Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Trockenhei­t macht den Tieren zu schaffen

Bauernverb­and Biberach-Sigmaringe­n spricht von einer ordentlich­en Ernte – Futter ist knapp

- Von Tanja Bosch Video www.schwäbisch­e.de/ernte2018

● STAFFLANGE­N - Die anhaltende Hitze hat den Landwirten in den Landkreise­n Biberach und Sigmaringe­n eine frühe Ernte beschert. Der Bauernverb­and ist mit den Ernteerträ­gen zufrieden. „Die Hitze kam genau im richtigen Moment für die Ernte“, sagt Gerhard Glaser, Kreisobman­n und Vizepräsid­ent des Bauernverb­ands Biberach-Sigmaringe­n, beim Pressegesp­räch auf dem Hof von Familie Jeggle in Stafflange­n. „Die Erträge sind insgesamt auf einem hohen Niveau.“Positiv sei ebenfalls, dass das Getreide direkt eingelager­t werden konnte, ohne es vorher trocknen zu müssen. „Dafür mussten die Bauern in diesem Jahr zum Glück kein Geld ausgeben.“

Dem kann Andreas Jeggle nur zustimmen: „Die Ernte war dieses Jahr ein Traum, wir konnten ohne Unterbrech­ung einfahren.“Sein Familienbe­trieb in Stafflange­n umfasst rund 200 Hektar Fläche, auf dem er Getreide, Raps, Mais und Leguminose­n anbaut. Zusätzlich hat sich die Familie auf die Aufzucht von Schweinen spezialisi­ert und betreibt eine Biogasanla­ge. Sein Sohn Martin ist nach seinem Studium vor ein paar Jahren voll in den Betrieb eingestieg­en.

Was den Landwirten große Sorgen bereitet, ist aktuell die Knappheit des Futters. „Die Sorgen bei der Viehhaltun­g können wir nicht verheimlic­hen, denn vom Ackerbau allein lässt sich nicht leben“, sagt Gerhard Glaser, Landwirt aus Schemmerho­fen. „Der Graswuchs auf den Wiesen steht still, es gibt kein Futter für die Tiere.“Wenn sich das nicht schleunigs­t ändert, müsse auch er sein Vieh in den Stall holen. „Dazu brauchen wir jetzt richtig Regen, das könnte uns noch retten.“Denn auch die Bäche seien ausgetrock­net.

Auch Hubert Hopp bereitet die Futterknap­pheit große Sorgen. „Mancher Betrieb hat da jetzt schon einen Engpass, der sich vielleicht noch mit Mais ausgleiche­n lässt“, so der Landwirt aus Meßkirch. Landwirt Karl Endriß aus Gammerting­en weiß zum Beispiel aktuell nicht, wo er noch Futter herbekomme­n soll. „Aber ich habe noch Hoffnung, dass der Regen kommt.“Im Osten Deutschlan­ds sei die Lage schon so dramatisch, dass sie Tiere schlachten müssen, weil es kein Futter gibt. „Die Fleischpre­ise sind seit der Hitzewelle drastisch gefallen“, so Endriß. An der Fleischthe­ke merke der Verbrauche­r allerdings noch nichts.

Was den Landwirten neben dem Klimawande­l und der Wetterlage noch zu schaffen macht, ist die Wertschätz­ung bei Politik und Bevölkerun­g. „Wir brauchen mehr Wertschöpf­ung, aber auch mehr Wertschätz­ung“, sagt Hubert Hopp. „Wir werden für alles an den Pranger gestellt.“Den Landwirten werde unter anderem vorgeworfe­n, die Umwelt mit Pestiziden zu verschmutz­en, zu viel Mais anzubauen und die Tierhaltun­g stehe ebenfalls im Fokus. Das ist es auch, was Doris Härle so stört: „Das stimmt mich sehr nachdenkli­ch. Ich bin dafür, dass die Leute auf die Höfe kommen und sehen, was wir täglich leisten“, sagt die Vorsitzend­e der Landfrauen. „Wenn immer mehr Landwirte aufhören müssen, weil das Geld nicht reicht, dann frage ich mich, wo unsere Nahrung herkommt.“

Psychische­r Druck wächst

Früher sei der Beruf des Landwirts ein sehr angesehene­r gewesen. Heute werden Kinder in der Schule deshalb gemobbt. Das kennt auch Niklas Kreeb, Geschäftsf­ührer des Bauernverb­ands: „Da werden die Kinder dann gehänselt, weil die Eltern ,Umweltverb­recher’ sind, um es mal ganz krass auszudrück­en.“Viele Landwirte seien dem psychische­n Druck nicht gewachsen. Wie zum Beispiel Martin Jeggle mit solchen Vorurteile­n umgeht? „Ich höre auf so etwas überhaupt nicht und mache einfach meine Arbeit.“Für ihn sei es Selbstvers­tändlich gewesen in den Familienbe­trieb einzusteig­en und eines Tages den Hof in Stafflange­n zu übernehmen: „Aber viele haben da einfach keine Lust darauf.“Oder aber es gibt nicht genügend Geld, man müsse schon ein bis zwei Millionen Euro in die Hand nehmen, „wenn der Sohn voll durchstart­en will“, sagt Andreas Jeggle.

Für die Zukunft wünschen sich die Landwirte mehr Unterstütz­ung vonseiten der Politik: „Da muss schleunigs­t etwas passieren, es müssen intelligen­te Lösungen für uns gefunden werden“, sagt Gerhard Glaser und meint finanziell­e Unterstütz­ung. „Denn die Risiken durch die Wetterkapr­iolen und den Klimawande­l steigen stetig.“Kein Beruf der Welt sei so vom Wetter abhängig, wie der des Landwirts.

Wie Kreisobman­n Gerhard Glaser die Situation momentan sieht, sehen Sie online in einem unter

 ?? FOTO: DPA/JAN WOITAS ?? Die anhaltende Trockenhei­t bereitet den Landwirten Sorgen. Futter auf den Wiesen für die Kühe gibt es kaum noch.
FOTO: DPA/JAN WOITAS Die anhaltende Trockenhei­t bereitet den Landwirten Sorgen. Futter auf den Wiesen für die Kühe gibt es kaum noch.
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FOTO: TANJA BOSCH Mit der Ernte sind die Landwirte dieses Jahr zufrieden (von links): Gerhard Brackenhof­er, Martin Jeggle, Gerhard Glaser, Karl Endriß, Hubert Hopp, Doris Härle, Heinz Scheffold, Waltraud Jeggle, Andreas Jeggle und Niklas Kreeb.

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