Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
E-Sport: Sind Computerspiele Sport?
Bad Waldseer Sportfunktionäre diskutieren über die Definition von Sport und eigene E-Sport-Abteilungen
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BAD WALDSEE - Eine interessante Diskussion hat sich bei der Hauptversammlung der Sportgemeinschaft (SG) unter den Bad Waldseer Sportfunktionären entsponnen. Die Ausgangsfrage lautete, ob E-Sport, also der Wettkampf am Computer oder der Spielekonsole, Sport ist und folglich in Sportvereinen angeboten werden sollte. Die Meinungen ging weit auseinander.
Wie SG-Vize Ulrich Gassner erläuterte, bat der Sportkreis Ravensburg darum, die Thematik in die Vereine zu tragen, um dort ein aktuelles Stimmungsbild zur Diskussion einzuholen. „Ist E-Sport Sport in unserem Sinne oder nicht?“, wollte Gassner wissen und stellte seine Gedanken dazu vor. Er persönlich habe im ersten Moment „Magengrummen“gehabt und sich schwer getan, E-Sport als Sport anzuerkennen. „Aber es gibt auch Dart und Schach als Sportarten, die von der motorischen Aktivität eher begrenzt sind“, meinte Gassner. Wie stehe es da um die schnellen Bewegungen bei Tastenkombinationen? Er ließ die Frage unbeantwortet und stellte den größten Nachteil der ESport-Bewegung vor: „Bei Kindern und Jugendlichen hat Sport eine Bildungsund Erziehungsfunktion. Manche Computerspiele können dem entgegenwirken, da auch Ego-Shooter unter E-Sport fallen.“
Bekanntlich wird E-Sport im Koalitionsvertrag von Union und SPD als Sport anerkannt und die olympische Perspektive unterstützt. FranzDaniel Pfaff, Vorstand des TC Gaisbeuren, wies darauf hin, dass der Deutsche Olympische Sportbund ESport „noch nicht als Sport gekennzeichnet hat“und die Veranstaltungen eher einen „Eventcharakter“aufweisen. Ob E-Sport „tatsächlich Sport in unserem Sinne ist, daran habe ich so meine Zweifel“, sagte Anton Gasser vom SV Haisterkirch und schüttelte ungewiss den Kopf. TGVorstand Christof Rauhut könnte sich eine eigene Abteilung nur dann vorstellen, wenn die Spiele in einer Halle stattfinden und sich die ESportler dazu in der Halle bewegen. Er gab aber auch zu verstehen, dass viele Erwachsene eher Interesse daran hätten, den Nachwuchs vom Computer wegzubekommen, anstatt die Zöglinge weitere Stunden vor dem Bildschirm zu sehen.
Thomas Schuhmacher vom SV Reute machte deutlich, dass er zwar kein Freund von E-Sport sei, es aber viele Befürworter gebe, die den Schach-Vergleich heranziehen und Computerspiele damit ebenfalls als Sport ansehen. „An uns wurde schon der Wunsch herangetragen, einen ESport-Spieleabend in der Halle auszutragen. Bei den Jüngeren ist da auf jeden Fall Interesse da“, betonte Schuhmacher und schlug vor, dass ESportler einen eigenen Verein gründen. Eckart Knof, Mitorganisator des Bad Waldseer Lauffiebers, sah für die Konsolenspieler bei den klassischen Sportvereinen keinen Platz und keine Notwendigkeit.
SG-Vorstand Markus Fürst bat die Vereinsfunktionäre darum, das Thema in den Vereinen zu besprechen und bis Ende Oktober eine Rückmeldung zu geben. Die gesammelten Stellungnahmen würden dann an den Sportkreis Ravensburg weitergegeben.
„Zocken“, so nennen Computerspieler ihr Hobby. Was für manchen nach einer Freizeitbeschäftigung für Nerds klingt, ist für andere Lebensinhalt, Beruf oder Erinnerung an alte Zeiten. Ein aktiver und ein ehemaliger Profi aus der Region erzählen von ihrer E-Sport-Karriere; zu erleben im interaktiven Storytelling auf