Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Glücksgefü­hle im Wurzacher Rathaus

Kämmerer legt positiven Finanzberi­cht vor – Trotzdem sei kein Raum für Steuersenk­ungen

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Finanziell steht die Stadt Bad Wurzach zurzeit sehr gut da. Bei der Vorstellun­g des aktuellen Finanzberi­chts wiesen Kämmerer Stefan Kunz und Bürgermeis­terin Alexandra Scherer (CDU) Forderunge­n nach Steuersenk­ungen trotzdem zurück.

Es gab Jahre, da verdunkelt­en sich die Mienen von Stadtoberh­aupt und Stadträten, wenn der aktuelle Finanzberi­cht auf der Tagesordnu­ng stand. Seit jedoch die Wirtschaft „brummt“, ist das ganz anders. Bürgermeis­terin Scherer lächelte, als Kunz den Finanzberi­cht fürs zweite Quartal vorlegte, und die Stimmung im Sitzungssa­al war allgemein entspannt.

Die Zahlen, die der Kämmerer nannte, gaben dazu auch allen Anlass. Vor allem die Gewerbeste­uer sprudelt weiter kräftig. 7,019 Millionen Euro flossen durch sie vergangene­s Jahr in die Kassen der Stadt. Gewohnt zurückhalt­end hatte Kunz für 2018 mit einer Einnahme von 6,0 Millionen Euro gerechnet. Stand heute werden es wohl 9,2 Millionen Euro bis Jahresende werden. „Wir sind sehr glücklich, dass unsere Betriebe eine so gute Entwicklun­g nehmen“, sagte Kunz.

Weil die Stadt bei mehr Einnahmen aus dieser Quelle auch mehr davon an Bund und Land abführen muss (rund 600000 Euro zusätzlich), bleiben zwar unterm Strich nicht die gesamten 3,2 Millionen in städtische­r Hand. Aber auch über die nicht eingeplant­en 2,6 Millionen Euro zusätzlich ist man im

Rathaus sehr glücklich.

Gehälter sind größter Posten

Zumal man bei allen anderen Einnahmen wie zum Beispiel Umsatzund Einkommens­steuer auf Kurs liege, wie Kunz weiter ausführte. Und für die Ausgaben gilt das gleicherma­ßen. Der größte Posten sind da die Löhne und Gehälter der Rathausbed­iensteten (fast 8,6 Millionen Euro). Auch hier läuft alles nach Plan, vor allem dank einer Tariferhöh­ung, die mit 3,4 Prozent unter dem Ansatz von Kunz (4,0) lag.

„Die Stadt Bad Wurzach hat deswegen aber nun kein Geld übrig“, betonte Kunz in seiner Zusammenfa­ssung, wohl ahnend, dass diese gute Finanzlage Begehrlich­keiten weckt. Denn zum einen hat die Stadt zur Finanzieru­ng anstehende­r Investitio­nen eine große Entnahme aus ihren Rücklagen, für 2019 sogar eine neue Kreditaufn­ahme geplant. Das nun eingehende zusätzlich­e Geld diene also zuallerers­t dazu, das „Sparbuch“zu schonen und Neuverschu­ldung zu vermeiden, führte der Kämmerer aus.

Dazu komme, so Kunz, die Kehrseite der konjunktur­ellen Hochphase. Und das ist vor allem die Kostenstei­gerung im Baugewerbe. Durch sie werden viele Projekte teurer als geplant. Das hatte auch Alexandra Scherer im Blick, als sie mahnte, „wir müssen mit dem Geld der Steuerzahl­er verantwort­ungsvoll umgehen“.

Das weiß auch Stadtrat KarlHeinz Buschle (Freie Wähler). Trotzdem sieht er Spielraum für Steuersenk­ungen, vor allem bei der Gewerbeste­uer. Selbst zeitlich begrenzt wäre dies „ein Signal an die Wirtschaft, dass wir eine gewerbefre­undliche Kommune sind. Das würde uns gut zu Gesicht stehen.“Kunz und Scherer mochten sich mit dieser Forderung nicht anfreunden. Der Kämmerer sieht bereits die kommunal finanziert­e Glasfaserv­ersorgung der Gewerbegeb­iete als ein solches „ganz wichtiges Signal“an. „Dafür nehmen wir richtig Geld in die Hand.“Er gab auch zu bedenken, dass die Stadt bei Steuersenk­ungen Gefahr laufe, Fördergeld­er aus dem Ausgleichs­stock für finanzschw­ache Gemeinden nicht mehr zu bekommen. Zudem liege die Stadt Bad Wurzach mit ihren Steuersätz­en für das Gewerbe sowieso unter dem Landesdurc­hschnitt.

„Wir haben im Vorfeld über Steuersenk­ungen gesprochen“, sagte die Bürgermeis­terin, „aber vor allem die Gefahr, dass wir Zuschüsse verlieren würden“, habe dagegenges­prochen. Buschle forderte die Verwaltung auf, bis zur nächsten Haushaltsd­ebatte eine Liste vorzulegen, was an Ausgleichs­stock-Zuschüssen verloren gehen würde. „Ich glaube, das ist nicht so viel.“

Stadtrat Armin Willburger (Freie Wähler) sprach sich für eine Senkung der Grundsteue­r B aus. „Da liegen wir mit unserem Hebesatz über dem Durchschni­tt.“Hansjörg Schick (CDU) warf schließlic­h noch in die Diskussion, zu überlegen, ob man geplante Investitio­nen in Zeiten schlechter­er Konjunktur, wenn also Baupreise wieder sinken, strecken könnte.

„Da liegen wir mit unserem Hebesatz über dem Durchschni­tt.“Stadtrat Armin Willburger

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