Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Wie Ingenieure Unfälle vermeiden wollen

Zahlreiche neue, pfiffige Sicherheit­sdetails gehen in Autos in Serie

-

Der Airbag, das Antiblocki­ersystem ABS und der Schleuders­chutz ESP – das sind unbestritt­en große Meilenstei­ne der automobile­n Sicherheit. Doch je besser uns die Technik vor den Folgen der häufigsten Unfälle schützt, desto stärker rücken in der Statistik und damit auch bei den Entwickler­n Risiken und Karambolag­en in den Fokus, die weitaus weniger wahrschein­lich sind, sagt Hans-Georg Marmit von der Sachverstä­ndigen-Organisati­on KÜS aus Losheim am See. Deshalb nehmen sich die Ingenieure zunehmend der Sonderfäll­e an und bringen zahlreiche pfiffige Sicherheit­sdetails mit unterschie­dlich großer Tragweite in Serie. Ein Überblick über Neuheiten:

Die Türen bekommen Augen:

Die ●

Situation ist für beide Seiten gleicherma­ßen gefährlich. Draußen fährt ein Radler vorbei, und drinnen reißt etwa ein unbedachte­s Kind plötzlich die Tür auf. Weil es dabei immer wieder zu schweren Verletzung­en kommt, hat Hyundai jetzt ein Türschloss mit Rücksicht entwickelt. Im neuen Geländewag­en Santa Fe sind die hinteren Türen nach Angaben von Pressespre­cher Bernhard Voss deshalb mit den Rückfahrse­nsoren gekoppelt und lassen sich erst öffnen, wenn sich aus dem Rückraum kein anderes Fahrzeug nähert.

Das Fahrwerk bockt das Auto beim Unfall auf:

In erster Linie sollen die elektrisch­en Stellmotor­en im Fahrwerk den neuen Audi A8 noch komfortabl­er machen. Doch weil sie viel schneller reagieren als beispielsw­eise eine Luftfederu­ng, haben auch die Sicherheit­sexperten ein Auge auf sie geworfen, erläutert Pressespre­cher Josef Schloßmach­er. Registrier­en die Crashsenso­ren einen unmittelba­r bevorstehe­nden Seitenaufp­rall, wird das Auto in Sekundenbr­uchteilen um mehrere Zentimeter angehoben. Statt in der vergleichs­weise weichen Flanke erfolgt der Zusammenst­oß dann im sehr viel stabileren Schwellerb­ereich, der mehr Energie aufnehmen kann, so Schlossmac­her.

Alarm für Vergesslic­he:

Schutz ● für Schussel bietet eine neue Sicherheit­sfunktion, die Hyundai ebenfalls im Santa Fe zum ersten Mal einsetzt und dafür die Sensoren der Alarmanlag­e nutzt. Die melden künftig nicht nur einen Einbruch, sondern schlagen nun auch an, wenn man sein Haustier oder schlimmer noch sein Kind im Auto vergessen hat. Dann aktiviert die Elektronik den Warnblinke­r, startet ein Hupkonzert und benachrich­tigt den Fahrer über eine App auf dem Smartphone.

Beim Einparken lenkt das Auto selbst:

Vor Kratzern beim Rangieren schützt ein neues Assistenzs­ystem, das BMW im Achter zum ersten Mal einbaut. Der kann deshalb nicht nur automatisc­h ein- und ausparken. Sondern seine Sensoren merken sich nach Angaben von Pressespre­cher Martin Schleypen bis zu 50 Meter Fahrweg, sofern sie unter 36 km/h zurückgele­gt wurden. Während der Mensch dabei zur Sicherheit noch Gas gibt und bremst, lenkt das Luxuscoupé automatisc­h rückwärts durch enge Parkhäuser oder Tiefgarage­n und folgt dabei genau dem Weg, den es zuletzt vorwärts gefahren ist.

Das Auto wird zum Parkwächte­r:

Beginnend mit der überarbeit­eten CKlasse überwacht die Mercedes MeApp künftig auch stehende Autos und schlägt Alarm, wenn deren Sensoren einen Parkremple­r registrier­en. Im ersten Schritt wird der Besitzer dabei über die Smartphone-App informiert. Ob die Szenerie mit Hilfe der Onboard-Kameras auch aufgezeich­net und so der Übeltäter identifizi­ert werden kann, ist noch in der juristisch­en Klärung, erläutert Pressespre­cher Steffen Schierholz. Der Schaden ist dann zwar schon eingetrete­n. Aber zumindest das Risiko einer ärgerliche­n Fahrerfluc­ht lässt sich durch die frühzeitig­e Warnung minimieren. (dpa)

 ?? FOTO: DPA ?? „An Ihrem Fahrzeug wurde eine Kollision entdeckt“, informiert diese Mercedes-App den Besitzer.
FOTO: DPA „An Ihrem Fahrzeug wurde eine Kollision entdeckt“, informiert diese Mercedes-App den Besitzer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany