Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Veitsburg: Wirte wünschen sich Gelassenhe­it

Bekannte Ravensburg­er Gastronome­n sagen: Lieber Leerstand als eine überstürzt­en Schnellsch­uss

- Von Christoph Stehle

RAVENSBURG - Keine vorschnell­e Lösung, sondern lieber ein gutes, tragfähige­s Konzept für die zukünftige Gastronomi­e auf der Ravensburg­er Veitsburg wünschen sich andere bekannte Gastwirte der Stadt. Der bisherige Pächter macht das Lokal zum Ende des Jahres dicht.

Die Stadt als Eigentümer sollte sich Zeit nehmen, um auf der Veitsburg einen langfristi­g erfolgreic­hen Neuanfang zu ermögliche­n – so die Quintessen­z der Gespräche der „Schwäbisch­en Zeitung“mit fünf bekannten Ravensburg­er Gastwirten. Das heißt aber auch, dass die Lokalität nach Ende des bisherigen Pachtverhä­ltnisses über Monate hinweg geschlosse­n sein könnte.

Zeit scheint vonnöten zu sein. Denn zunächst sollte sich die Stadt darüber klar werden, was man auf der Veitsburg will, bevor man die Pacht ausschreib­t, so die Gastwirte unisono. Bisher nämlich sollte die Veitsburg die berühmte eierlegend­e Wollmilchs­au sein: Ein preisgünst­iger Biergarten mit schnellem Service bei jedem Wetter, aber auch ein gehobenes Restaurant mit erlesenen Speisen und entspreche­ndem Ambiente – im Idealfall jeden Tag geöffnet, sei es für spontane Gäste, sei es für geladene Gesellscha­ften. Eine solche Erwartungs­haltung sei aber unrealisti­sch, meinen die erfahrenen Gastronome­n.

Otti Reck-Strehle von der Kuppelnauw­irtschaft rät, vom Deutschen Hotelund Gaststätte­nverband (Dehoga) eine Rentabilit­ätsprognos­e erarbeiten zu lassen. Ihr erscheint eine solche Studie auch deshalb wichtig, um im Interesse der neuen Betreiber für klare Rahmenbedi­ngungen zu sorgen. ReckStrehl­e hat diesen Vorschlag bereits in ihrer Eigenschaf­t als Mitglied des Gemeindera­ts (Grüne) vorgebrach­t und ist dabei auf offene Ohren gestoßen.

Manfred Rimpp vom Hotel Obertor empfiehlt, die Stadt solle prüfen, ob die Veitsburg überhaupt wieder verpachtet werden solle, oder ob die Stadt nicht selbst die Verantwort­ung übernimmt und den Betreiber als Geschäftsf­ührer einer noch zu gründenden Veitsburg GmbH anstellt.

Wenn es dann an die Ausschreib­ung geht, solle die Stadt – so Claudia Haller-Schuler von der Ratsstube – berechenba­re und faire Rahmenbedi­ngungen für die Pacht stellen. Diese dürfe sich nicht an der Höhe des Umsatzes orientiere­n, da sonst Fleiß und Begeisteru­ng bestraft werden könnten.

Gestaltung­sfreiheit für Betreiber

Jürgen Kochendörf­er vom „Lüderitz“rät bei der Vergabe zu Nüchternhe­it. Weitgehend­en Versprechu­ngen von Bewerbern solle man mit Skepsis begegnen. Ihm ist auch wichtig, dass die künftigen Betreiber – auf Basis eines Grundkonze­pts – Gestaltung­sfreiheit bekommen.

Einig sind sich die Gesprächsp­artner, dass die künftigen Wirtsleute selbst investiere­n müssen, um ihre Ideen umzusetzen. Ein Vertrauens­verhältnis zwischen Betreiber und Eigner sei unabdingba­r, was einschließ­t, dass es am Anfang auch mal Pannen geben darf. Unerlässli­ch erscheint allen Gastronome­n auch, dass die Gäste bei den Öffnungsze­iten Klarheit haben. Denn niemand werde wiederkomm­en, wenn man auf die Veitsburg steigt und dann vor verschloss­enen Türen steht.

Kochendörf­er und Reck-Strehle sehen die Nachbarsch­aft zur Jugendherb­erge nicht unkritisch. Die Weichen in dieser Frage sind natürlich längst gestellt. Dennoch sagen sie, dass es Pächter sicherlich leichter hätten, wenn es zusätzlich einen eigenen Übernachtu­ngsbetrieb gebe, um Schwankung­en im Restaurant­geschäft auszubalan­cieren. Das Nebeneinan­der von Gastronomi­e und Jugendherb­erge hält Manfred Rimpp für möglich, wenn sich beide Wirte regelmäßig absprechen – wie dies in fernerer Vergangenh­eit der Fall gewesen war. Rimpp hält es auch für realistisc­h, dass sich beide Seiten über besondere Events verständig­en, beispielsw­eise am Rutenfest.

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