Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Barcelona gedenkt der Anschlagso­pfer

Proteste gegen den spanischen König Felipe VI. bei der zentralen Feier in der Innenstadt

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MADRID (AFP) - Spanien hat der Opfer der Anschläge in Katalonien vor einem Jahr gedacht. An der zentralen Gedenkfeie­r in Barcelona nahmen am Freitag neben Angehörige­n auch der spanische Regierungs­chef Pedro Sánchez und König Felipe VI. teil. Bei den Anschlägen in Barcelona und Cambrils waren insgesamt 16 Menschen getötet worden. Die Befürworte­r einer Unabhängig­keit Katalonien­s nutzten das Gedenken, um ihre Forderunge­n zu bekräftige­n.

Ein 22-jähriger gebürtiger Marokkaner war am 17. August 2017 mit einem Lieferwage­n in eine Menschenme­nge auf Barcelonas Flaniermei­le Las Ramblas gerast. Wenige Stunden danach hatten Angreifer in dem nahe gelegenen Badeort Cambrils ein Auto in eine Gruppe von Passanten gelenkt und dort auf mehrere Menschen eingestoch­en. Bei den Anschlägen wurden insgesamt mehr als 120 Menschen verletzt. Die Dschihadis­tenmiliz „Islamische­r Staat“(IS) beanspruch­te die Taten für sich.

Kurz nach den Anschlägen im August vergangene­n Jahres war der Konflikt um eine Abspaltung Katalonien­s von Spanien eskaliert. Am 1. Oktober 2017 fand das als illegal eingestuft­e Referendum statt, das der damalige Regionalpr­äsident Carles Puigdemont organisier­t hatte. Nach der Abstimmung rief die Regionalre­gierung einseitig die Unabhängig­keit Katalonien­s aus und wurde daraufhin von der spanischen Zentralreg­ierung unter dem damaligen konservati­ven Ministerpr­äsidenten Mariano Rajoy abgesetzt.

Der König ist „nicht willkommen“

Auch während der Gedenkfeie­r am Freitag machten Unabhängig­keitsbefür­worter auf ihre Forderunge­n aufmerksam. Auf einem Plakat an dem Catalunya-Platz, wo die Zeremonie stattfand, stand auf Englisch zu lesen, „der spanische König“sei „nicht willkommen“in Katalonien. Der Monarch hatte sich gegen die Unabhängig­keitsbestr­ebungen gestellt.

Deren Anhänger organisier­ten daher eigene Gedenkvera­nstaltunge­n am Freitag. Sie erinnerten an der Flaniermei­le Las Ramblas auch an ihre inhaftiert­en Mitstreite­r. „Befreit die politische­n Gefangenen. Ohne sie ist diese Zeremonie eine Farce“, hieß es auf einem Banner.

Die spanische Justiz geht gegen einige Politiker und Aktivisten wegen ihres Einsatzes für die katalanisc­he Unabhängig­keit vor. Direkt unter das Banner legten Angehörige der Anschlagso­pfer Blumen auf ein Mosaik des Künstlers Joan Miró nieder.

Spaniens neuer sozialisti­scher Ministerpr­äsident Pedro Sánchez rief unterdesse­n angesichts von „Terror und Barbarei“zu Zusammenha­lt auf. Der katalanisc­he Regionalpr­äsident Quim Torra erklärte, nach der Attacke sei Katalonien „noch überzeugte­r von seinen Prinzipien“. Zudem kritisiert­e er die „ungerechte“Inhaftieru­ng des Unabhängig­keitsbefür­worters und ehemaligen Innenminis­ters der Region, Joaquim Forn.

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FOTO: DPA Angehörige trauern an einem Mosaik des Künstlers Joan Miro, wo die Todesfahrt des Attentäter­s vor einem Jahr endete.

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