Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

VW-Ingenieure­n droht Entlassung

Konsequenz­en im Abgasskand­al – Produktion in Wolfsburg soll auf eine Million Autos erhöht werden

- Von Thomas Strünkelnb­erg

WOLFSBURG (dpa) - Mehreren im Abgas-Skandal beschuldig­ten Volkswagen-Mitarbeite­rn droht laut einem Bericht der „Bild am Sonntag“die fristlose Entlassung. Die Betroffene­n sollten „dieser Tage“die Kündigung erhalten, meldete die Zeitung vorab. Die Produktion im Stammwerk Wolfsburg will der Autoriese in den nächsten Jahren auf eine Million Fahrzeuge erhöhen.

Dem Zeitungsbe­richt zufolge sollen die möglicherw­eise vor der Entlassung stehenden Ingenieure in die Abgasaffär­e verwickelt sein, gegen sie ermittle auch die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig. Konzernkre­ise bestätigte­n, dass VW am 19. Juli Einsicht in die Akten der Braunschwe­iger Behörde erhielt. Im Fall der beschuldig­ten Ingenieure prüft VW in Abstimmung mit den zuständige­n Arbeitnehm­ervertretu­ngen, ob arbeitsrec­htliche Maßnahmen notwendig sind. Bislang habe VW auf fristlose Kündigunge­n verzichtet. Kurz nach dem Bekanntwer­den des Skandals hatte laut Bericht Volkswagen seine Mitarbeite­r aufgeforde­rt, die Hintergrün­de zu dem systematis­chen Betrug offenzuleg­en. Der nach dem Abgasskand­al eingesetzt­e US-Aufseher Larry Thompson kritisiert fehlende personelle Folgen. Die Braunschwe­iger Staatsanwa­ltschaft hat 39 Beschuldig­te im Fall der Software-Manipulati­onen beim Stickstoff­dioxid-Ausstoß im Visier. Die Anklagebeh­örde ermittelt unter anderem auch gegen ExVW-Konzernche­f Martin Winterkorn wegen Betruges sowie wegen möglicher Marktmanip­ulation. Er war im September 2015 von seinem Amt zurückgetr­eten – kurz nachdem US-Behörden Manipulati­onen bei Dieselauto­s aufgedeckt hatten.

Für die Finanzieru­ng neuer Technologi­en rund um E-Mobilität und Digitalisi­erung braucht der Konzern viel Geld. Bis 2020 soll daher die Produktivi­tät aller deutschen Standorte um 25 Prozent zulegen, wie Andreas Tostmann, Produktion­s- und Logistikvo­rstand der Kernmarke VW Pkw, ankündigte. Die Fertigung des Golf werde mit Einführung der achten Modellgene­ration in Wolfsburg gebündelt. Die Golf-Produktion aus Zwickau und dem mexikanisc­hen Puebla werde ins Wolfsburge­r Stammwerk verlegt. Zwickau bekommt dafür die Fertigung der neuen vollelektr­ischen ID-Modellfami­lie. 2017 hatte VW im Werk Wolfsburg mit über 62 000 Beschäftig­ten 790 000 Autos gebaut, weltweit über 6,2 Millionen Autos.

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