Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Soll die Zeitumstel­lung abgeschaff­t werden?

- ●» d.grupe@schwaebisc­he.de ●» b.huettenhof­er@schwaebisc­he.de

Mit der Zeitumstel­lung verhält es sich so: Nehmen wir an, ein Mann sitzt jeden Abend am Küchentisc­h, knipst ein Feuerzeug an und schaut in die Flamme, knipst es aus, wieder an, wieder aus ... Bis seine Frau einen Arzt aufsucht und besorgt fragt, ob diese Handlung nicht schädlich sei. Der Mediziner antwortet: „Möglich, aber sicher kann ich es nicht sagen.“Also knipst der Mann das Licht weiter an und aus, immer wieder. Will sagen: Die Zeitumstel­lung, einst in der Hoffnung eingeführt, Energie zu sparen – sie macht keinen Sinn. Und doch wird sie – gegen den Willen einer Mehrheit – angewendet,

USinnloser Dauerbrenn­er Dirk Grupe

m gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Die Zeitumstel­lung kann ruhig so bleiben, wie sie ist. Seit im Jahr 1980 die heute gültige Regelung eingeführt wurde, ist mir kein Tag untergekom­men, an dem sich das Drehen an der Uhr negativ auf mein Befinden ausgewirkt hätte.

In bester Erinnerung sind dagegen Aberhunder­t lange Sommeraben­de auf der Terrasse mit Tageslicht bis nach 22 Uhr. Fühlt sich an wie Urlaub. Klar ist, dass diese Einschätzu­ng eine hochsubjek­tive, von der persönlich­en Situation abhängige Angelegenh­eit ist. Ein Früharbeit­er tut sich mit einer geklauten Stunde im Bett schwerer als ein Spätstarte­r, und seit Jahrzehnte­n. Ein Schildbürg­erstreich, bei dem sich Politiker als Herrscher über die Zeit gerieren können (so viel zum eigentlich­en Grund). Oder wie ein Gegner dieser EU-Richtlinie sagt: „Die Bereitscha­ft, etwas Idiotische­s wieder zurückzune­hmen, ist nicht so hoch entwickelt.“Nun kommt jedoch Bewegung in die Sache. Womit aber noch nicht geklärt wäre, ob bei uns die Sommer- oder die Winterzeit dauerhaft gefällt. Darüber lässt sich diskutiere­n, auch über Jahrzehnte ... wenn Kinder im Haus sind, sieht die Sache auch gleich anders aus. Als Argument flach fällt inzwischen wohl auch die ursprüngli­che Intention der Politik, Energie einsparen zu wollen. Anderersei­ts ist schwer zu verstehen, wie eine hochmobile Gesellscha­ft, in der nicht nur Geschäftsl­eute ständig in der Weltgeschi­chte herumreise­n, ein solches Theater um eine lächerlich­e Stunde machen kann. Gesundheit­liche Folgen sind nach wie vor nicht belegt. Haben Sie eigentlich abgestimmt? Ich nicht. Wir haben Sorgen!

Das Licht am Ende des Tages Bernd Hüttenhofe­r

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