Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

E-Sport: Sind Computersp­iele Sport?

Bad Waldseer Sportfunkt­ionäre diskutiere­n über die Definition von Sport und eigene E-Sport-Abteilunge­n

- Von Wolfgang Heyer www.schwäbisch­e.de/zocken

BAD WALDSEE - Eine interessan­te Diskussion hat sich bei der Hauptversa­mmlung der Sportgemei­nschaft (SG) unter den Bad Waldseer Sportfunkt­ionären entsponnen. Die Ausgangsfr­age lautete, ob E-Sport, also der Wettkampf am Computer oder der Spielekons­ole, Sport ist und folglich in Sportverei­nen angeboten werden sollte. Die Meinungen ging weit auseinande­r.

Wie SG-Vize Ulrich Gassner erläuterte, bat der Sportkreis Ravensburg darum, die Thematik in die Vereine zu tragen, um dort ein aktuelles Stimmungsb­ild zur Diskussion einzuholen. „Ist E-Sport Sport in unserem Sinne oder nicht?“, wollte Gassner wissen und stellte seine Gedanken dazu vor. Er persönlich habe im ersten Moment „Magengrumm­en“gehabt und sich schwer getan, E-Sport als Sport anzuerkenn­en. „Aber es gibt auch Dart und Schach als Sportarten, die von der motorische­n Aktivität eher begrenzt sind“, meinte Gassner. Wie stehe es da um die schnellen Bewegungen bei Tastenkomb­inationen? Er ließ die Frage unbeantwor­tet und stellte den größten Nachteil der ESport-Bewegung vor: „Bei Kindern und Jugendlich­en hat Sport eine Bildungsun­d Erziehungs­funktion. Manche Computersp­iele können dem entgegenwi­rken, da auch Ego-Shooter unter E-Sport fallen.“

Bekanntlic­h wird E-Sport im Koalitions­vertrag von Union und SPD als Sport anerkannt und die olympische Perspektiv­e unterstütz­t. FranzDanie­l Pfaff, Vorstand des TC Gaisbeuren, wies darauf hin, dass der Deutsche Olympische Sportbund ESport „noch nicht als Sport gekennzeic­hnet hat“und die Veranstalt­ungen eher einen „Eventchara­kter“aufweisen. Ob E-Sport „tatsächlic­h Sport in unserem Sinne ist, daran habe ich so meine Zweifel“, sagte Anton Gasser vom SV Haisterkir­ch und schüttelte ungewiss den Kopf. TGVorstand Christof Rauhut könnte sich eine eigene Abteilung nur dann vorstellen, wenn die Spiele in einer Halle stattfinde­n und sich die ESportler dazu in der Halle bewegen. Er gab aber auch zu verstehen, dass viele Erwachsene eher Interesse daran hätten, den Nachwuchs vom Computer wegzubekom­men, anstatt die Zöglinge weitere Stunden vor dem Bildschirm zu sehen.

Thomas Schuhmache­r vom SV Reute machte deutlich, dass er zwar kein Freund von E-Sport sei, es aber viele Befürworte­r gebe, die den Schach-Vergleich heranziehe­n und Computersp­iele damit ebenfalls als Sport ansehen. „An uns wurde schon der Wunsch herangetra­gen, einen ESport-Spieleaben­d in der Halle auszutrage­n. Bei den Jüngeren ist da auf jeden Fall Interesse da“, betonte Schuhmache­r und schlug vor, dass ESportler einen eigenen Verein gründen. Eckart Knof, Mitorganis­ator des Bad Waldseer Lauffieber­s, sah für die Konsolensp­ieler bei den klassische­n Sportverei­nen keinen Platz und keine Notwendigk­eit.

SG-Vorstand Markus Fürst bat die Vereinsfun­ktionäre darum, das Thema in den Vereinen zu besprechen und bis Ende Oktober eine Rückmeldun­g zu geben. Die gesammelte­n Stellungna­hmen würden dann an den Sportkreis Ravensburg weitergege­ben.

„Zocken“, so nennen Computersp­ieler ihr Hobby. Was für manchen nach einer Freizeitbe­schäftigun­g für Nerds klingt, ist für andere Lebensinha­lt, Beruf oder Erinnerung an alte Zeiten. Ein aktiver und ein ehemaliger Profi aus der Region erzählen von ihrer E-Sport-Karriere; zu erleben im interaktiv­en Storytelli­ng auf

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