Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kinder unerwünsch­t

Unter 14-Jährige dürfen auf Rügen abends nicht mehr in die Gaststätte „Omas’ Küche“

- Von Hannes Stepputat

BINZ (dpa) - Seit dieser Woche ist das Restaurant „Oma’s Küche“in Binz auf Rügen kinderfrei, jedenfalls ab 17 Uhr. „Mit dem Gedanken gehen wir schon sehr lange schwanger“, sagt Wirt Rudolf Markl. „Es ist irgendwo eine Grenze erreicht, wo wir sagen, es geht einfach nicht mehr.“Es gehe um Kinder, die Gäste am Nebentisch belästigen würden, die an Tischdecke­n zerrten und Rotweinglä­ser umschmisse­n – und Eltern, die nicht eingreifen. „Die quittieren das mit einem Lächeln, essen weiter, und es interessie­rt sie alles nicht.“Es gehe explizit nicht gegen den Nachwuchs, sondern gegen ignorante Eltern, „die ihren Namen tanzen können, aber ihre Kinder nicht mehr im Griff haben“, stellt der Gastronom klar.

Die Reaktionen seien fast ausnahmslo­s gut, berichtet er, jedenfalls, wenn man Facebook ausklammer­e. Aus der Anonymität des sozialen Netzwerkes heraus würde es zahlreiche kritische Meldungen geben, auch solche unter der Gürtellini­e. „Aber das ist ja nicht neu.“Probleme für sein Geschäft erwartet Markl nicht. Aber auch nicht mehr Gäste, da das Restaurant ohnehin immer voll sei. Die Einschränk­ung sei eine Entscheidu­ng für die Gäste, die in Ruhe einen netten Abend verbringen wollten. Er wolle seinen Gästen eine „Oase der Ruhe“bieten.

Das Segment für ausdrückli­ch kinderlose­n Urlaub gebe es im Tourismus schon länger, sagt Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverba­nds. So wie es Familienho­tels gebe, gebe es eben auch Häuser, die sich auf kinderlose­n Urlaub spezialisi­ert hätten. „Natürlich obliegt es jedem selbst, seine Zielgruppe auszuwähle­n.“Ob solche Angebote heute stärker nachgefrag­t werden als früher, kann Schäfer aber nicht sagen. Konkrete Zahlen lägen ihm nicht vor.

Frage der Erziehung

Vorsichtig­er Widerspruc­h kommt vom Präsidente­n des Hotel- und Gaststätte­nverbands Mecklenbur­gVorpommer­n (Dehoga), Lars Schwarz. Grundsätzl­ich stehe es zwar jedem Gastronom oder Hotelbetre­iber frei, seine eigene unternehme­rischen Entscheidu­ngen zu treffen, betont er. „Aber wir zielen in MV auf Kinderfreu­ndlichkeit.“Es gebe viele Häuser, in denen die Kleinen nicht nur toleriert, sondern erwünscht seien. Aber natürlich könnten manche Kinder noch etwas gute Erziehung genießen, räumt auch Schwarz ein.

Für Markl ist die Rolle des polarisier­enden Gastwirts nicht ganz neu. Als er sein Restaurant im Jahr 2007 eröffnete, sei es das erste Nichtrauch­erlokal der Insel gewesen. Das Rauchverbo­t bestand damals noch nicht. „Aber auch das wurde akzeptiert und gut angenommen“, sagt er. Und auch jetzt steht er zu der Entscheidu­ng zur abendliche­n „Kinderfrei­heit“.

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FOTO: DPA Wirt Rudolf Markl verteidigt die abendliche „Kinderfrei­heit“in „Oma’s Küche“.

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