Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Pfiffig, dieser Figaro
Brigitte Fassbaender inszeniert „Barbier von Sevilla“bei den Bregenzer Festspielen
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BREGENZ - Heiter, flott, und äußerst unterhaltsam: Die Premiere von „Der Barbier von Sevilla“am Montagabend im Theater am Kornmarkt gestaltete sich als buntes Opern-Erlebnis in einer einfallsreichen Inszenierung. Der passende Rahmen für die junge, internationale Besetzung. Großen Jubel und Ovationen gab es für die Rollendebütanten, die Rossinis anspruchsvolle Komposition virtuos zum Leben erweckten.
Gleich von Beginn an wird der Zuschauer hineingezogen in Rossinis musikalisches Universum. Starke Präsenz und Strahlkraft zeigte der südafrikanische Bariton Martin Mkhize, er ist ein lebenslustiger Figaro, wahrlich das Faktotum der Stadt, und irgendwie auch dieses Stücks. Mkhize vermittelt wie alle Sänger eine erfrischende Leichtigkeit, die Rossinis raffinierte Musik noch stärker hervorhebt.
Skurrile Typen
Regisseurin Brigitte Fassbaender hat bereits im Vorfeld der Premiere verraten, dass es in dieser Komödie gilt die „skurrilen“Typen genau herauszuarbeiten. Denn, wie Dramaturg Olaf A. Schmitt im Programmheft notierte: Obwohl die Rollen als Typen in der Tradition der Commedia dell‘arte konzipiert sind, so verfügen doch alle über ein menschliches Wesen und sind mehr als bloße Stereotype. Da ist zum Beispiel Rosina: Die junge Frau wird von ihrem Vormund Doktor Bartolo gefangen gehalten, der sie heiraten möchte, um an ein Erbe zu gelangen. Doch Rosina klagt nicht nur über ihr Leid, sie kann sich auch gegenüber ihrem Unterdrücker mit ihrer Schlagfertigkeit behaupten. Die aus Bulgarien stammende Mezzosopranistin Svetlina Stoyanova nahm das Publikum sofort für sich ein. Bei ihrer Arie „Contro un cor che accende amore“muss sogar der grimmige Bartolo applaudieren.
Witzige Effekte
Der russische Bass Stanislav Vorobyov braucht als Basilio in seinem Pfaffen-Outfit nur ins Publikum zu blicken, und schon hat er die Lacher auf seiner Seite. Für witzige Effekte sorgen auch die Kostüme und Requisiten von Dietrich von Grebmer. Auch der niederländische Tenor Linard Vrielink als Almaviva und der georgische Bariton Misha Kiria – als einziger kein Rollendebütant – sowie Sopranistin Chen Wang als Berta unterhielten das Publikum bestens. Zum Gelingen der Produktion trugen natürlich auch das Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Daniele Squeo bei. Brigitte Fassbaenders Inszenierung ist bei aller Verspieltheit mit vielen witzigen Details stimmig. Sie lässt ihre lange Bühnenerfahrung als Sängerin spürbar in ihre Regiearbeit einfließen.