Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Gibt es in Wangen bald keinen Bürgermeis­ter mehr?

OB Michael Lang will neues Baudezerna­t schaffen und auf direkten Nachfolger für Ulrich Mauch verzichten

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WANGEN (jps) - Besetzt die Stadt Wangen nach dem Ausscheide­n des Amtsinhabe­rs Ulrich Mauch die Stelle des Bürgermeis­ters neu? Oder wird die Struktur der Verwaltung umgekrempe­lt und in diesem Zuge auf eine direkte Nachfolge in dieser Position verzichtet? Diese Frage beschäftig­t derzeit nicht nur die Stadtspitz­e, sondern auch zuständige Gremien wie den Gemeindera­t. Eine Entscheidu­ng soll bis zum Jahresende fallen, erklärte OB Michael Lang auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Seit 16 Jahren ist Ulrich Mauch hinter dem Rathausche­f der zweite Mann in der Wangener Stadtverwa­ltung. In diesen Jahren erwarb sich Mauch einen guten Ruf: in der Stadtverwa­ltung ebenso wie in der Kommunalpo­litik und bei den Bürgern. Doch in zwei Monaten, am 30. September, ist Schluss: Dann geht der 63-Jährige in den Ruhestand. Das hatte der aus Ditzingen stammende Verwaltung­smann zu Jahresbegi­nn öffentlich gemacht.

Lang: Gute Zeit für Gedanken

Bereits damals hatte dessen Chef, der Oberbürger­meister, laut überlegt, dass Mauchs Ausscheide­n ein guter Zeitpunkt wäre, sich Gedanken über die zukünftige Struktur der Stadtverwa­ltung zu machen. Doch wie es konkret weiter geht, ist noch nicht entschiede­n. Klar ist bislang nur: Da bis jetzt weder die Stelle des Bürgermeis­ters noch eine mögliche vergleichb­are, wie etwa die eines reinen Beigeordne­ten (der Mauch auch ist), öffentlich ausgeschri­eben worden ist, bleibt die Stelle des Wangener Bürgermeis­ters nach dem 30. September vakant.

Zunächst? Oder generell? Diese beiden Kernfragen haben Stadtspitz­e und Politik in den kommenden Monaten zu beantworte­n. Grundlage dafür sind zwei Alternativ­en, die Michael Lang für möglich hält. Variante 1 lautet: Alles bleibt wie es ist, und der Rat wählt auf absehbare Zeit wieder einen zweiten Mann in der Verwaltung­sspitze. Variante 2 hingegen bedeutet eine Reform der Wangener Verwaltung­sstrukture­n sowie in diesem Zuge einen Verzicht auf die Wiederbese­tzung der Bürgermeis­terstelle – und Michael Lang macht keinen Hehl daraus, zu dieser Möglichkei­t zu neigen.

Das steckt hinter der Idee: Die Verwaltung würde von zwei auf dann drei Dezernate erweitert. Neu entstehen könnte damit eine Einheit, in der sämtliche Bauthemen gebündelt wären – vom Tief- und Hochbau (inklusive Stadtplanu­ng) über den Bauhof und Eigenbetri­ebe (zum Beispiel Stadtwerke) bis hin zu neuen Töchtern wie die Landesgart­enschau GmbH und die eben erst beschlosse­ne und noch zu gründende städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft.

Künftig drei Dezernate?

Verbleiben würden grundsätzl­ich darüber hinaus die beiden bestehende­n Dezernate: das erste, von OB Lang geführte, in dem viele zentrale Aufgaben, aber bislang auch die meisten Bauthemen angesiedel­t sind, und das noch von Ulrich Mauch geleitete zweite, dessen Kern heute die innere Verwaltung ist. An der Spitze der drei Einheiten könnten dann einerseits nach wie vor der Oberbürger­meister selbst, anderersei­ts aber zwei noch zu findende Dezernente­n stehen. Zwei Führungskr­äfte, die dann allerdings – im Gegensatz zu Ulrich Mauch – nicht den Rang eines Bürgermeis­ters oder Beigeordne­ten bekleiden.

Für Michael Lang hat die Idee Charme: Erstens wächst der baunahe Bereich schon länger. An Aufgaben wie bei Kindergärt­en und Schulen, zuletzt aber auch strukturel­l eben um die Gartenscha­u- und in Kürze um die Wohnungsba­ugesellsch­aft. Beide Stadttöcht­er könnten in einem laut Lang für „alle technische­n Fragen“zuständige­n Baudezerna­t aufgehen. Dort stellt er sich gewisse Synergien vor, etwa bei bislang auf mehrere Dienststel­len verteilten Elektriker­n.

Drittens verfolgt der Rathausche­f das Ziel, „eigene Kräfte zu fördern“. Denn eines ist klar: Die Stelle eines neuen Bürgermeis­ters beziehungs­weise Beigeordne­ten würde öffentlich ausgeschri­eben, und die Erfahrung zeigt, dass oft auswärtige Bewerber zum Zuge kommen. Bei einem Verzicht auf die Stelle wäre die Position der oder des künftigen Dezernente­n zudem gestärkt, so Langs Rechnung.

Erst Strukturen, dann Personal

Das bereits in der Verwaltung­sspitze und im Gemeindera­t vordiskuti­erte Ansinnen überrascht auf den ersten Blick, doch der Oberbürger­meister hat Vergleiche mit anderen Kommunen im Land anstellen lassen. Ergebnis: Es gebe „sehr häufig“Verwaltung­en mit drei Dezernaten. Derlei Modelle sollen in die anstehende­n Gespräche einfließen.

Bleibt die Frage der Vertretung des Rathausche­fs. Hauptamtli­ch ist dies kraft Amtes Aufgabe Mauchs, ehrenamtli­ch übernehmen die vier Fraktionsc­hefs bürgermeis­terliche Repräsenta­tionsaufga­ben. An Zweiterem soll sich nichts ändern. Bei der Führung der Verwaltung im Vertretung­sfall aber kann sich der Rathausche­f ebenfalls verschiede­ne Modelle vorstellen: entweder eines mit zwei gleichbere­chtigten Dezernente­n oder eines mit klarer Vertretung­sregelung durch einen der beiden.

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