Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ärger um Bildungspl­attform Ella dauert an

Abgeordnet­e im Landtag kritisiere­n IT-Dienstleis­ter und sehen Fehler bei Ministerie­n

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Hat die digitale Bildungspl­attform Ella noch eine Zukunft? „All unsere bisherigen Erkenntnis­se sprechen immer deutlicher für einen Neustart des Projekts“, erklärt die FDP-Fraktion im Stuttgarte­r Landtag. Fast 200 Fragen hatten die Bildungsex­perten der fünf Fraktionen an den Entwickler Iteos geschickt. Die Antworten scheinen die Zweifel am Erfolg zu verstärken.

Im Februar sollte die Elektronis­che Lehr- und Lernassist­enz (Ella) an Baden-Württember­gs Schulen starten. Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) hat dies kurz zuvor wegen „gravierend­er Mängel“gestoppt. Seitdem ringt der Bildungsau­sschuss des Landtags darum zu erfahren, was bei dem Millionenp­rojekt alles schief lief.

Ihre Fragen haben die Abgeordnet­en nun vom IT-Dienstleis­ter Iteos beantworte­t bekommen. Dieser war von der Landesbehö­rde BitBW, die dem Innenminis­terium untersteht, mit der Ella-Entwicklun­g beauftragt worden. Für die SPD haben Kultusund Innenminis­terium sowie BitBW bei Leitung und Kontrolle versagt. Ein Kritikpunk­t: Iteos arbeitete lange auf Basis eines Letters of Intent – einen Vertrag gab es nicht.

„Die Projektpar­tner konnten sich monatelang nicht einigen, was im Vertrag genau drinstehen soll und haben daher einfach keinen gemacht“, kritisiert Daniel Born (SPD). Iteos führt in den Antworten eine ganze Liste von strittigen Punkten auf, darunter neue Anwendunge­n und Funktionen, die im Letter of Intent nicht formuliert, für einen Vertrag aber gewünscht gewesen seien. Kultusmini­sterin Eisenmann und Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) hätten Warnsignal­e ignoriert. Die FDP spricht von „organisier­ter Nichtveran­twortung“.

Unklar ist zudem, ob Iteos die geforderte­n Leistungen noch erbringen kann. Ein Subunterne­hmer aus Walldorf ist inzwischen von der kalifornis­chen Firma Veritas gekauft worden. Die Ministerie­n haben Iteos verordnet, bis zum 31. August mit Veritas einen Vertrag über Leistungen abzuschlie­ßen, die noch nachgelief­ert werden müssen. Klappt das nicht, hat Eisenmann angekündig­t, das Projekt einzustamp­fen. Laut einem Iteos-Sprecher sei ein erstes Treffen konstrukti­v verlaufen. Weitere seien aber noch nötig.

Unmut über getrennte Termine

Die Abgeordnet­en ärgern sich, dass Iteos die grün-schwarzen Regierungs­fraktionen zu einem Gespräch am 31. August, die Opposition zu einem am 3. September eingeladen hat. „Ich werde an keinem getrennten Termin teilnehmen“, sagt Siegfried Lorek (CDU). Er kritisiert die IteosVorst­ände Stefan Dallinger (CDU), Landrat des Rhein-Neckar-Kreises, und Frank Mentrup (SPD), Karlsruhes Oberbürger­meister, die zum Gespräch eingeladen haben. „Wenn die noch immer nicht die politische Brisanz verstanden haben, müssen sie sich fragen, ob sie als handelnde Akteure bei Iteos richtig sind.“Auch die Vorsitzend­e des Bildungsau­sschusses, Brigitte Lösch (Grüne), besteht auf einem gemeinsame­n Termin – das habe sie auch Iteos in einem Brief mitgeteilt, so Lösch.

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