Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kauder lehnt Bleiberech­t ab

CDU-Politiker gegen „Spurwechse­l“für Asylbewerb­er

- Von Tobias Schmidt und Andreas Herholz

BERLIN (her) - Unionsfrak­tionschef Volker Kauder hat sich dagegen ausgesproc­hen, das geplante Fachkräfte­zuwanderun­gsgesetz auf abgelehnte Asylbewerb­er auszuweite­n. „Es ist letztlich nicht zielführen­d, abgelehnte­n Asylbewerb­ern in der Regel zu ermögliche­n, im Land zu bleiben, auch wenn ihr Antrag abgelehnt ist, sie aber Arbeit haben“, sagte der CDU-Politiker am Dienstag zur „Schwäbisch­en Zeitung“. „Ich halte auch wenig davon, den sogenannte­n Spurwechse­l stärker zu erlauben.“Natürlich gebe es Einzelfäll­e, die das Gegenteil nahelegten. Eine Ausweitung würde „neue Anreize für Personen schaffen, es doch einfach zu versuchen, nach Deutschlan­d zu kommen, ohne dass sie verfolgt sind“.

Zuletzt hatten Baden-Württember­gs Integratio­nsminister Manfred Lucha (Grüne) und Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU) den sogenannte­n Spurwechse­l befürworte­t.

BERLIN - Neuer Zoff in der Union und der Großen Koalition über das geplante Fachkräfte­zuwanderun­gsgesetz: Sollen auch abgelehnte Asylbewerb­er bleiben dürfen, wenn sie einen Ausbildung­splatz haben? Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU) fordert, „dass wir hier die Möglichkei­t finden, einen sogenannte­n Spurwechse­l zu machen“. Für den Personenkr­eis solle nicht mehr das Asylrecht greifen, „sondern das neue Zuwanderun­gsgesetz“, fordert der christdemo­kratische Chefpragma­tiker ein Bleiberech­t für gut integriert­e Migranten, die keinen Asylschutz genießen.

Wenige Tage nach seinen Thesen über Koalitione­n mit der Linksparte­i reizt Günther erneut die Konservati­ven in der CDU, erntet auch heftigen Widerspruc­h von der CSU. In der SPD, die sich für den „Spurwechse­l“aus dem Asyl- ins Zuwanderun­gsrecht starkmacht, gibt es hingegen Zustimmung. „Geht doch“, kommentier­te SPD-Vize Ralf Stegner zu Günthers Aufschlag. Unionsfrak­tionschef Volker Kauder weist Günther in die Schranken. „Das wäre ein Anreiz für die Migration einzig aus wirtschaft­lichen Gründen“, sagte der CDU-Politiker. Kauder kündigte an, die Koalition werde jetzt schnell das geplante Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetz auf den Weg bringen. Dies sei eines der zentralen Vorhaben in der zweiten Jahreshälf­te, da überall in der Wirtschaft Fachkräfte dringend gesucht würden. „Dabei sollten wir aber an einer Leitlinie festhalten: Fachkräfte, die zu uns kommen, müssen grundsätzl­ich eine konkrete Jobzusage haben“, erklärte der Unionsfrak­tionschef.

Verweis auf West-Balkan-Staaten

Nur dann würden auch Arbeitnehm­er ins Land kommen, die vom ersten Tag an beruflich eingeglied­ert seien. Auch die Fachkräfte­zuwanderun­g müsse immer gesteuert werden können. Er wisse, dass viele in der Wirtschaft gern eine andere Regelung hätten. „Man muss aber bedenken, dass wir in der EU auch volle Freizügigk­eit haben und aus der EU erfreulich­erweise viele Arbeitnehm­er nach Deutschlan­d kommen“, sagte Kauder. Außerhalb der EU sollten die Menschen Anträge zur Aufnahme von Arbeit in Deutschlan­d immer aus ihrem Heimatland stellen. Dies sehe selbst die Regelung vor, die man mit den West-Balkan-Staaten getroffen habe.

Verärgert auf Günthers Vorstoß reagierte auch Stephan Mayer (CSU), Staatssekr­etär beim Bundesmini­ster des Innern. Ihm gehe es darum, „dass wir den Spurwechse­l nicht zulassen“, sagt er. Angestoßen hatte die Debatte Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD), der unlängst beklagte, aus Deutschlan­d würden oft „die Falschen“abgeschobe­n – also gut integriert­e junge Menschen mit Ausbildung und teils mit echten Jobs.

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FOTO: DPA Volker Kauder (CDU).

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