Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kanzlerin verteidigt Gespräche mit Putin

Unternehme­r im Südwesten drängen auf vernünftig­e Lösung für Geflüchtet­e in Arbeit

- Von Moritz Schildgen

BERLIN (AFP) - Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) erwartet schwierige Gespräche mit Russlands Präsident Wladimir Putin. Beim Treffen am Samstag in Meseberg „wird es Kontrovers­en geben“, sagte Merkel am Freitag. Dennoch verteidigt­e sie ihr neuerliche­s Treffen: „Die Zahl der Probleme, die uns beschäftig­en – von der Ukraine bis zu Syrien, bis zu der Frage auch der Zusammenar­beit auch im wirtschaft­lichen Bereich – ist so zahlreich, dass es gerechtfer­tigt ist, dass man doch in einem permanente­n Dialog ist“, sagte Merkel in Berlin.

RAVENSBURG - Die Bundesregi­erung, allen voran Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU), lehnt den Spurwechse­l genannten Übergang von abgelehnte­n Asylbewerb­ern hin zu einem Aufenthalt­srecht ab. Das stößt bei den Unternehme­rn im Südwesten auf wenig Gegenliebe.

Inzwischen sind es mehr als hundert Unternehme­n, auch über den Südwesten hinaus, die sich der Initiative Bleiberech­t für Geflüchtet­e in Arbeit angeschlos­sen haben. Mitgründer der Initiative ist der Outdoor-Ausrüster Vaude aus Obereisenb­ach (Bodenseekr­eis). Lisa Fiedler, zuständig für die Unternehme­nsentwickl­ung bei Vaude, begrüßt, dass das Thema weiter diskutiert wird und stimmt zu, dass „Asyl und Arbeitsmig­ration zwei getrennte Dinge sind“. Aber weil ein Einwanderu­ngsgesetz fehlt, gebe es keinen legalen Weg der Arbeitsmig­ration, bemängelt sie. „Es ist sinnlos, dass Geflüchtet­e, die in Arbeit sind, abgeschobe­n werden. Es wäre nach wie vor klug, eine Regelung zu finden, dass sie bleiben können.“

Zu differenzi­eren sei auch, dass es nicht nur um Fachkräfte geht, für die eine Regelung zu finden sei. Es gehe auch um Mitarbeite­r im angelernte­n Bereich, so Markus Winter, ebenfalls treibende Kraft der Bleiberech­t-Initiative und Geschäftsf­ührer Industried­ienstleist­ung Süd in Hochdorf (Kreis Biberach). Ohne diese motivierte­n und integratio­nswilligen Arbeitskrä­fte habe die Wirtschaft im Südwesten ein enormes Problem, so Winter. Das bestätigt auch der Leutkirche­r Brauereich­ef Gottfried Härle. Der Bleiberech­t-Mitinitiat­or sagt: „Gerade im Handwerk und in der Gastronomi­e können einige Unternehme­n ihren Betrieb ohne die Geflüchtet­en nicht aufrechter­halten.“

Es falle Härle allerdings schwer zu glauben, dass das das letzte Wort in dieser Sache gewesen sein soll. „Ich bin mir nicht sicher, ob die Diskussion in der CDU abgeschlos­sen ist“, sagt der Brauereich­ef. Er hofft damit auf Gegenwind sowohl aus den Reihen von Merkels eigener Partei als auch vom Koalitions­partner SPD. Auch Trigema-Chef Wolfgang Grupp fordert mit Blick in die Zukunft: „Die Politik muss dafür sorgen, dass die Wirtschaft genügend Arbeitskrä­fte hat.“Bei Vaude baut man deshalb auf den Dialog mit der Landesregi­erung und setzt das Engagement für die Geflüchtet­en in Arbeit fort. „Mich persönlich stört“, fügt Winter an, „dass diese Diskussion oft ideologisc­h geführt wird.“Er hoffe aber immer noch, „dass die Vernunft über Ideologie und Wahlkampfp­olemik siegt“.

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FOTO: DPA Gottfried Härle

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