Setzt auf Songqualit­ät statt auf Produktion­saufwand: Sänger Michael Nau (im karierten Hemd).

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