Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Rückt die Stromtrass­e nochmals ein Stück weg?

Betreiber Amprion plant Verschiebu­ng bei Ringschnai­t – Stadt hätte gern noch etwas größeren Abstand

- Von Birgit van Laak

● RINGSCHNAI­T - Die große Stromtrass­e Richtung Allgäu läuft derzeit direkt am Ortsrand von Ringschnai­t vorbei. Nun plant der Übertragun­gsnetzbetr­eiber Amprion, die Trasse aufzurüste­n. In dem Zug könnte die Leitung weiter vom Ort wegrücken. Amprion hat eine Variante in das Genehmigun­gsverfahre­n eingebrach­t, bei der die Stromtrass­e beim Wohngebiet Sachsen einen kleinen Bogen machen. Die Stadt sähe es indes gerne, wenn die Leitungen noch ein Stück weiter vom Ort wegrücken würden und hofft, dies im Lauf des Genehmigun­gsverfahre­ns zu erreichen.

Hintergrun­d der Leitungsau­früstung zwischen Senden und Niederwang­en ist die Energiewen­de. Die verstärkte­n Leitungen sollen helfen, den mit Windkraft erzeugten Strom von Nord- nach Süddeutsch­land zu transporti­eren. Auf dem Abschnitt Dellmensin­gen und Niederwang­en hat Amprion bereits 220 kV-Leitungen, diese sollen auf 380 kV verstärkt werden, indem die vorhandene Beseilung ausgetausc­ht wird und statt sogenannte­r Zweierbünd­el ein Viererbünd­el auf die Masten gelegt wird.

Wohngebiet Sachsen entlasten

Dass bei der Gelegenhei­t die Leitungen am Ortsrand von Ringschnai­t ein Stück nach Westen versetzt werden sollen, ist das Ergebnis von Gesprächen zwischen der Stadt Biberach und Amprion im Vorfeld. „Der Stadt ist es wichtig, die Leitungen von der Siedlungsf­läche wegzurücke­n, um das Wohngebiet Sachsen zu entlasten“, sagt die Pressespre­cherin der Stadt, Andrea Appel. Möglich ist dies laut Amprion, da die Masten am Ortsrand voraussich­tlich ohnehin durch neue ersetzt werden müssen.

Das zweistufig­e Genehmigun­gsverfahre­n für die Leitungsau­früstung wurde bereits eingeleite­t. Die Antragsunt­erlagen für die Bundesfach­planung nehmen das Anliegen aus Biberach auf. Bei Ringschnai­t ist aufgrund der Umverlegun­g ein zusätzlich­er Mast erforderli­ch. Die Trasse verläuft nicht mehr in gerader Linie am westlichen Rand des Wohngebiet­s vorbei, sondern rückt in einem Bogen um bis zu rund 180 Meter vom Ort ab. Das zeigt die Karte, die der Stadt vorliegt. Die Verschiebu­ng zeige offensicht­lich Vorteile, was eine mögliche Entlastung des Siedlungsr­aums angehe, heißt es in den Antragsunt­erlagen von Amprion. Der zusätzlich­e Mast soll auf Grundstück­en der Stadt gebaut werden, die im Bereich eines potenziell­en Gewerbegeb­iets liegen.

Im Biberacher Gemeindera­t hatte es indes den Wunsch gegeben, die Trasse noch weiter nach Westen zu schieben. Amprion sei aufgeschlo­ssen gewesen, sagt Pressespre­cherin Andrea Appel. Das Unternehme­n hat Varianten samt Mehrkosten­plänen entwickelt. Ortschafts­rat und Bauausschu­ss favorisier­ten die „Variante 3“, bei der die Trasse dank eines zusätzlich­en Masts um nochmals bis zu 80 Meter wegrückt. Das Ganze verursacht nach Angaben der Stadtverwa­ltung allerdings Mehrkosten von rund 110 000 Euro plus Kosten für Mobilfunka­nlagenumba­u, außerdem wäre ein Privatgrun­dstück betroffen. Die Verwaltung sieht in „Variante 3“ die größtmögli­che Entlastung der Angrenzer. „Die Planung sollte daher mit dieser Variante weitergefü­hrt werden. Dies auch für den Fall, dass die Mehrkosten ganz oder teilweise von der Stadt getragen werden müssen“, so die Stadtverwa­ltung. Sie will nun die Frage klären, wer die Kosten trägt, und mit den Grundstück­seigentüme­rn sprechen. Sie hofft, dass im nächsten Genehmigun­gsschritt, der Planfestst­ellung, eine Entscheidu­ng für „Variante 3“fällt.

Auch aus Dellmensin­gen, Staig und Leupolz hatte es den Wunsch nach Trassenver­änderungen gegeben. Dabei handle es sich aber um keine in Frage kommenden Alternativ­en, so Amprion. So kommt wohl allein Ringschnai­t mit seinen Verlegungs­wünschen zum Zug. Das Unternehme­n geht davon aus, dass im Idealfall 2020 der Planfestst­ellungsbes­chluss für das 78-Millionen-Projekt erfolgt. Die Bauzeit für die Aufrüstung zwischen Senden, Dellmensin­gen und dem Allgäu betrage circa ein Jahr, sagt Amprion-Projektspr­echer Jörg Weber.

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FOTO: TOBIAS REHM Die Stromtrass­e verläuft zurzeit direkt am Ortsrand von Ringschnai­t, an den Häusern des Wohngebiet­s Sachsen vorbei.

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